Niemand weiß genau, wie viele Kitze jedes Jahr in Mähwerke geraten
Auch die Wildscheuche hält er für ein probates Mittel, Kitze vor dem Mähtod zu bewahren. Die Technik sei durchdacht. Das blaue Licht sei für Rehe tatsächlich ein Warnsignal. Und auch die nicht in einem bestimmten Rhythmus wiederkehrenden Geräusche würden vermeiden, dass sich die Tiere daran gewöhnen. „Ich könnte mir gut vorstellen, dass man mit so einer Wildscheuche zwei Drittel weniger Kitze in der Wiese hat.“
Wie viele Kitze jedes Jahr bei der Mahd sterben, kann niemand sagen. Es gibt keine Meldepflicht. „Je früher der Landwirt mäht, desto weniger Geißen haben bereits gesetzt“, sagt Popp. Ob ein Bauer seine Wiese früh mähen kann oder nicht, hängt vom Wetter ab. Heuer war die erste Mahd relativ früh. Deshalb habe es noch wenig Kitze gegeben, schätzt der Kreisjagdberater.
Landwirt Reinhard Sendelbeck setzt auf die Wildscheuche, um möglichst keine Kitze vor sein Mähwerk zu bekommen. „Das hat sich im Vergleich zu anderen Maßnahmen einfach als sehr effektiv erwiesen“, sagt er. Er wirbt dafür, dass möglichst viele Kollegen die rund 400 Euro in die Hand nehmen, die das Gerät kostet. Es sei auch im Interesse der Jäger, die Scheuchen mitzufinanzieren, sagt Johannes Scherm.
Was Jäger den Landwirten raten
Der Bayerische Jagdverband (BJV) weist darauf hin, dass Landwirte als Verursacher der Gefahr nach dem Tierschutzgesetz gehalten sind, beim Mähen vermeidbare Tötungen und Verletzungen zu verhindern. „Es gibt viele Möglichkeiten, die Jungtiere zu schützen“, sagt BJV-Präsident Jürgen Vocke.
Er appelliert an die Landwirte, ihre Termine mindestens 24 Stunden vor der Mahd an die Jagdpächter zu melden, damit diese die Wiesen nach Jungtieren absuchen können. Auch das Aufstellen von Wildscheuchen sieht der BJV als geeignetes Mittel, um Unfälle zu vermeiden.
Der Jagdverband gibt den Landwirten auch Tipps, wie sie Wildunfälle mit verstümmelten Rehkitzen beim Mähen möglichst vermeiden können. So sollten sie Wiesen immer von innen nach außen mähen. In einer BJV-Broschüre heißt es, beim Mähen von außen nach innen würden die Wildtiere „wie in einer Insel“ eingefangen. Bei besonders großen Flächen könne auch eine Aufteilung sinnvoll sein in mehrere kleine Flächen, die dann jeweils von innen nach außen gemäht werden können. „Tierschonende Befahrmuster erleichtern den Tieren den Rückzug aus den noch ungemähten Flächen“, schreibt der Jagdverband. Und diese Befahrmuster seien „eindeutig nicht zeitaufwendiger“ als herkömmliche.
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