Dötsch wandte sich schriftlich an das Wirtschaftsministerium in München. „Mit großem Erstaunen“ habe er den Artikel des Kuriers gelesen. Er wollte wissen, warum die Gemeinde nicht vor Abschluss des Vertrages mit der britischen Firma oder zumindest zeitnah informiert wurde, welche Gründe es für die Geheimhaltung gibt und mit welchen Beeinträchtigungen während der Untersuchungszeit zu rechnen ist. „Was passiert, wenn die Suche erfolgreich verläuft?“, fragte Dötsch, „ist dann mit Fracking zu rechnen?“ „Wenn ja, wie wird unser Grundwasser geschützt?“, fügte er hinzu.

Auch die Landtags-Grünen fürchteten, dass die Erteilung der Untersuchungslizenz für drei Jahre den Einstieg in das umstrittene Fracking bedeuten könnte. Dabei werden tiefliegende Gesteinsschichten angebohrt und das dort lagernde Gas und Öl mit einem Gemisch aus Sand, Wasser und giftigen Chemikalien gelöst. Umweltschützer fürchten eine Verseuchung des Grundwassers.

Wahrscheinlichkeit auf Gas- und Ölvorkommen zu stoßen, ist gering

Auf der Website von Rose Petroleum, das bis 2013 noch unter dem Namen Vane Minerals firmierte, findet sich das Weidener Projekt unter dem Punkt Anlagebestand („Asset Portfolio“) aufgelistet – zusammen mit zwei Erkundungslizenzen bei Konstanz und Biberach. Das berichtete der Bayerische Rundfunk. Ein Sprecher der PR-Agentur Lionsgate Communications bestätigte dem Sender, dass neben konventionellen Fördermethoden auch Hydraulic Fracturing („Fracking“) für die Förderung infrage kommt. Bayerns Umweltminister Marcel Huber (CSU) und das bayerische Wirtschaftsministerium hatten sich gegen Fracking ausgesprochen.

Rose Petroleum kündigte in einer Pressemitteilung seismische und geophysikalische Messungen in dem betreffenden Gebiet bei der Suche nach Erdöl und Gas an. Die Kosten dafür bezifferte das Unternehmen auf rund 900.000 Euro. „Die Wahrscheinlichkeit, auf Gas- und Ölvorkommen zu stoßen, liegt rein statistisch bei rund 20 Prozent“, teilte das bayerische Wirtschaftsministerium mit. Zur Frage, ob Gas- und Ölvorkommen auch wirtschaftlich gefördert werden können, wollte das Ministerium keine Stellungnahme abgeben.

Geowissenschaftler äußerten sich eher zurückhaltend. „Die geologischen Möglichkeiten sind da, müssen aber umfassend untersucht werden“, sagte Professor Harald Dill von der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe in Hannover. Dill ist in Naila geboren und kennt sich mit der Geologie Oberfrankens und der Oberpfalz gut aus. Im Vergleich mit den entsprechenden Vorkommen in anderen Gebieten Deutschlands sei die Region „nicht die Nummer 1“.

Auch Frank Holzförster, der wissenschaftliche Leiter des Geozentrums an der Kontinentalen Tiefbohrung in Windischeschenbach, zeigte sich vorsichtig. Man wisse von der Thermalbohrung in Weiden 1989, dass „nur ein Tröpfchen Öl“ im Gestein gefunden worden sei. „Es ist nicht zu erwarten, signifikante Mengen Öl zu fördern“, sagte er. Holzapfel zeigte sich sehr skeptisch, was die angekündigten Untersuchungen betrifft. „Langfristig wird kein Weg an der Energiewende vorbeiführen“, meinte er.

Die Gewinnung erreichte zu Beginn der 70er Jahre mit einer jährlichen Förderung von rund 290.000 Tonnen Erdöl und etwa 1,2 Milliarden Kubikmeter Erdgas in Bayern ihren Höhepunkt, teilte das Bayerische Landesamt für Umwelt in München mit. Die in Südbayern gefundenen Lagerstätten seien zum größten Teil wirtschaftlich erschöpft und können heute keinen nennenswerten Beitrag zur heimischen Energieversorgung leisten, hieß es.


Warum ist Fracking so gefährlich? Das sagt der Experte

Der Zweckverband Juragruppe in Pegnitz versorgt große Teile der Fränkischen Schweiz mit Trinkwasser. Wir sprachen mit Geschäftsleiter Hans Hümmer über mögliche Gefahren für das Trinkwasser durch das sogenannte Fracking zum Lösen von Schiefergas aus dem Gestein mit Hilfe von giftigen Chemikalien. Die CSU-Staatsregierung lehnt Fracking ab, die Grünen fürchten durch die Untersuchungen in der Region den Einstieg in die umstrittene Technologie.

Wie gefährlich ist Fracking für das Grundwasser?
Hans Hümmer: Ich bin strikt gegen Fracking, das ist tödlich für das Grundwasser. Der Grundwasserleiter bei uns ist der Karst, und der ist sehr sensibel. Die Veldensteiner Mulde ist das größte Trinkwasservorkommen Nordbayerns, die Hollfelder Mulde das zweitgrößte. Beide können zwei Millionen Menschen versorgen, ohne den Grundwasserstock anzugreifen. Das Wasser befindet sich in einer Tiefe von 240 Metern.

Was sagen Sie zu den Plänen von Rose Petroleum, in Teilen der Oberpfalz und Oberfrankens nach Gas- und Erdölvorkommen zu suchen?
Hümmer: Ich bin dafür, in Verantwortung für die Schöpfung und für künftige Generationen vorzugehen. Fracking zählt da nicht dazu. Das zu untersuchende Gebiet liegt am äußeren Ende der Wassereinzugsgebiete der Veldensteiner und der Hollfelder Mulde. Das Einzugsgebiet der Veldensteiner Mulde reicht beispielsweise bis Auerbach, läge damit im geplanten Untersuchungsgebiet. Wir wären von den Untersuchungen auf jeden Fall am Rande betroffen.

Die bayerische Staatsregierung spricht sich gegen Fracking aus. Beruhigt Sie das?
Hümmer: Die Staatsregierung ist über die Trinkwasservorkommen und deren Schutz informiert. Wenn selbst die geplante Stromtrasse aus Sicht der Juragruppe wegen des Trinkwasserschutzes nicht realisierbar ist, dann ist Fracking noch problematischer. Wenn es Veränderungen in Bodenschichten gibt, dann weiß man nicht, welche Auswirkungen das auf das Grundwasser in einer Tiefe von 240 Metern hat.