Ein Möglichmacher: Thomas Göttlicher

Von Andrea Pauly
Thomas Göttlicher ist seit 1. März Gemeindereferent in der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde St. Johannis. Er hat nicht nur auf seiner Gitarre neue Saiten aufgezogen, sondern auch in der Jugendgruppe und der Gemeindearbeit. Foto: Andrea Pauly Foto: red

Die Steigerung von göttlich: Göttlicher. Ganz so weit geht zwar niemand, erst recht nicht in einer Kirchengemeinde. Aber wenn Kinder einen Erwachsenen aus der Kirchenarbeit als "saucool" bezeichnen, muss Thomas Göttlicher etwas Besonderes sein.

 
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Mit seiner Band Klangwerk hat er beim Kneipenfestival das Sinnopoli gerockt und Hunderte Menschen begeistert. Auch in der Magdalenenkirche nutzt er akustische Effekte: Seine Predigt über das Gleichnis vom verlorenen Schaf umrahmt er mit "Määäähs" und ""Möööhs". Er bringt ehrenamtlichen Mitarbeitern bei, wie sie eine gute Andacht halten und schafft es, dass Jugendliche im Gemeindebrief erklären, dass ihnen Gott im Leben wichtig ist. "Der ist saucool", sagt eins der Kinder über Göttlicher. Auch Pfarrer Christian Aschoff ist mit seinem Gemeindereferenten sehr zufrieden: "Er ist sehr kreativ, er versteht es, Dinge zu vermitteln, er ist praktisch begabt, sehr vielseitig und verbreitet immer gute Laune."

Ein Jugend-Fuzzi, der mehr macht

Nach fast fünf Jahren beim Bayreuther CVJM ist er seit März in der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde angestellt. Der 33-jährige Gemeindereferent macht die klassische Arbeit eines "Jugend-Fuzzis", wie er selbst sagt. Er leitet die Jugendband und organisiert Freizeiten. Und damit hat er Erfolg: Die Zahl der Jugendgruppen-Mitglieder hat sich auf mehr als 25 verdoppelt. Was macht seine Jugendarbeit aus? "Ich mache nur, was die Jugendlichen auch wollen", sagt er. Er stülpt ihnen keine Themen oder Aktionen über. Er will, dass sie Spaß haben und erkennen, dass die Gespräche etwas mit ihrem Alltag zu tun haben.

Alkohol, Sex, Cliquen

In der Jugendgruppe geht es um Fragen wie Alkohol, Sex, Cliquen. Und diese Themen bringt er in Verbindung mit christlichen Werten. Thomas Göttlicher will, dass die Jugendlichen den Glauben als Bereicherung wahrnehmen und nicht als etwas, das sie einzwängt. "Ich sehe mich als Möglichmacher", sagt er. Er versucht, die besonderen Fähigkeiten der Jugendlichen zu erkennen und sie zu fördern - so, wie er es in seiner Jugend selbst erlebt hat.

Bibel und Zocken

Jeden Freitag gibt es die Möglichkeit, gemeinsam in der Bibel zu lesen, "aber nur, solange das die Jugendlichen wollen." Einige kommen dazu jede Woche. "Das sind 15-Jährige, die sonst den ganzen Tag am PC zocken." In seiner Stimme schwingt eine Mischung aus Stolz, Dankbarkeit und Erstaunen mit. "Ich weiß aber auch, dass das manchen jungen Leuten zu viel ist."

Mal eben einen Rolli-Weg gebaut

Göttlicher ist nicht verkopft, sondern ein Macher. Bevor er in Baden-Württemberg eine pädagogisch-theologische Ausbildung absolvierte, hat er Straßenbauer gelernt. Weil einer der Konfirmanden im Rollstuhl sitzt, hat der Gemeindereferent kurzerhand einen barrierefreien Zugang zu den Jugendräumen im Untergeschoss der Magdalenenkirche gebaut. Vor der Kirche hat er Sitzbänke aufgestellt und einen Abstellplatz für Fahrräder geschaffen – einfach, weil beides fehlte, ohne dass jemand ihn damit beauftragt hatte. "Wenn ich was sehe, dann mach' ich das."

Zur Hälfte mit Spenden bezahlt

Seine 20-Stunden-Stelle basiert auf einem ungewöhnlichen Finanzkonzept: Die Hälfte seines Gehalts zahlt die Kirchengemeinde aus den Mieteinnahmen des zweiten Pfarrhauses, das Pfarrerin Uschi Aschoff nicht braucht, weil sie gemeinsam mit ihrem Mann das erste Pfarrhaus bewohnt. Die andere Hälfte der halben Stelle finanzieren 30 Gemeindeglieder, denen Göttlichers Arbeit so wichtig ist, dass sie dafür zwischen 20 und 100 Euro monatlich spenden. 

Genug Zeit für die Band

Pfarrer Aschoff wünscht sich, dass die Finanzierung von Göttlichs Stelle langfristig auf feste Beine gestellt wird. "Das ist aber abhängig davon, was er selbst will, wenn die zwei Jahre um sind. Wir könnten uns das noch viel länger vorstellen."

Was in eineinhalb Jahren ist, kann Thomas Göttlicher noch nicht sagen. Die halbe Stelle sei jedenfalls "nicht perfekt". Aber sie hat einen großen Vorteil: Sie lässt ihm genug Zeit, um mit seiner Band eine neue Platte aufzunehmen.

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