Ein Erdbeben zerstörte ihre Existenz, doch mit Hilfe der Kurier-Leser konnte eine nepalesische Familie ihr Café wieder aufbauen Kurier-Leser helfen beim Wiederaufbau

Von Sarah Bernhard

Ein Erdbeben in vernichtete im April 2015 in Nepal Tausende von Existenzen. Auch die von Lhakpa und seiner Familie. Die Kurier-Leser halfen: Mit deren Spenden konnte der Nepalese sein zerstörtes Café wieder aufbauen. Doch das Wichtigste fehlt noch.

 
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Die Zeit des Wartens ist vorbei. Die Zeit, in der Lhakpa und seine Frau Nima untätig in der kleinen Wohnung in Nepals Hauptstadt Kathmandu herumsitzen mussten, die sie sich mit der Familie von Nimas Bruder und zwei ehemaligen Café-Angestellten teilen. Die Zeit, in der unklar war, ob sie jemals in ihre Heimat, das Langtangtal an der Grenze zu Tibet, zurückkehren können. Die Zeit, die Nima mit den Worten „arbeitslos, heimatlos, hoffnungslos“ umschrieb.

„Zwei Monsun-Perioden lang wollten die Behörden die Familien nicht mehr zu ihren zerstörten Häusern lassen“, sagt Roman Maier aus Heinersreuth. Weil die Gefahr von weiteren Gerölllawinen in dem Tal, das 4000 Metern Höhe liegt, zu groß war. „Aber sie durften nun doch früher mit dem Wiederaufbau beginnen.“

Tenzing (5) kann schon lesen und schreiben

Der 67-Jährige hatte Lhakpa, Nima und deren Kinder Doma und Tenzing vor dem Erdbeben bei einer Trekking-Tour durchs Langtang-Tal kennengelernt – und Nima und Tenzing vermutlich das Leben gerettet. Mittlerweile hat Maier die Schulpatenschaft für den fünfjährigen Tenzing übernommen, „er kann schon das lateinische und das nepalesische Alphabet schreiben“.

Ende des vergangenen Jahres wendete sich auch für seine Eltern das Blatt: „Im November konnte Lhakpa anfangen, sein Café mit angeschlossener Bäckerei wieder aufzubauen“, sagt Maier. Auch mit Hilfe der Kurier-Leser: 3500 Euro haben sie mittlerweile gespendet, davon hat Lhakpa die Handwerker bezahlt, die ihm beim Wiederaufbau halfen.

Schwimmbadblau: zumindest schöner als rostrot

Und die schwimmbadblauen Wellblechplatten, mit denen das neue Dach gedeckt ist. „Traditionell wären eigentlich Dachplatten aus Stein. Aber wenn es wieder ein Erdbeben gibt, sind die viel zu gefährlich“, sagt Maier. Und schöner als die rostigen Blechplatten, mit denen das Dach vorher gedeckt war, seien die blauen Platten allemal.

Alle anfallenden Arbeiten haben Lhakpa und seine Helfer von Hand erledigt. Denn Bagger oder auch nur Motorsägen gibt es im Langtangtal nicht. „Dafür gibt es keinen Treibstoff. Und selbst wenn, bis sie ihn nach dort oben gebracht hätten, haben sie die neuen Dachlatten schon lange von Hand gesägt.“ Immerhin die Wellblechplatten hat eine Nichtregierungsorganisation mit dem Hubschrauber angeliefert.

Im März ist der Innenraum dran

Wenn der Winter demnächst endet, wollen Lhakpa und Nima wieder ganz ins Langtang-Tal zurückkehren. Die Kinder wohnen mittlerweile im an die Schule angeschlossenen Internat. Dann will sich Lhakpa an die Innenausstattung des neuen Cafés machen.

Im April könnten dann die ersten Trekking-Touristen kommen. Wenn sie denn kommen. „Als ich im Oktober in Nepal war, habe ich kaum welche getroffen“, sagt Maier. Dabei seien sie für die meisten im Langtang-Tal die einzige Einnahmequelle. „Das muss irgendwie funktionieren“, sagt Maier. „Ich wüsste nicht, wovon die vier sonst leben sollen.“

Hier können Sie spenden

Spenden für Tensing und seine Familie sind weiterhin auf das Konto „Kinder von Nepal“, Stichwort „Langtang Nepal Hilfe“ unter der IBAN DE 20 773 501 100 038 066 007 möglich. Für die Erdbebenopfer allgemein kann man zum Beispiel über Plan International, Stichwort „Erdbebenhilfe Nepal“ spenden.

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