Familienfreundlich am Sonntagnachmittag
Ihren Hauptauftritt haben die Kerwabum am Sonntag und Montag mit dem Rumspielen. Am Sonntagnachmittag sind die Sprüche noch etwas familienfreundlich, sagt Daniel. Da treten sie an drei Stellen im Ort – am ehemaligen Wirtshaus, bei der Autowerkstatt und am Kerwagrab –, auf. Die Bevölkerung zieht mit ihnen mit. Immer dabei während der ganzen Tage ist die Kerwaschürze. Sie wird die ganze Zeit getragen, weil das Hosentürchen während der gesamten Kerwa offen ist, erklärt Christian. Woher der Brauch kommt, weiß er auch nicht, aber wohl, weil die Bubn öfter mal müssen. Ansonsten werden am Sonntag schwarze Hosen und weißes Hemd getragen, am Montag ist es legerer. Darum hat man hier mal die Kerwa-T-Shirts angeschafft.
Die Schürzen werden generationsweise weitergegeben. Sie sind kunstvollbestickt, mit Initialen des Trägers und dem jeweiligen Kerwa-Jahr. Das macht die Mutter, sagt Matthias. So wie auch das Blumenkränzchen am Bierkrug. Der Jüngste bekommt den Sprenger – die Gießkanne. Früher hatte sie der Älteste. „Das Metall hält das Bier im Sommer schön kalt“, sagt Christian.
Zur 100. Kerwa haben sie vor Jahren Bundeskanzler Helmut Kohl und Bundespräsident Richard von Weizsäcker eingeladen. Aber beide haben aus terminlichen Gründen abgesagt. Ihre Schreiben haben die Kerwabum gut aufgehoben. Und noch andere Erinnerungen gibt es. Da war die Frau, die sich von einem Lied beleidigt fühlte und Anzeige erstattete, weiß Norbert Ernst noch. 1983 war das. Er musste dann mit dem Bürgermeister zum Sühnetermin ins Landratsamt und sich bei der Frau entschuldigen.
Kerwabum sein, das ist wie auf einer Bühne zu stehen, man bekommt viel Aufmerksamkeit und Anerkennung, findet Christian. Und der Alkohol macht es jedem leichter, seine Sprüche zu präsentieren, sagt auch Matthias. Doch jetzt geht es beim Treffen der Ehemaligen weiter. Die Musik hat „Wo ist denn das Gerchla?“ angestimmt und junge und alte Kerwabum stimmen sofort in den Text ein.