Er läuft 42 Kilometer in Ausrüstung, um Spenden für Brandopfer zu sammeln Matthias Skapczyk: Der Marathon-Feuerwehrmann aus Bayreuth

Von Tobias Köpplinger
Matthias Skapczyk (43) läuft in Feuerwehrmontur Marathon und sammelt Spenden. Foto: Tobias Köpplinger Foto: red

Matthias Skapczyk startet am Samstag beim Frankfurt-Marathon. Aber nicht in leichten Laufsachen. Sondern im Feuerwehranzug, mit Atemschutz. Skapczyk will auffallen. Denn der 43-Jährige läuft für einen guten Zweck: Er sammelt Spenden für brandverletzte Kinder.

 
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Wie Matthias Skapczyk auf die anderen Menschen wirkt, zeigt sich am Festspielhaus. Skapczyk trainiert. Er hat einen Feuerwehranzug an und eine Flasche mit Atemluft auf dem Rücken. Der 43-Jährige rennt die Steigung hinauf, mehrmals. Oben bleibt er stehen, nach vorne gebeugt, er pumpt. Skapczyk atmet laut, sein Nacken glänzt vom Schweiß. Ein paar Spaziergänger bleiben stehen, schauen. Drei Touristen sie sind sich unsicher. Eine Frau aus der Gruppe fragt: „Wo geht es denn in die Innenstadt.“ Skapczyk schnauft, grinst, sagt: „Wenn Sie fünf Minuten haben, dann nehme ich sie mit.“ Die Touristen sind jetzt noch unsicherer.

Skapczyk kennt das. Wenn ihnen die Menschen beim Laufen sehen, staunen sie. Meistens klatschen sie dann, klopfen ihm auf die Schulter. Skapczyk fällt auf. Am Samstag startet er beim Frankfurt-Marathon. In feuerfestem Anzug, mit Sauerstoff-Flasche auf dem Rücken. Skapczyk muss auffallen. Er sammelt Spenden. Der 43-Jährige sagt: „Laufend Gutes tun.“ An seine Flasche hat er eine Fahne gebastelt, darauf die Namen von Firmen und Freunden, die Spenden zugesagt haben. Fast 2000 Euro insgesamt. In Frankfurt sagt Uwe Martin, der Sprecher des Marathons: „Wir geben ihm gerne die Plattform. Für uns ist das ja auch gut, wenn wir mal einen haben, der weg von den normalen Läufern ist.“ Die Normalen: Vincent Kipruto, Kenianer, Bestzeit zwei Stunden fünf Minuten, 13 Sekunden. Oder Aberu Kebede, Äthiopierin, Bestzeit zwei Stunden, 20 Minuten, 30 Sekunden. Oder Dirk Schuster, Trainer des Zweitligisten Darmstadt 98. Ein Hobbyläufer, der den inneren Schweinehund überwinden will. So sagt er das. „Und verkleidete Läufer gibt es natürlich auch schon lange“, sagt der Sprecher.

Matthias Skapczyk wird vier Stunden später ankommen. Sechs Stunden sind sein Ziel. Er hat sich eine Liste gebastelt und in Folie eingeschweißt. Der Marschplan. Darauf die Kilometer und die angepeilten Zeiten. Acht Minuten 32 Sekunden darf er auf den Kilometer brauchen. Höchstens. „Ich peile etwa achteinhalb Stundenkilometer im Durchschnitt an“, sagt er. Was er damit an Zeit gewinnt, ist Puffer. Für Pausen, für Getränke, für Riegel und Bananen, für einen Kleidungswechsel bei knapp 20 Kilometern. Dann gibt es frische Sportunterwäsche unter den Feuerwehranzug.

Matthias Skapczyk macht seit Jahren Feuerwehrsport. Treppenlauf, Hochhauslauf, simulierte Brände. Alles mit Atemschutz und knapp 25 Kilo Ausrüstung auf dem Rücken. Skapczyk sagt, wer fit ist, kann sich besser auf die Gefahren an der Einsatzstelle konzentrieren. Er sagt: „Der Bürger muss sich darauf verlassen können, dass wir fit sind und ihn retten können.“ Deshalb messen sich die Feuerwehrleute untereinander. In Wettkämpfen. Leistungsvergleich, ohne in Gefahr zu sein.

Dieser Marathon aber ist etwas anderes. Vor knapp zwei Jahren hat Skapczyk beim Marathon in Hannover teilgenommen. Er war Staffelläufer, sie sind für die Kinderkrebsklinik in Hannover gelaufen. Die Kinder dort haben sie auch besucht. Und da ist etwas passiert. Auf der Hospizstation hat er etwas gesehen – Kinder, die sterben werden. „Das treibt dir die Tränen in die Augen“, sagt Skapczyk. Von da an stand nicht mehr die Höchstleistung im Mittelpunkt, sondern der Zweck.

In Frankfurt läuft Skapczyk für Paulinchen. Eine Initiative, die sich um brandverletzte Kinder kümmert, die Eltern berät und vorbeugen will. „Das war ein Herzenswunsch“, sagt Skapczyk. Seit er bei einem Einsatz dabei war, bei dem sie ein Kind geborgen haben, das später gestorben ist. Skapczyk weiß, was Feuer anrichten kann. Und das vergisst man auch nach Feierabend nicht. „Das ist kein Job, das ist eine Berufung“, sagt der 43-Jährige. Auch auf der Marathonstrecke.

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