Die technische Innovation wird sich auf drei Aspekte konzentrieren: die Vorbehandlung des angelieferten Abfalls, die Veredelung des Biogases zu Bio-Methan und die Nutzung der Gärreste. Diese Ideen kommen gut an: Die Bayerische Forschungsstiftung wird in den kommenden zwei Jahren rund 600.000 Euro in das Projekt namens „For10.000“ fließen lassen. Forschungseinrichtungen der Uni Bayreuth, der Hochschule Amberg-Weiden, der Fachhochschulen Coburg und Hof sowie eine Reihe von Industriepartnern arbeiten in dem Projekt zusammen. Sechs Nachwuchswissenschaftler werden Gelegenheit erhalten, ihre Doktorarbeit zu schreiben.
Versorgung vor Ort
Freitag und Hilbrig haben schon konkrete Ideen, was am Ende ihrer Arbeit passieren könnte: „Es wäre zum Beispiel möglich, ein Mikro-Gasnetz aufzubauen, um den Landkreis mit vor Ort erzeugtem Gas zu versorgen.“ Von der Umwandlung des in der kleinen Anlage erzeugten CO2 in Bio-Methan erwarten sich die Wissenschaftler wertvolle Erkenntnisse. Ruth Freitag: „Diesem Punkt kommt eine Schlüsselrolle bei der Speicherung von regenerativ erzeugtem Überschussstrom zu.“ Soll heißen: Strom aus Windrädern und Solaranlagen kann nicht wirtschaftlich gespeichert werden. Stromspitzen aus dem Netz könnten mit Hilfe der kleinen Anlagen abgepuffert werden.
Wertstoffe rückgewinnen
Und noch ein Aspekt von „For10.000“ soll erforscht werden: Im Biomüll sind Wertstoffe enthalten – deren Rückgewinnung ist „im Sinne einer echten Kreislaufwirtschaft“ wichtig. Prof. Freitag nennt Stickstoff und Phosphat: „Unsere natürlichen Vorräte sind begrenzt, dabei ist Phosphat als Dünger sehr wichtig.“ Wenn aus dem angelieferten Bioabfall in der neuen Anlage Gas beziehungsweise Methan erzeugt, die dabei anfallende Wärme in ein Blockheizkraftwerk weitergeleitet und der erzeugte Strom ans Netz abgegeben wurde, muss noch nicht Schluss sein, sagen die Bayreuther Wissenschaftler: „Es bleiben dann immer noch Gärreste übrig, die als wertvoller Kompost genutzt werden können.“
Hintergrund: Strom für fast 60.000 Haushalte
Wie ist es denn nun vor Ort um die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien bestellt? Bernd Rothammel ist am Landratsamt für die Bioenergieregion Bayreuth zuständig. Er sagt: „Im Landkreis Bayreuth werden bilanziell bereits 46 Prozent des Stromverbrauches aus erneuerbaren Energien gedeckt, die auch im Landkreis erzeugt werden.“ (Die Daten für diese Berechnung stammen aus dem Jahr 2013, aktuellere Daten liegen noch nicht vor). In der Stadt Bayreuth liegt dieser Wert bei fünf Prozent, weil hier weniger Flächen für erneuerbare Energien zur Verfügung stehen.
Mit den im Landkreis erzeugten erneuerbaren Energien kann laut Rothammel rechnerisch der Stromverbrauch von über 59 000 Haushalten gedeckt werden. Die erneuerbaren Energien im Landkreis werden zu 40 Prozent aus Photovoltaik, 32 Prozent aus Biomasse, 22 Prozent aus Windkraft und sechs Prozent aus Wasserkraft erzeugt.
Über Bioenergie aus Holz, Pflanzen und organischen Reststoffen wird in der Region ein jährlicher Gewinn von 5,2 Millionen Euro erzielt, was 36 Prozent der Gesamtwertschöpfung aus erneuerbaren Energien entspricht.