Eine Komposition von tiefer Menschlichkeit

Von Andrea Pfaucht
Das Brahms-Requiem erklang in der Bartholomäuskirche. Foto: Ralf Münch Foto: red

 "Eigentlich soll man ja nach einem Requiem nicht klatschen,“ meinte Dekan Gerhard Schoenauer vor dem Konzert in der Bartholomäuskirche, „aber bei so tröstlicher Musik wie wir sie heute Abend hören werden. fühlen sie sich willkommen, befreit zu klatschen.“ Zu Recht. Nach dem Schicksalslied und dem Requiem von Johannes Brahms nicht zu applaudieren, wäre nicht nur schade, sondern auch des Komponisten nicht würdig.

 
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Brahms bezieht mit der Hölderlin-Vertonung Opposition zum Dichter. Das, was Brahms als „das Fehlende“ bezeichnet, ist die Spannung zwischen menschlichem Leiden und seligem Frieden. Mit der Wiederholung der Orchestereinleitung am Schluss des Werkes setzt der Komponist ein Zeichen hin zur Erlösung, zu Frieden zwischen Gott und den Menschen; ein sehr tröstliches Zeichen.

Transzendentale Schönheit

Sehr stimmig also, das Jörg Fuhr Schicksalslied und Requiem zusammen zur Aufführung bringt. Ist doch das Requiem ein Werk nicht nur von transzendentaler Schönheit, sondern vor allem eine Komposition von tiefer Menschlichkeit, die allerdings auch die Brahm’sche Ambivalenz hinsichtlich Kirche und christlichem Glauben zum Ausdruck bringt. 1868 uraufgeführt, zeigte sich, dass der Komponist zu einer Ebene gefunden hatte, auf der er inhaltlich und formal neue Wege beschritt. Hier hatte er Bibelworte frei ausgewählt, ohne sich liturgischen Formen zu unterwerfen.

Ältere protestantische Chormusik

Als sein Ziel nannte er es, „die Menschen, die Leid tragen, sollen getröstet werden“. Fuge, Kontrapunkt, Lied, Wechselgesang, ältere protestantische Chormusik – hier finden sie zusammen, ergeben nicht nur ein in sich geschlossenes Werk, sondern schaffen es auch, transzendentales Losgelöstsein und Trost der Menschen zu vereinen.

Obwohl geschwächt durch Krankheit und Verletzungen, erzielte Fuhr, der die Gesamtleitung hatte, zusammen mit der Kantorei und der Vogtlandphilharmonie Greiz-Reichenbach sowie den Solisten Saskia Kreuser (Sopran) und Tobias Freund (Bass) ein veritables Konzertergebnis.

Glockenhell und glasklar

Die Sopranistin makellos schön, glockenhell und glasklar, der Bass profund, auch als Stütze vor allem für das Orchester, dass ganz unerwartet etwas hinter der Leistung zurückblieb, die es im Jahr 2008, ebenfalls mit dem Brahm’schen Requiem ablieferte, und qualitativ dem Chor den Vorrang überließ. Und so lobte Jörg Fuhr am Ende der Vorstellung zu Recht seine Sängerinnen und Sänger, die bei diesem Werk doch einige Klippen zu umschiffen hatten.

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