Am 13. Februar liest der Kolumnist und Buchautor unter anderem aus seinem Buch „Oberst von Huhn bittet zu Tisch" Axel Hacke kommt nach Bayreuth

Axel Hacke (hier bei einer Lesung im Jahr 2009 in der Stadthalle) kommt am 13. Februar ins Zentrum. Foto: Archiv Foto: red

Er hat den sprechenden Kühlschrank Bosch erfunden und den weißen Neger Wumbaba groß gemacht – der eigentlich aus weißem Nebel, wunderbar, besteht. Seit 16 Jahren berichtet Axel Hacke (58) im Magazin der Süddeutschen Zeitung  über das Beste aus seinem Leben und der Welt und schreibt nebenbei Bücher über Verhörer, Übersetzungsprobleme  und Fußball.

 
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Herr Hacke, vor zehn Jahren haben Sie in einem Interview gesagt, dass Ihre Kolumne im SZ-Magazin keine Zukunft hat. Heute gibt es sie immer noch. Was ist passiert?

Axel Hacke: Vor zehn Jahren schrieb ich noch „Das Beste aus meinem Leben" und hatte das gerade gründlich satt. Diese immer gleiche Geschichte über das eigene Leben hin und her zu wenden, das hat mich gelangweilt. Wir haben die Kolumne dann neu erfunden und in „Das Beste aus aller Welt" umbenannt. Und das wiederum macht mir wahnsinnig viel Spaß.

Weil die Themenvielfalt größer ist?

Hacke: Ja. Aber kommt trotzdem vor, dass ich morgens reinkomme und noch nicht weiß, was ich mache. In so einer Kolumne muss ich ja immer einen Zugang zu einem Thema finden, der anderswo noch nicht gestanden hat und in den nächsten Tagen auch nicht stehen wird. Denn ich schreibe die Kolumne in der Regel neun Tage, bevor sie erscheint.

Haben Sie ein Anfangsritual, um Ihre Kreativität zu steigern?

Hacke: Ich kann nicht anfangen zu schreiben, wenn ich nicht vorher eine Tasse Kaffee getrunken habe. Das Schreiben ist ja gar nicht die Hauptarbeit an der Kolumne, sondern die Hauptarbeit ist das Nachdenken darüber. Und das Nachdenken darüber dauert viel länger als das eigentliche Schreiben. Aber bevor ich wirklich den Laptop aufklappe und anfange, meinen Text zu schreiben, trinke ich immer eine Tasse Kaffee.

Es heißt ja, Ihr Kolumnisten-Kollege Harald Martenstein schreibt in einem kalten, düsteren Raum, weil er in diesem Ambiente die besten Ideen hat.

Hacke: Ich bin nicht der Typ, der sich's künstlich hässlich macht. Ich habe ein schönes Büro und achte auch bei meinen Reisen darauf, dass ich ein möglichst schönes Hotelzimmer habe. Das Leben ist anstrengend genug.

Ihr neues Buch heißt „Oberst von Huhn bittet zu Tisch" und handelt von falsch ins Deutsche übersetzten Speisekarten. Haben Sie ein Lieblingsrezept?

Hacke: Ich finde was ganz kurzes wie „onion rings" am besten. Das sind Zwiebelringe, aber auf einer Speisekarte ist es übersetzt worden mit „Zwiebel ruft an". Das hat einen unmittelbaren Witz, der sofort zündet. Und ist auch eigentlich richtig übersetzt: „onion" ist „Zwiebel" und „to ring" ist „anrufen". Nur trifft es halt leider nicht den Kern der Sache.

Ist es also die Kürze, die einen guten Witz ausmacht?

Hacke: Meine Lesungen sind sehr unterhaltsam und lustig, aber ich bin kein Witzeerzähler. Mir geht es mehr um Sprachgefühl, um Klang, um Poesie. Auch um eine gewisse Sinnlichkeit. Ich bin keiner von diesen Sprachpäpsten, die immer wollen, dass alles korrekt ist, sondern ich bin für einen spielerischen Umgang mit Sprache. Die Menschen sollen ein Gefühl dafür bekommen, dass Sprache etwas Lebendiges ist, dass man auch Fehler machen kann. Erst durch den Regelverstoß entwickelt sich eine Sprache weiter.

Für „Oberst von Huhn" und vorher schon für die „Wumbaba"-Trilogie über falsch verstandene Liedtexte haben Sie Zuschriften ausgewertet, die Ihnen Leser geschickt haben. Ist das auf lange Sicht nicht langweilig?

Hacke: Na klar. Aber das ist ja nicht alles was ich mache. Zwischen den „Wumbaba"-Büchern und dem „Oberst von Huhn" sind ja eine ganze Reihe von anderen Büchern erschienen. Etwa das Buch, das ich zusammen mit Giovanni di Lorenzo gemacht habe...

... dem Chefredakteur der „Zeit"...

Hacke: ... ein ganz ernsthaftes Buch über Werte und über die Frage, warum wir so sind, wie wir geworden sind. Oder mein nächstes Buch „Fußballgefühle", das im März erscheint. Das ist ein sehr spielerisch, aber auch ernsthaftes Buch über die Gefühle, die mit Fußball zu tun haben. Und zwischendurch schreibe ich auch noch meine Kolumne. Also ich habe eine Menge Abwechslung.

Bis zum Jahr 2000 haben Sie als Reporter für die Süddeutsche Zeitung gearbeitet. Vermissen Sie es in Zeiten von WikiLeaks und NSA-Skandal, ernsthaften Journalismus zu machen?

Hacke: Nö. Journalismus in der Art habe ich lange genug gemacht. Ich habe 20 Jahre lang für die Süddeutsche Zeitung Reportagen geschrieben und auch Leitartikel und solche Sachen, aber das hat mich irgendwann gelangweilt. Und dann habe ich angefangen, was anderes zu machen.

Welche Rolle ist Ihnen heute lieber, die des Kolumnisten oder die des Erfolgsautors?

Hacke: Ich mag die Abwechslung ganz gerne. Ich bin sicher nicht der Typ, der acht Jahre lang ununterbrochen am gleichen Roman arbeiten könnte. Diese Beharrlichkeit und diese Sturheit, die habe ich nicht. Deswegen schreibe ich auch gerne kurze Texte, weil das schneller geht und ich mich schneller wieder etwas anderem zuwenden kann.

Eine Lesereise mit immer den gleichen Texten ist dann wohl der Horror für Sie.

Hacke: Ich mache nie mehr als vier Lesungen nacheinander, weil dann fängt es an, mich wirklich anzuöden. Nach dem vierten Abend kann man seine eigene Stimme nicht mehr hören und dann mag man auch nicht mehr im Hotel sein und fängt an, seine eigenen Texte nicht mehr zu mögen. Eine Woche Lesereise und danach kommt wieder was anderes. Das ist schön.

Wenn Sie am 13. Februar nach Bayreuth kommen, werden Sie dann auch Geschichten von Kühlschrank Bosch mitbringen? Er ist ja eine Ihrer berühmtesten Figuren.

Hacke: Das ist von meiner Tageslaune abhängig. Ich habe bei meinen Lesungen immer alles dabei und dann lese ich das, was ich finde, was dran wäre. Würden Sie denn wollen, dass er drankommt?

Ja.

Hacke: Dann machen wir das.

Aber doch nicht extra wegen mir. Ich mochte Bosch eben gerne.

Hacke: Viele Leute mochten ihn gerne. Weil dieses Melancholisch-Resignierte hat ja grundsätzlich etwas Sympathisches.  Und dann können sich viele Leute gut in ihn einfühlen, weil er ein alter Kerl ist, der mit der neuen Welt nicht mehr so viel anfangen kann, und immer Angst hat, nicht mehr gebraucht zu werden. Mich selber hat er am Schluss eher gelangweilt. Ich als Autor hatte ja schon jahrelang mit ihm zu tun gehabt und wollte mich lieber wieder anderen Leuten zuwenden. Wie gesagt, ich habe den Beruf ergriffen, weil ich mich nicht langweilen möchte. Das ist das Schlimmste im Leben.

Das Gespräch führte Sarah Bernhard.


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