Elektrische Lebensader der Region Erster Abschnitt des Ostbayernrings am Netz

Christopher Michael

Zwischen Redwitz im Landkreis Lichtenfels und Mechlenreuth im Landkreis Hof fließt Hochspannungs-Strom nun im frisch ertüchtigten Ostbayernring. Künftig kann mehr als dreimal so viel Energie übertragen werden wie bisher. Er ist Baustein im Ausbau erneuerbarer Energien.

 
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Er ist der erste große Baustein in der künftigen Energie-Infrastruktur Oberfrankens und Bayerns: Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hat am Donnerstag den ersten Abschnitt des neu gebauten Ostbayernrings eingeweiht. Die bis zu 75 Meter hohen Masten sind eine Ertüchtigung der bisherigen 220/380-Kilovolt-Wechselstromleitung zwischen den Umspannwerken Redwitz im Landkreis Lichtenfels und Mechlenreuth nahe Münchberg im Landkreis Hof.

In den vergangenen 15 Monaten wurden parallel zur bestehenden Trasse mehr als 120 neue Strommasten errichtet. Die alten Masten sollen nun zurückgebaut werden. Künftig ist die Übertragungsleistung mit zwei 380-kV-Leitungen mehr als doppelt so hoch wie bisher. In seiner Verlängerung zieht sich der Ostbayernring über den Landkreis Wunsiedel weiter durch die Oberpfalz, bis er dann in Schwandorf endet.

„Alles was an Netzen möglich ist, ist wichtig“, sagte Söder bei einem Festakt in Mechlenreuth mit Blick auf den industriellen Schwerpunkt des Freistaats. „Bayern hat großen Energiehunger, weil hier das wirtschaftliche Herz Deutschlands schlägt.“ Netze seien „die Lebensader der künftigen wirtschaftlichen und sozialen Versorgung“.

Aufgrund der Abschaltung der bayerischen Atomkraftwerke und regionaler Kohlekraftwerke wie dem in Arzberg im Landkreis Wunsiedel oder dem in Schwandorf in der Oberpfalz übernimmt der Ostbayernring laut dem Netzbetreiber Tennet eine immer stärkere Transit- und Versorgungsfunktion. Es sei immer mehr Strom aus erneuerbaren Energien eingespeist worden, wodurch die Leitung zwischenzeitlich an ihre Grenzen gestoßen war.

Der Ausbau der erneuerbaren Energien könne gelingen, sagte Tim Meyerjürgens, Tennet-Geschäftsführer für den operativen Bereich, aber dazu brauche es leistungsstarke und aufeinander abgestimmte Verteilnetze. Das umfasse Wechselstromprojekte wie den Ostbayernring ebenso wie Gleichstromprojekte, etwa die ebenfalls auf bayerischem Gebiet von Tennet betreute 525-Kilovolt-Gleichstromtrasse Südostlink zwischen Wolmirstedt in Sachsen-Anhalt und dem Gelände des Atomkraftwerks Isar nahe Landshut.

Als „wichtiges Signal, dass etwas vorangeht“, bezeichnete Stefan Wenzel (Grüne), Parlamentarischer Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, die Inbetriebnahme des 51 Kilometer langen Teilabschnitts des insgesamt 182 Kilometer langen Ostbayernrings. Viele Bürger seien nicht mehr nur Konsumenten von Strom, sondern mittlerweile auch Produzenten: etwa durch Photovoltaikanlagen auf ihren Dächern oder als Teilhaber eines Bürger-Windrades. „Die ländlichen Regionen sind die grünen Kraftwerke der Energiewende“, ergänzte Bayernwerk-Vorstandschef Egon Westphal. Der Netzbetreiber hat seine Mittelspannungsleitungen auf mehr als 20 Kilometern auf den Masten des Ostbayernrings gebündelt.

In den weiteren Abschnitten des Ostbayernrings im Anschluss an das Umspannwerk Mechlenreuth wird jedoch noch etwas Zeit bis zur Inbetriebnahme des ertüchtigten Ostbayernrings verstreichen. Derzeit befinde sich der Abschnitt zwischen Etzenricht südwestlich von Weiden und Schwandorf im Bau. Die beiden Planungsabschnitte zwischen den Umspannwerken Mechlenreuth und Etzenricht befinden sich laut Tennet noch im Planfeststellungsverfahren. Der gesamte Ersatzneubau soll demnach bis zum Herbst 2025 fertiggestellt sein. Der Rückbau der gesamten Bestandsleitung soll ein Jahr später, im Herbst 2026, abgeschlossen sein.

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