Erster Bayreuther Hate-Slam "Chronische Verstopfung": Kurier-Redakteure lesen die gemeinsten Leserbriefe vor

Von Christophe Braun

Die Redakteure des Nordbayerischen Kuriers sind unterbelichtet, respektlos und faul. Sie lassen jede gute Kinderstube vermissen. Ihre Rechtschreibung ist mangelhaft bis nicht vorhanden. Der Chefredakteur betreibt Rufmordkampagnen und Taliban-Journalismus. Kurz: Diese Zeitung ist jeden Morgen aufs Neue eine Riesenunverschämtheit. Es lässt sich vieles sagen über verärgerte Kurier-Leser – aber nicht, dass es ihnen an Klarheit, Frechheit und Witz mangelt. Beim ersten Bayreuther Hate-Slam haben Redakteure das Schönste vom Schrecklichen vorgetragen.

 
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Die gemeinsten Leserbriefe sind wahre Kunstwerke. Und obendrein sehr unterhaltsam. Bloß: Im Alltag bekommt sie (fast) keiner zu sehen, geschweige denn zu hören: Beschimpfungen kommen nicht ins Blatt.

Weil diese Kleinode der Gehässigkeit („Betreff: Hate“) zu vergnüglich sind, um einfach weggeworfen zu werden, haben die Kurier-Redakteure sich etwas ausgedacht – und am Mittwoch einen Abend lang das Schönste vom Schrecklichen vorgetragen: auf der Bühne des Zentrums Bayreuth, live, vor ausverkauftem Haus. Wortkräftige Unterstützung erhielten sie dabei von Poetry-Slammer und Stadtschreiber a. D. Volker Strübing. Im Laufe des Abends ging es unter anderem um depressive Rennhühner und die korrekte Verwendung des Bindestrichs, um amoklaufende Friseure und die chronische Verstopfung einer Leserin, um kuriose Heiratsannoncen, Guttenberg, Merkel, einen entführten Zwerghund und das kontinuierlich sinkende Niveau des Kuriers.

„Die Wahrheit von der Wirklichkeit verschwindet bei Ihnen im Papierkorb“, schreibt ein Leser. Nach dem ersten Bayreuther Hate-Slam halten wir hierzu fest: Die Wahrheit von der Wirklichkeit landet beim Kurier nicht im Papierkorb, sondern auf der Lesebühne – vor Publikum und, nicht ganz unwichtig: in unmittelbarer Nähe einer Biertheke.

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