Premiere am Pegnitzer Gymnasium: Zum ersten Mal wird eine Frau die Geschicke der Schule leiten. Annett Becker tritt zum 1. August die Nachfolge von Hermann Dembowski an, der in den Ruhestand geht.
Zusätzliche Aufgaben zu übernehmen, habe sie schon immer gereizt, sagt Becker. Denn: "Man wächst mit Ihnen." Vor drei Jahren rückte sie in die erweiterte Schulleitung auf, war hier vor allem für die Unterrichtsplanung und damit auch für den Personalbedarf zuständig. Eine sehr zeitraubende, eine komplexe Aufgabe, sagt sie. Immerhin: "So zehn bis zwölf Stunden durfte und konnte ich auch noch unterrichten." Bereits zuvor hatte sie die Fachbetreuung für den Bereich Chemie inne. "Ich trage gerne Verantwortung, das habe ich rasch gemerkt."
Will sie manches verändern? Eher nicht, so Becker. Denn schließlich stehe die Schule gut da, vieles sei passiert in den vergangenen Jahren: der Schritt zur Inklusionsschule, das Prädikat Schule gegen Rassismus, mit der sozialwissenschaftlichen Ausrichtung ein dritter Ausbildungszweig, dazu Italienisch als spät beginnende Fremdsprache - "wir sind wirklich bestens aufgestellt, wir haben zudem ein sicheres Einzugsgebiet mit konstanten Schülerzahlen".
Sie müsse jetzt erst einmal schauen, "was da genau auf mich zukommt, auch mit den neuen Lehrplänen". Womit wir bei der Dauerdiskussion zum Thema G8 und/oder G9 wären. Da hat Annett Becker zwiespältige Gefühle. Die verkürzte Gymnasialzeit sei trotz der zeitlichen Mehrbelastung mit Nachmittagsunterricht bereits ab der sechsten Klasse nicht automatisch schlecht für die Kinder und deren Entwicklung. Sie sieht ein anderes, ihrer Meinung nach größeres Problem: "Die jungen Menschen hetzen durch ihre Schulzeit und wissen am Ende nach dem Abitur nicht, was sie jetzt eigentlich weiter machen wollen." Das habe mit dem Reifeprozess zu tun, "viele sind dann einfach noch nicht so weit".
Das G9 sei schlichtweg entspannter. Letztlich hänge es aber immer von den Kindern selbst und ihren Eltern ab, welcher Weg im Einzelfall der bessere sei. Annett Becker - verheiratet, ein Kind - freut sich auf ihre Führungsposition, "auch wenn ich schon sehr aufgeregt bin, ich möchte das als gespannte Erwartung bezeichnen". Beworben hat sie sich, weil es um ihre Schule, weil es um Pegnitz geht. Weil sie weiß, was sie vorfindet: "Schüler, die etwas erreichen wollen, mit denen man etwas anfangen kann." Und ein Lehrerkollegium, "das einfach passt, das an einem Strang zieht".
Sie glaubt übrigens, dass künftig immer häufiger Frauen in solche Funktionen berufen werden. Der Trend sei da, das belege schon das Beispiel Bayreuth: "Dort werden schon zwei von fünf Gymnasien von Frauen geführt."
Es ist unverkennbar: Annett Becker fühlt sich wohl in dieser Region, fühlt sich hier verwurzelt. Ihren Wohnsitz hat sie im beschaulichen Unternschreez nahe Bayreuth. Dort finde bald wieder das Backofenfest statt, sagt sie. Und verbindet den Hinweis gleich einer Einladung: "Kommen Sie doch mal vorbei, es lohnt sich".