Enden Werbekampagnen an Kreisgrenzen?

Von Andreas Gewinner
Menschen in Glaskästen: Ein Aktionsmotiv, mit dem der Landkreis Wunsiedel am 9. März in München öffentlichkeitswirksam auf das Fichtelgebirge als Raum zum Leben, Arbeiten und Wirtschaften hingewiesen hat. Foto: red Foto: red

Menschen in Glaskästen und Porzellantassen, mitten in München, Plakate mit provokanten Sprüchen in der U-Bahn – mit der Kampagne „Freiraum für Macher“ will der Landkreis Wunsiedel für das Fichtelgebirge als Lebens-, Arbeits- und Wirtschaftsraum werben. Als Alternative zur heißgelaufenen Landeshauptstadt. Doch hört der „Freiraum für Macher“ vor dem Ochsenkopf auf?

 
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„Die Initiative finde ich gut“, sagt Stephan Unglaub, Bürgermeister von Bischofsgrün und Bayreuther Kreisrat, „aber es geht mir etwas gegen den Strich, dass der Zentralstock des Fichtelgebirges nicht eingebunden ist. Wir würden uns sicher nicht dagegen wehren. Wir bekommen sonst nämlich ein Wahrnehmungsproblem.“ Wenn man früher vom „Fichtelgebirge“ geredet habe, sei vor allem die Ochsenkopfregion inklusive Bad Berneck gemeint gewesen.

Auch der Ochsenkopf in der Kampagne vertreten

Die Landkreisgrenze läuft mitten durch das Fichtelgebirge, „die Nahtstelle darf nicht brechen“, so Unglaub, der in der „ILE Gesundes Fichtelgebirge“ unter anderem mit Weißenstadt und Bad Alexandersbad kooperiert. Dass eine mögliche Beteiligung des Landkreises Bayreuth am Projekt „Freiraum für Macher“ mal Thema im Kreistag gewesen sei, daran kann sich Unglaub, SPD-Fraktionssprecher, nicht erinnern.

Im Landratsamt Wunsiedel sieht man die Sache etwas anders: „Die Kampagne läuft bewusst unter dem Oberbegriff ,Fichtelgebirge‘ und nimmt nicht ausschließlich auf den Landkreis Wunsiedel Bezug“, stellt die Medienbeauftragte des Landkreises, Anke Rieß-Fähnrich, klar. Auch die Tourismuszentrale Fichtelgebirge sei in die Planung mit einbezogen gewesen. Tatsächlich findet sich auf der Internetseite der Kampagne, Unterseite „Freiraum für Freizeit“, auch der Ochsenkopf.

Jeder kann eigene Inhalte platzieren

Und auch in den zum Fichtelgebirge gehörigen Landkreisen, darunter Bayreuth, seien die Pläne im Vorfeld bereits bekanntgemacht worden, so Rieß-Fähnrich: „Die Kampagne ist ja als langfristiges Projekt angelegt, soll stetig wachsen und sich aufbauen, breiter werden. Insofern ist es nur natürlich, dass jetzt – vier Wochen nach ihrem Start – sich noch nicht alle Facetten des Fichtelgebirges und auch alle Infos aus allen Orten im Detail auf der Landing-Page finden.“

Außerdem gebe es die Möglichkeit, auf der Seite eigene Inhalte zu platzieren: „Die Kommunen und Bewohner des Hohen Fichtelgebirges haben es seit Kampagnenstart tatsächlich auch selbst in der Hand, sich auf der Seite aktiv zu platzieren. Über den Social Hub tauchen alle Bilder auf, die gepostet und mit dem Hashtag #freiraumfürmacher versehen worden sind. Davon lebt die Kampagne und wir würden uns sogar riesig freuen, wenn das noch deutlich öfter passieren würde.“

"Das Fichtelgebirge als Ganzes sehen"

Dabei kooperieren die Landkreise Wunsiedel und Bayreuth bereits bei einer ganz ähnlichen Kampagne: „FreiRaumLeben Fichtelgebirge“, mit der insbesondere Kreative auf die Region aufmerksam gemacht werden sollen, im Fokus dabei: Leerstandsbekämpfung. Gleichwohl verfolgt man die aktuelle Wunsiedler Kampagne in der Regionalen Entwicklungsagentur Stadt und Land Bayreuth aufmerksam. Noch in der ersten Aprilhälfte soll ein Treffen zum Thema stattfinden.

Auch beim Thema Tourismus geht man im Fichtelgebirge – scheinbar – getrennte Wege. Vor einigen Monaten wurde das Infrastrukturelle Entwicklungskonzept Ochsenkopf vorgestellt. Und im Landkreis Wunsiedel gibt es nun eine Tourismus-Machbarkeitsstudie der Landkreise Wunsiedel und Hof, bei der unter anderem der Waldstein im Fokus steht. „Ich sehe das nicht kritisch“, sagt Andreas Munder, Tourismusmanager am Ochsenkopf, zumal man mit dem eigenen Konzept schon weiter sei: „Man sollte das Fichtelgebirge aber schon als Ganzes sehen“.

Überregionale Aufmerksamkeit erzielen

Der Start von „Freiraum für Macher“ in München hat großes Echo gefunden, unter anderem mit einer halben Seite in der „Süddeutschen Zeitung“. Wie ist die erste Bilanz nach vier Wochen? „Ziel von Phase eins der Kampagne ist, den Begriff Fichtelgebirge erst mal bekanntzumachen und überregionale Aufmerksamkeit zu erzielen. In dieser Phase befinden wir uns jetzt“, so Anke Rieß-Fähnrich. „Erst in Phase zwei, die im Laufe des Jahres folgen wird, ist dann geplant, gezielt auf die Themen Akquise von Fachkräften, expansionswilligen Unternehmen und Start-ups (und ein bisschen auch auf das Thema Touristen) abzustellen. Ich denke, Aufmerksamkeit zu erzielen, ist bislang wirklich gut gelungen. Nun wird an Phase zwei gearbeitet, die dann auf das Thema ,Kontaktaufnahme‘ abzielen wird.“ Und obwohl das derzeit noch gar nicht im Mittelpunkt stehe, sei die Willkommensagentur im Landratsamt „tatsächlich bereits mit dem ein oder anderen Interessenten im Austausch“.

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