Novum bei Wahl Thomas Hoffmann ist neuer Kreisbrandrat

Zum ersten Mal in der Geschichte ist mit Stefan Härtlein in Kulmbach ein amtierender Kreisbrandrat abgewählt worden. Sieben Stimmen geben am Ende den Ausschlag.

 
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Es war um 22.08 Uhr am Mittwochabend, als Landrat Klaus Peter Söllner in der Stadtsteinacher Steinachtalhalle ans Mikrofon trat und das Wahlergebnis verkündete, wie die 104 anwesenden Kommandanten der insgesamt 115 Feuerwehren in geheimer und schriftlicher Wahl entschieden hatten: „48 Stimmen entfallen auf Stefan Härtlein, 55 auf Thomas Hoffmann, eine Stimme war ungültig.“ Damit war klar: Der Schmeilsdorfer Stefan Härtlein ist nach zwölf Jahren im Amt mit seiner Kandidatur zu einer dritten Amtszeit gescheitert. Anfang September wird nun der 44-jährige Kreisbrandmeister Thomas Hoffmann aus Neudrossenfeld die Position des obersten Feuerwehrmanns im Kulmbacher Land übernehmen. Er wird dann nicht nur Chef der derzeit 3315 aktiven Feuerwehrleute im Landkreis, sondern muss darüber hinaus eine Fülle weiterer Aufgaben übernehmen. Das Wahlergebnis war historisch: Noch nie in der Geschichte des Landkreises Kulmbach ist ein amtierender Kreisbrandrat abgewählt worden.

Unter Härtleins Führung viel geschafft

Es hatte schon lang gebrodelt in Feuerwehrkreisen (unsere Zeitung berichtete). Unzufriedenheit, so war auch am Mittwoch zu hören, habe es vor allem wegen der Kommunikation gegeben. Stefan Härtlein habe zu wenig persönlichen Kontakt zu seinen 115 Feuerwehren im Kreis gehalten, hieß es. Viele fanden sich zu wenig eingebunden in die laufenden Prozesse. Dass Stefan Härtlein einen Mitbewerber haben würde, war seit Anfang dieses Jahres bekannt. Thomas Hoffmann hatte sich bereits am 20. Januar offiziell bei Landrat Klaus Peter Söllner vorgestellt. Der Landrat hat das Vorschlagsrecht für dieses hohe Feuerwehramt, das auch eng mit dem Landratsamt und den kommunalen Verwaltungen verbunden ist. Beide Bewerber seien qualifiziert für dieses Amt, an das aufgrund seiner Bedeutung gesetzliche Vorgaben geknüpft sind, betonte Söllner. Deswegen habe er sich entschlossen, der Versammlung auch beide vorzuschlagen. „Das ist Demokratie“, merkte Söllner an. „Wir wollen offen und transparent mit dieser Wahl umgehen.“

Er hob in seiner Rede bei der Versammlung der Kommandanten aus dem Landkreis einmal mehr das Kulmbacher Modell heraus. Das steht für gegenseitige Hilfe und Zusammenarbeit aller Blaulicht-Organisationen und habe sich in den jüngsten Krisenzeiten einmal mehr bewährt. „Unser Hilfeleistungssystem ist intakt.“ Angesichts der gespaltenen Stimmung mahnte Söllner aber auch zu Zusammenhalt statt Pflege von Eitelkeiten. Dem Amtsinhaber Stefan Härtlein bescheinigte der Landrat höchste Kompetenz und eine ebensolche Leistung. „Die Zusammenarbeit mit ihm war immer getragen von Vertrauen und gegenseitiger Wertschätzung.“ Unter Härtleins Führung sei viel geschafft worden, darunter die Etablierung der Integrierten Rettungsleitstelle, die Installation neuer Förderrichtlinien für Großgeräte der Feuerwehren und die Einführung des Digitalfunks. Zahlreiche große und teure Einsatzgeräte seien angeschafft worden.

„Die Nachwuchsarbeit mit Kindern ist absolut notwendig“

Viel sei erreicht worden in den zwölf Jahren seiner Amtszeit, sagte auch Stefan Härtlein in seinem sehr ausführlichen Tätigkeitsbericht, in dem Härtlein auch selbstkritische Töne anklingen ließ. Die Pandemie habe auch bei den Feuerwehren in den vergangenen beiden Jahren vieles an Austausch verhindert. Härtlein kam auch auf Entscheidungen zu sprechen, die getroffen werden müssen und nicht immer jedem gefallen. „Ich will Kamerad sein, aber mit Entscheidungen muss man halt auch umgehen können. „ Er stelle sich wieder zur Wahl, weil ihm das Amt mit all seinen Facetten einfach gefalle. Dabei bezog Härtlein auch die Zusammenarbeit mit allen Ebenen der Feuerwehrstruktur mit ein. Der amtierende Kreisbrandrat sprach sich deutlich auch für den Erhalt der kleinen Feuerwehren aus. „Jede Feuerwehr, egal wie groß, hat ihren Sinn.“ Am Ende eines Tages an dem (wie berichtet) im Landkreis gleich mehrere Felder gebrannt hatten sei einmal mehr bewiesen worden, dass die Tragkraftspritzen, die an einen Traktor angehängt werden, eine „Allzweckwaffe“ seien. Es werde immer wieder deutlich, welche wichtige Rolle auch die kleinen Dorfwehren spielen. Sein mit Applaus bedachter Appell am Ende seines Berichts: „Wir müssen am einem Strang in eine Richtung ziehen.“

Die Feuerwehren im Landkreis Kulmbach bilden eine mächtige Organisation. 3315 Aktive, darunter 574 Atemschutzgeräteträger stehen zur Verfügung, wenn sie gebraucht werden. Damit immer wieder junge Kräfte nachrücken, setzen die Feuerwehren schon seit Jahren auf Kinder- und Jugendarbeit. 343 Jugendliche sind in den Jugendfeuerwehren engagiert. Die Zahl der Aktiven in diesem Bereich sei dankenswerterweise trotz der durch Corona erzwungenen Unterbrechungen stabil geblieben, berichtete Härtlein. „Die Nachwuchsarbeit mit Kindern ist absolut notwendig“, führte der Kreisbrandrat aus. 327 Kinder sind mit Eifer dabei. Erst in der vergangenen Woche sei wieder eine neue Kinderfeuerwehr hinzugekommen.

Mit Ergebnis nicht gerechnet

Nicht immer läuft es mit der Technik rund. Eigentlich wollten die Feuerwehren längst auf digitale Alarmierung umgestellt haben. „Doch die Programmierung liegt wegen eines technischen Problems auf Eis“, informierte Härtlein die Kommandanten. An einer Lösung wird gearbeitet.“ Als Vertreter der gastgebenden Kommune hatte Stadtsteinachs stellvertretender Bürgermeister Jonas Gleich die Feuerwehren, die Vertreter der anderen Blaulichtorganisationen und zahlreiche Bürgermeister aus dem Landkreis begrüßt. Gerade am Mittwoch, als die Sirenen wegen Flächenbränden praktisch im Stundentakt ertönten, zeige sich, welchen Luxus die Gesellschaft genieße: „Wir rufen die 112 und binnen Minuten stehen die Löschfahrzeuge da. Wir als Kommunen stehen hinter unseren Feuerwehren, weil wir wissen, was für einen Wahnsinnsdienst diese Menschen für uns leisten.“

Strahlend trat der Sieger Thomas Hoffmann nach der Wahl ans Mikrofon, dankte für das Vertrauen und versprach gute Kameradschaft. In seiner kurzen Vorstellungsrede zuvor hatte er versprochen: „Klare Kommunikation, am besten persönlich. Das ist e ,was wir brauchen.“ Auch die Jugend wolle er besser einbinden, um die Nachwuchssorgen, die auch bei den Feuerwehren bestehen, zu mindern. Insgeheim habe er gehofft, als Sieger hervorzugehen, auch wenn er sich das Ergebnis noch knapper vorgestellt habe, sagte Hoffmann später. „Ich bin jetzt voller Tatendrang, dass wir wieder in die Richtung gehen, in die wir wollen.“ Stefan Härtlein, sichtlich getroffen vom Ergebnis, machte es kurz und bündig: Die Wahl ist rum. Ich habe verloren.“ Er hoffe, die Wehren seien nun zufrieden und bekommen, was versprochen wurde. Thomas Hoffmann wünschte er ein gutes Händchen und gratulierte, ebenso wie die fünf Kreisbrandinspektoren aus dem Landkreis mit einem kurzen Handschlag. Während Härtlein die Versammlung schnell verließ, nahm Hoffmann noch lang Gratulationen entgegen.

Nach der Versammlung räumte Klaus Peter Söllner ein, mit diesem Ergebnis nicht gerechnet zu haben und hob nochmals Härtleins Leistungen hervor, die aus seiner Sicht herausragend gewesen sind. „Für mich kam das überraschend, aber so ist Demokratie. Thomas Hoffmann erfüllt die Voraussetzungen. Ich bin sicher, dass er mit uns gut zusammenarbeiten wird. Trotzdem mahnte Landrat Söllner angesichts der nur wenigen Stimmen Unterschied bei der Wahl, die zwei nahezu gleich große Lager abbilden: „Es darf jetzt nicht passieren, dass ein Riss durch unsere Feuerwehren geht. Das Feuerwesen in unserem Landkreis ist sehr gut aufgestellt. Die Geschlossenheit war immer unsere große Stärke. Die müssen wir weiter erhalten.“

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