Letzter Vorhang der Kemnather Passion 2013 Noch in der Nacht fielen die Bärte

 Foto: red

Es war 22 Uhr am Karfreitag, als Anna Maria Beck und Stefanie Völkl die letzten Töne des Schlussliedes „Pie Jesu“ anstimmten. Kurz zuvor sprach Sebastian Vonhoff die letzten Worte des Epilogs: „Denn im Vertrauen auf Gott hat er sein Leiden getragen und trägt auch unser Leben. Höre! Und lebe in diesem Vertrauen: Gott verlässt dich nicht!“

 
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Damit ging die Kemnather Passion 2013 nach acht (inklusive Generalprobe) ausverkauften Vorstellungen mit insgesamt über 7000 Besuchern zu Ende. Wie schon bei den Aufführungen zuvor spendeten die Zuschauer kräftigen Applaus.

Für die Schauspieler und die Chormitglieder war nach dem Spiel auf der Bühne und dem Gesang von der Seitentribüne allerdings noch nicht Schluss. So wie es eine Premierenfeier gab, wurde auch die gelungene Schlussdarbietung gefeiert – natürlich im Rahmen des an Karfreitag Zulässigen. Aufgetischt wurden im Foyer Fisch- und Lachssemmeln sowie Käsevariationen. Die Stimmung war irgendwo zwischen Freude und Trauer anzusiedeln: Freude darüber, dass die Anstrengungen der vergangenen Proben- und Spielwochen vorbei sind; Trauer darüber, dass damit aber auch ein unvergleichliches Gemeinschaftserlebnis zu Ende geht.

Bart ab

Für die mitwirkenden Männer war das Ende der Passion ein besonderes Ereignis, denn künftig können sie sich wieder ins Gesicht schauen: Der Karfreitag als letzter Vorstellungstag ist nämlich traditionell der Tag, an dem die (Voll-)Bärte fallen. Was sich viele Darsteller über Monate hinweg mühsam haben anwachsen lassen, gehörte innerhalb weniger Minuten der Vergangenheit an. Zwischen Bühne und Tribüne war eine lange Reihe mit Stühlen aufgebaut worden, wo sich die Freiwilligen ihren Bart stutzen oder ganz entfernen lassen konnten.

Unters Schermesser kam auch Jesus-Darsteller Thomas Schöcklmann, die langen Haare behielt er aber vorerst. „Man fühlt sich jetzt fast ein bisschen nackt“, sagte Schöcklmann. Auch Eugen Ponnath kam nicht aus: Der Judas-Darsteller war urplötzlich seinen „Mit-Jüngern“ Roland Müller, Stefan Kopp und Alexander Nickl ausgesetzt, die den „Verräter“ nicht ungeschoren davonkommen ließen.

Die Spielzeit der Passion war mit dem Karfreitag zwar abgeschlossen, die Arbeit damit allerdings noch nicht zu Ende: Bereits am Karsamstag wurde damit begonnen, die Spuren der letzten Monate zu beseitigen – Stühle stapeln, Tribüne und Technik abbauen und Bühne zerlegen war angesagt.

„Meine Erwartungen sind übertroffen worden.“ Die Bilanz der Kemnather Passion fällt bei Bürgermeister Werner Nickl sehr positiv aus. „Mit der Neuinszenierung haben wir den richtigen Weg eingeschlagen“, sagte Nickl. Die sämtlich ausverkauften Vorstellungen würden das eindrucksvoll belegen. Die Nachfrage nach Karten sei wieder deutlich größer gewesen als das vorhandene Angebot. Nickl bemerkte nach eigenen Worten in den vergangenen Monaten einen Gemeinschaftssinn und ein Zusammengehörigkeitsgefühl bei den Mitwirkenden, was es in dieser Intensität noch nicht gegeben habe. Spielleiter Thomas Linkel und Chorleiter Josef Zaglmann hätten dafür gesorgt, so Nickl, dass ein unvergessliches Ereignis auf die Bühne gebracht wurde.

"Einfach irre"

„Jeder hat an seiner Stelle das Beste gegeben“, zog Thomas Linkel nach der letzten Aufführung Bilanz. Viele Akteure hätten auf der Bühne gestanden, obwohl sie von Erkältung und Grippe geplagt gewesen seien. „Das war einfach irre“, stellt Linkel fest. Die Erwartungen, die er sich selbst gesetzt habe, seien erfüllt worden. Natürlich gebe es noch Rollen und Szenen, an denen man weiterarbeiten könne. Auf die Frage, ob er bei der Passion 2018 noch einmal Spielleiter sein wolle, gab Linkel keine eindeutige Antwort: „Es ist noch zu früh, dazu ja oder nein zu sagen. Jetzt dürfen wir alle erst einmal tief durchschnaufen!“ Was in fünf Jahren sei, sei noch völlig offen.

hol

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