Ende der Oberwaizer Skandal-Hütte

Von Heike Hampl

Rot-weißes Absperrband flattert dort, wo eine schmale Steintreppe hinunter zur "Hütte" führt. Wenn die Oberwaizer "Hütte" sagen, dann klingen Anführungsstriche mit. So, als sprächen sie gar nicht von einer echten Hütte. Sondern von einem Ort, der viel mehr ist als das. Die Hütte verfällt, seit ihr Wirt tot ist. Ihr droht der Abriss.

 
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Bei der Bürgerversammlung in Oberwaiz fragte ein Anwohner, wie es weitergeht mit der Hütte. Das Dach drohe einzustürzen, die Gemeinde solle den Zugang sperren. "Sog. Hütte", steht im Protokoll - sogenannte Hütte. Weil niemand weiß, wie man die Blockhütte im Wald nennen soll. Weil ein Wirtshaus war sie ja nie. Also nie so richtig.

Anwohner fordert: Hütte sperren

Jahrelang haben sich im Wald bei Oberwaiz Vertreter aus Politik, Behörden, Polizei oder Schulen getroffen - so jedenfalls erzählen es die ehemaligen Gäste hinter vorgehaltener Hand. Auch für Sportler war die Hütte am Freitagabend ein Treffpunkt.

Der Hüttenwirt, Heinrich Töpfer, ist vor einem halben Jahr verstorben. Das macht Fragen nach der Bedeutung dieses wunderlichen Ortes schwierig. "Lasst die Toten ruhen", empfehlen die, die selbst regelmäßig da waren. Leute, für die die Hütte ein Treffpunkt für Bekannte war - aber bestimmt keine Schwarzgastronomie. Wie auch, fragen sie. "Es gab ja nicht mal eine Toilette".

Vorwurf: Schwarzgastronomie

Genau diese Vorwürfe sind aber irgendwann laut geworden. Schwarzgastronomie. Im Jahr 2007 berichtete der Kurier unter der Überschrift "Das wunderliche Wirtshaus im Wald" über die Blockhütte und darüber, dass die Polizei den Ort nachts aufgesucht und die Personalien der Gäste aufgenommen hatte. Der Reporter schrieb damals über die Gastronomie im Wald: "Nichts Offizielles natürlich, ohne amtlichen Segen - nicht zuletzt auch deshalb ein bisschen anrüchig und geheimnisvoll".

Das Landratsamt hat den Fall damals geprüft. Und zu den Akten gelegt, ohne Konsequenzen. Weil eben keine Gewinnabsicht hinter dem Betrieb der Hütte gestanden hätte, so berichtete der Kurier im Mai 2007. Nur der Gaststättenverband blieb dabei: Dass es diese Hütte gebe, sei ein Skandal. Keine Steuern, keine Auflagen, keine Zulassung.

Ex-Bürgermeister schweigt

Es gab Freitage, an denen die Hütte zu blieb. Am Karfreitag. Oder wenn in Oberwaiz Kerwa war. Und beim Hoffest in Oberwaiz - ein Abend, der irgendwie Resultat der Feierei in der Blockhütte war. Denn einmal im Jahr lud der Wirt zum Fest ein. Dann durfte jeder trinken und essen, was er wollte. Die, die bei diesen Festen zu Gast waren, schwärmen davon. Sie sagen: "Der Heiner war ein Guter." Einer, der niemandem habe schaden wollen.

Klaus Hümmer war damals Bürgermeister in Eckersdorf. Auf die Hütte angesprochen, schnaubt er nur. "Dazu will ich nichts sagen." Warum? "Weil es genug Leute da draußen gibt, die drauf warten, dass ich was sage." Für ihn war der Skandal um das wunderliche Wirtshaus im Wald eine politische Intrige. Ausgelöst von Leuten, die ihn aus dem Amt befördern wollten. "Ich war doch auch immer nur Gast", sagt er.

Sybille Pichl, amtierende Bürgermeisterin, wird ihren Bauausschuss bald befragen, wie es mit der Hütte weitergehen sollen. Ihr Herz hängt jedenfalls nicht daran. "Ich habe genug marode Gebäude, in die ich Geld stecken müsste", sagt sie. Wahrscheinlich wird die Hütte also abgerissen.

Und mit ihr eine Ära in Oberwaiz zu Ende gehen.

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