Der Jäger geht allerdings davon aus, dass sich Wölfe in der Gegend nicht dauerhaft niederlassen werden, sondern lediglich auf ihren Wanderungen durchziehen. Die Gegend sei zu dicht besiedelt. Wölfe seien "sehr zurückhaltend", sagt Reinel. "Einzelne Wölfe sind für den Menschen praktisch unsichtbar." Er führt ein Beispiel vom Starnberger See an. Dort sei ein Wolf überfahren worden, von dem bis zum Unfall kein Mensch auch nur ahnte, dass er sich in der Gegend aufhält.
Jungtiere wandern am Tag bis zu 70 Kilometer weit
Auch dass das Tier seelenruhig am Auto von Tino Unterburger vorbeigetrottet sein soll, hält Reinel für möglich. Denn während sich Wölfe in der Regel von Menschen fernhalten, sei eine Annäherung an Autos "ganz typisch". Denn Wölfe kennen die Gefahr nicht, die von Fahrzeugen ausgeht. "Deshalb werden auch immer wieder Wölfe überfahren."
Woran ich einen Wolf erkenne |
Ein eindeutiges Erkennungszeichen, woran man einen Wolf von einem entlaufenen Wolfshund unterscheiden kann, gibt es für Laien nicht. Das Bayerische Landesamt für Umwelt beschreibt das typische Aussehen und die Erkennungsmerkmale eines Wolfes so: „Wölfe haben eine Schulterhöhe von 60 bis 90 Zentimeter. Sie haben ein ähnliches Gewicht wie Schäferhunde, sind aber deutlich hochbeiniger. Das Fell ist graubraun mit hellen Zeichnungen. Die Ohren sind relativ klein und dreieckig. Wölfe haben einen buschigen Schwanz und oftmals eine schwarze Schwanzspitze. Die Augen sind hellbraun bis gelb und schräg stehend. Eine eindeutige Zuordnung ist jedoch bei manchen Tieren nur über eine genetische Analyse möglich.“ |
Auch das LfU bestätigt, dass bis heute mehrere Wölfe durch Bayern durchgezogen sind. Wolfsrudel gebe es zwar keine im Freistaat. Aber auf der Suche nach einem eigenen Revier wandern einzelne Jungtiere täglich bis zu 70 Kilometer weit, teilt ein Behördensprecher mit. Dabei ziehen sie auch durch baumfreie Kulturlandschaften. Auch dass Tino Unterburger den vermeintlichen Wolf am frühen Abend am Ortsrand gesehen hat, wäre nicht ungewöhnlich. "Im Schutze der Dunkelheit laufen sie durchaus auch unmittelbar an bewohnten Häusern vorbei", sagt ein Behördensprecher.
Auch wenn er das Tier aus dem Schutz seines Autos heraus beobachtete, so läuft dem Seybothenreuther bei dem Gedanken daran immer noch ein Schauer über den Rücken. Er sagt: "Womöglich einem Wolf so nahe zu kommen, das war schon unheimlich."