Erfolgreiches Inklusionsprojekt Spaß an der Arbeit inklusive

Günther Geiling
In seiner Arbeit am Leyh-Hof geht Manuel Kettler (links) mittlerweile richtig auf, hier bei seiner Hofführung mit Bürgermeister Steffen Kropp (2. von links) und weiteren Gästen. Foto: /Günther Geiling

Gleich mehrere Betriebe und Unternehmen in der Region unterstützen „Mensch inklusive“: Sie bieten Menschen mit Behinderung einen Arbeitsplatz. So wie Manuel Kettler auf dem Leyh-Hof in Losbergsgereuth.

 
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Schon fünf Jahre ist Manuel Kettler im Bauernhof der Leyhs in Losbergsgereuth beschäftigt. „Ich bin zuständig für die Kälber und Kühe und muss die dann zum Melken reintreiben. Mir gefällt die Arbeit hier“, sagt er. Stolz trägt er sein T-Shirt mit dem Aufdruck „Ich bin ein Leyh-Arbeiter“. Und das möchte er auch bis zu seiner Rente bleiben, flüsterte er einmal seiner Chefin Ute Leyh zu. Auch ihre Meinung dazu ist nicht anders, wenn sie meint: „Er ist aus unserem Betrieb überhaupt nicht mehr wegzudenken.“

Manuel Kettler ist Arbeitnehmer mit Behinderung, über die Initiative „Mensch inklusive“ ist er an den Leyh-Hof gekommen. Bei „Mensch inklusive“ weiß man, dass Arbeitnehmer und Arbeitgeber zusammenpassen müssen. Nur so entstehen erfolgreiche Partnerschaften. Die Initiative sucht deshalb den so genannten Sozialraum und Schnittmengen im unmittelbaren Lebensumfeld eines potenziellen Arbeitgebers und eines Arbeitnehmers. Dann bringt sie die passenden Arbeitgeber und Arbeitnehmer zusammen. Mitarbeiter von „Mensch inklusive“ begleiten die beiden Partner vom ersten Kennenlernen über die Einarbeitung bis hin zum Arbeitsplatz professionell und kontinuierlich.

Die ersten zwei Jahre habe es eine Einarbeitungszeit gegeben, bei der Manuel Kettler alle 14 Tage in eine Berufsschule der Lebenshilfe ging. Zum Abschluss dieser Findungsphase habe man auch Prüfungsfragen entworfen und eine mündliche Prüfung durchgeführt, berichtet Ute Leyh: „Nun ist er über die Lebenshilfe am Hof fest angestellt und wir sind total zufrieden.“

Eine Erfolgsgeschichte von vielen. „Im Landkreis Haßberge konnten wir mit dem ersten Kooperationsbetrieb für Mensch inklusive beginnen“, so Martin Groove, der Geschäftsführer der Lebenshilfe Schweinfurt, bei einem großen „Paten- und Netzwerktreffen“ der Einrichtung „Mensch inklusive“ auf dem Bauernhof Leyh in Losbergsgereuth. „Heute haben wir insgesamt 80 Kooperationsbetriebe mit 83 Menschen mit Behinderung in Betrieben des allgemeinen Arbeitsmarktes und im Landkreis Haßberge sind aktuell 31 Menschen mit Behinderung in 28 Kooperationsbetrieben beschäftigt.“

Martin Groove erinnerte daran, dass „Mensch inklusive“ Menschen mit Behinderung helfe, Arbeit in Betrieben des ersten Arbeitsmarktes zu finden. Die Initiative der Lebenshilfe Schweinfurt vermittle dabei den Arbeitgebern hochmotivierte Mitarbeiter, die ausgezeichnet zum Unternehmen passen würden. Dies könnte ein Arbeitsplatz in einem Supermarkt oder einem Friseursalon, in einer Druckerei oder Verwaltung, aber auch in einer Gärtnerei oder im Straßenbau sein.

„Bei Mensch inklusive stehen die Wünsche und Fähigkeiten eines Bewerbers im Mittelpunkt. Dementsprechend soll das Patentreffen einen kleinen Teil der Netzwerkpartner zusammenbringen und zum unkomplizierten Austausch anregen. Gleichzeitig ist es ein Dankeschön für den Einsatz für Mensch inklusive für die aktiven Patenbetriebe und ihre bzw. unsere Mitarbeiter in der Region mit den Landkreisen Bad Kissingen, Haßberge, Rhön-Grabfeld und Schweinfurt.“

Inzwischen gebe es auch einen „Zertifikationslehrgang für Assistentinnen in der Kindertagesstätte“. Hier erfahren vier Teilnehmerinnen, welche in Kooperationsbetrieben in den Haßbergen eingesetzt seien, eine im Regelsystem anerkannte Weiterbildung. Solche Lehrgänge machten die Bildung durchlässiger und die Lebenshilfe Schweinfurt sei mit „Mensch inklusive“ der erste Träger in Unterfranken, der eine solche Qualifizierung anbiete.

„Aber auch die Betriebe betreten damit Neuland und lassen sich auf ein Experiment und Wagnis ein. Der Dank gilt allen Förderer und Unterstützern, die mit ihrer Hilfe dafür sorgen, dass sozialversicherungspflichtige Verhältnisse entstehen können. So gab es 2021 eine Übernahme eines Teilnehmers in das Pflegeheim Klinger in Maroldsweisach mit Hilfe von `Budget für Arbeit` vom Bezirk Unterfranken.“

Stellvertretender Landrat Oskar Ebert sprach von einer multikulturellen, aber auch einer heterogenen Gesellschaft. „Eine Gesellschaft ist aber nur gut, wenn es gelingt, alle einzubinden. Mit Geld kann man nicht alles machen, sondern es sind Menschen gefordert, die Arbeit vermitteln und dafür sorgen, dass jeder sein Leben gestalten kann.“ Das geschehe mit „Mensch inklusive“. Edwin Oppelt, Behindertenbeauftragter im Landkreis Haßberge, sprach von einem offenen Ohr im Landratsamt. „Ich sehe meine Aufgabe darin, Leute irgendwo unterzubringen. Wenn wir alle zusammenhelfen und solche Firmen finden, dann haben wir gewonnen.“

Eva Hartmann, Leiterin von „Mensch inklusive“, übergab dann an zwei Einrichtungen ein Qualitätssiegel. Jeder solle damit sehen, was für Engagement in solchen Einrichtungen gezeigt werde. Inklusion sei auch schon im Kindergartenbereich wichtig und es komme darauf an, dass sie gelebt wird. Ein solches Qualitätssiegel bekamen das „integrative Kinderhaus Wunderland“ in Ebern und das „Zeilberger Inklusionsprojekt“ der Diakonie Bamberg-Forchheim in Maroldsweisach.

Die Inklusionsbegleiter Matthias Pfuhlmann, Jürgen Götz und Benedikt Burger stellten dann die Einrichtungen und Betriebe aus dem Landkreis Haßberge vor, welche Mitarbeiter im Sinne von „Mensch inklusive“ beschäftigen. Unter den Kooperationsbetrieben waren zahlreiche Kindergärten, Supermärkte, landwirtschaftliche Betriebe, Schreinereien, Autohäuser, Bauhöfe von Gemeinden, Metallbetriebe oder mit dem TSV Westheim auch ein Sportverein. Er ist der erste Verein beim Netzwerk „Mensch inklusive“ und hat dazu enorme Umstrukturierungen veranlasst, um der Teilnehmerin die Beschäftigung vor Ort zu ermöglichen.

Marcus Nerlich ist ein weiteres positives Beispiel. Er ist in einem Kindergarten in Ebern vor allem im hauswirtschaftlichen Bereich tätig. „Ich bin dort in der Küche für vieles zuständig und mir macht die Arbeit viel Spaß“, sprudelt es aus ihm heraus. Er bereite früh schon das Müsli vor, decke dann den Mittagstisch und bereite das Essen für den Krippenwagen vor. „Dabei messe ich sogar die Temperatur des Essens.“ Und danach spüle er das Geschirr und bereite schon wieder für den nächsten Tag alle vor. Seine Betreuerin ergänzt seine positive Arbeit für die Einrichtung: „Er hat bei seiner Arbeit auch regen Kontakt zu den Kindern, ist gut integriert und schaut auch, dass alles mit dem Essen gut klappt.“

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