Ein Lehrer im Drogen-Milieu

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Die Zahl der Crystal-Kriminalität steigt. In diesem Milieu spielt der Roman des Lehrers. Foto dpa Foto: red

Deutsch-Lehrer sind langweilig. Und erst Erdkunde oder Geschichte. Vergesst das mal. Rainer König (73) war Matrose, dann – richtig: Lehrer für Deutsch, Geschichte und Erdkunde. Und jetzt ist er für seine Krimis aus der Unterwelt unterwegs. Am Montag ist er wieder in Bayreuth. Aber nur zum Vorlesen.

 
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Wie man als Lehrer zum Krimi-Schreiben kommt, beschreibt Rainer König so: Schließlich sei er ja nicht immer Lehrer gewesen, sondern auch Seemann. Und „auch in der Welt mit aufgewachsen, in dieser schimmernden Halbwelt“. Schimmernde Halbwelt, Gymnasium Selb, und jetzt wieder schimmernde Halbwelt. Denn für seinen sechsten Kriminalroman, den er zusammen mit seiner Tochter Birgit geschrieben hat, ist er bei den Crystal-Meth-Kochern in Tschechien gewesen.

Seit 2008, nach der Pensionierung, hat König sich auf die Literatur verlegt. Sein Held heißt Jan Kral und ist, wen wundert’s, Oberstudienrat, der sich wie einst der Matrose König ab und an eine Pfeife anzündet. Auch sonst ist Kral das Alter Ego seines Schöpfers. „Wie üblich“ bei Autoren.

Leben direkt an der Grenze

König lebt in Selb, direkt an der deutsch-tschechischen Grenze, direkt dort, wo die Kriminalität sichtbar wird. Nach der Grenzöffnung kam erst der Handel mit Frauen, dann die Prostitution, es folgte die Arbeitskräfte-Verschiebung über die Grenzen. Und jetzt die gefährliche Droge Crystal Meth. Und davon handelt sein sechster Roman „Wildes Kristall – Krals fünfter Fall“.

Er sei, so König, wie seine anderen, „immer sehr realitätsbezogen“. Bei Filmen heißt das „wahre Begebenheiten“. König: „Das ist keine Fantasie, sondern das sind konkrete Ereignisse im Grenzbereich. Basierend auf Tatsachen.“

Engagement in der Deutsch-Tschechischen Gesellschaft 

König engagiert sich in der Deutsch-Tschechischen Gesellschaft und ist „oft drüben“. Kontakte sind gewachsen, auch zu Fahndern – auf beiden Seiten. So ist er in Kontakt gekommen mit den „Bösen“, denjenigen, die die Drogen herstellen. In sogenannten Küchen, die sie schnell aufbauen – und schnell wieder abbauen. „Vietnamesen“, sagt König, „die gut organisiert sind.“ Deshalb sei ihnen nicht leicht beizukommen. Es handle sich um eine ganz besondere Form der Kriminalität. „Die wollen ehrbare Geschäftsleute sein und, dass alles ohne Gewalt abläuft.“ Ihre Kinder bringen sie ins Gymnasium, spenden auch für deren Schulen. Ein schlechtes Gewissen hätten sie nicht. Geschäftlicher Erfolg zählt bei ihnen sehr viel. Es sei fast ein göttliches Zeichen für sie, die sich für „ehrbare Herren“ hielten. Deren größte Angst die vor der Polizei ist. Die Passagen über sie im Buch sind fast „reportagehaft“.

König will dass die deutsch-tschechischen Beziehungen besser werden. Deshalb kritisiert er – trotz besser klingenden Meldungen aus der Politik, dass es  die Fahnder unnötig schwer hätten. Ein direkter Anruf bei Polizisten aus dem Nachbarland sei nicht möglich, nur über eine Zentrale. „Das klappt nach 20 Jahren immer noch nicht richtig.“ Vielleicht lässt er deshalb immer wieder in seinen Romanen einen Politiker als „komische Figur“ auftreten? „Mmh.“

Appell an die Politik

So ist sein Buch – und sein Auftritt am Montag – auch ein Appell an die Politik. Mit dabei hat er noch aktuelle Geschichten, die er frisch im Drogenmilieu recherchiert hat.

Und so ist das Ende seines Buches eher pessimistisch. Wahrscheinlich wird sein Polizist wieder zu einem nächsten Fall ausrücken müssen. Bis dahin rauchen beide, der Schöpfer und sein Kommissar, Pfeife. Und beide denken an die Verbrechen in der Grenzregion. Und daran, dass „der Kampf gegen die Drogen nicht zu gewinnen ist.“ Einer aber erinnert sich ab und an mal an die Zeit als Matrose in der Seeschifffahrt.

 Lesung

Die Lesung findet am Montag, 6. Februar, um 19 Uhr, auf Einladung der deutsch-tschechischen Gesellschaft in der Schulstraße 5 in Bayreuth statt, in den Räumen des Internationalen Zirkels.

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