Energieagentur: Neue Heizung und Dämmung lohnen sich - Auch Solarstrom für Eigenverbrauch interessant Staat zahlt Tausende Euro Zuschuss

Von Peter Engelbrecht
Der Staat fördert den Einbau von Pelletheizungen. Foto: dpa/Archiv Foto: red

Die Zuschüsse für Wärmedämmung und den Austausch alter Heizungen in Einfamilienhäusern sind so hoch wie nie zuvor, sagt Markus Ruckdeschel. Entgegen der landläufigen Meinung rentiere sich auch die Installation von Photovoltaikanlagen auf dem Dach für den Stromeigenverbrauch noch immer.

 
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Was Einfamilienhausbesitzer mit Blick auf die Konferenz in Paris für den Klimaschutz tun können, erläutert der Experte der Energieagentur Oberfranken mit Sitz in Kulmbach:

Energetische Sanierung: Zum besseren Verständnis führt Ruckdeschel eine sehr grobe Berechnung einer umfangreichen Sanierung für ein älteres Einfamilienhaus durch. Bei der Finanzierung werden Mittel von KfW und Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) genutzt, auch das neue 10 000-Dächer-Programm des Freistaates Bayern wird in Anspruch genommen. In diesem Beispiel werden die Kosten zu mehr als einem  Drittel vom Staat getragen. Das Einfamilienhaus ist Baujahr 1960, hat 160 Quadratmeter Nutzfläche, hat eine 25 Jahre alte Öl-Zentralheizung, 35 Jahre alte Holzfenster und eine mäßige Dachwärmedämmung. Der Heizölverbrauch liegt bei 3200 Litern pro Jahr.

Staat übernimmt mehr als ein Drittel

Ruckdeschel schlägt folgendes vor: eine Außendämmung (Kosten rund 23 000 Euro), neue Kunststofffenster mit Dreifach-Verglasung (10 000 Euro), eine Aufdach-Wärmedämmung (22 000 Euro) und einen Pelletheizkessel  mit Pufferspeicher (Kosten 20 000 Euro). Das bedeutet Gesamtkosten von 75 000 Euro. Dem stehen eine jährliche Einsparung von Energiekosten von rund 1500 Euro gegenüber, bei Heizölkosten von 65 Cent pro Liter. Die Investiton wird vollständig über KfW-Darlehen  bei einem effektiven Zinssatz von 0,75 Prozent finanziert. Die KfW gibt einen Tilgungszuschuss von 20 625 Euro, die BAFA schießt für die Pelletheizung 5250 Euro sowie der Freistaat 1500 Euro zu. Gesamtzuschüsse: 27 375 Euro.Das ist mehr als ein Drittel der Gesamtsanierungskosten.

Sicherlich seien die verbleibenden Kosten von fast 48 000 Euro für den Bauherrn eine erhebliche Ausgabe, sagt Ruckdeschel. Dem stehe aber eine solide Sanierung gegenüber, die in den meisten Fällen ja ohnehin für Fenster, Dach und Fassade nötig gewesen wäre. "Wenn wir die Wirtschaftlichkeit einer energetischen Sanierung berechnen wollen, dann darf es allein um die Mehrkosten gehen, und nicht um die Kosten der ohnehin notwendigen Maßnahmen", betont Ruckdeschel. Die Standartaussage „Das rechnet sich irgendwann nach 50 Jahren...“ sei deshalb falsch. 

Auch Teilsanierung lohnt sich

Austausch des alten Ölkessels: Wer die Komplettsanierung seines Häuschens noch nicht in Angriff nehmen möchte, kann laut Ruckdeschel ebenfalls mit umfangreicher staatlicher Unterstützung rechnen. So ist der Austausch eines alten Ölkessels durch ein Pellet-Brennwertgerät mit Pufferspeicher und solarthermischer Anlage zur Heizungsunterstützung dem BAFA derzeit mindestens 5750 Euro wert. Das dürfte etwa ein Viertel der Gesamtkosten sein. Und wer zu seiner bestehenden Heizung einfach nur zusätzlich die Wärme der Sonne nutzen möchte, geht auch nicht leer aus: Für eine Solaranlage zur Warmwasserbereitung und Heizungsunterstützung legt der Bund im Augenblick mindestens 2000 Euro drauf.

Strom vom Dach für zwölf Cent

Strom durch die Sonne: Für die Stromerzeugung aus Sonnenlicht gibt es schon seit Jahren keine staatliche Förderung mehr. Die Einspeisevergütung, also der garantierte Abnahmepreis für die ins öffentliche Netz eingespeiste Kilowattstunde, liegt nur noch bei rund zwölf Cent. "Viele sind deshalb der Ansicht, dass sich Solarstromanlagen nicht mehr rechnen. Eine klassische Fehleinschätzung", meint Ruckdeschel. „Wenn es gelingt, den Strom vom Dach direkt im Gebäude zu nutzen, lohnt sich Photovoltaik mehr denn je“, erläutert er. Privathaushalte zahlen derzeit meist 25 bis 28 Cent für die Kilowattstunde vom Versorger. Der selbstproduzierte Strom ist aber schon für zwölf bis 18 Cent zu haben, weil die Anlagenpreise in den vergangenen Jahren stark nachgegeben haben. „Es hat seinen Grund, warum in letzter Zeit auch viele kleinere Unternehmen ihr Dach zum Kraftwerk gemacht haben - sie können rechnen“, erläutert der Experte.

Wer Fragen zu Sanierung oder Heizungsaustausch hat oder eine kostenlose und unabhängige Beratung durch die Energieagentur Oberfranken wünscht, erreicht Energieberater Jürgen Ramming unter der Telefonnummer 09221/823918.

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