Volles Haus bei Info-Abend 50 Flüchtlinge kommen nach Eckersdorf

50 Geflüchtete mitten in Donndorf. Wie soll das gehen? Landrat, Bürgermeisterin und Betreiberin antworten auf kritische Fragen. Reaktion: Applaus und Skepsis.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Geflüchteten-Informationsabend Nummer fünf binnen weniger Monate im Landkreis Bayreuth. Nach Weidenberg, Waischenfeld, Gefrees und Speichersdorf steht jetzt Eckersdorf im Fokus. Dort sollen 50 Geflüchtete in die Pension Am Park im Gemeindeteil Donndorf einziehen. Knapp 300 Bürger strömen in die Aula der Mittelschule. Die Stimmung ist kritisch, aber nicht ganz so aufgeheizt wie bei ähnlichen Veranstaltungen andernorts im Landkreis. 

Dafür sorgen, dass es in Donndorf auch nach der Umwidmung der alten Pension in eine Flüchtlingsunterkunft ruhig bleibt, muss vor allem Gabriela Gheralia. „Wir sehen das Haus als unser Haus“, sagt die Geschäftsführerin der GmbH M&D Deutschland, die das Gebäude der Pension Am Park gekauft hat. Sie will verdeutlichen: Dass es dort funktioniert, sei ihr persönliches Interesse. „Wir werden alles machen, was wir können.“ 

Gheralias GmbH, so sagt sie, bestünde ausschließlich aus Familienmitgliedern. Ihre Schwester und ihr Neffe wollen in die alte Pension zumindest einige Zeit lang selbst mit einziehen. Wie lange genau? Das will ein Fragesteller wissen. „Ein halbes Jahr, bis ein System da ist“, sagt Gheralia. Für sie ist es die erste Unterkunft als Betreiberin.

„Es war uns wichtig, dass sich die Familie eine unserer langjährigen Unterkünfte angesehen hat“, sagt Landrat Florian Wiedemann (FW). Er versucht, mit viel Transparenz die Fragen der Bürger zu beantworten. Und Transparenz soll es auch geben, nachdem die Geflüchteten da sind. „Es hat sich andernorts bewährt, dass wir sie zur einer weiteren Infoveranstaltung eingeladen haben, nachdem sie da waren.“ Als ehemaliger Berufsschullehrer könne er die Bedenken der Bürger verstehen. „Auch ich hatte ein wenig Bauschmerzen, als ich eine Integrationsklasse unterrichten musste. Die Schüler kamen aus Somalia und anderen nordafrikanischen Ländern.“ Aber, betont er: „Es wäre grundfalsch, wenn wir anfangen, jeden vorab zu verurteilen.“

Im Landkreis Bayreuth, berichtet Wiedemann, ist Eckersdorf die 13. Kommune, in der Flüchtlinge untergebracht werden; insgesamt sind es aktuell etwa 470 Asylbewerber. Dazu die Ukraine-Flüchtlinge. Und es werden wohl noch mehr. „Die kreisfreien Städte in Oberfranken haben alle ihre Quote übererfüllt.“ Der Landkreis Bayreuth liegt indes auf dem vorletzten Platz in der Erfüllung der Aufnahmequote.

Ändern soll das auch die neue Unterkunft in Donndorf. Im Juni wird dort wohl Einzug sein. „Maximal 25 allein reisende Männer“, verspricht Wiedemann. Etwa gleich viele Familien. Wer kommt, sei noch nicht ganz klar. Einige werden wohl aus der Turnhalle in Pegnitz umziehen, andere aus dem oberfränkischen Ankerzentrum in Bamberg neu in den Landkreis Bayreuth kommen.  

Olaf Heber, Leiter Polizeiinspektion Bayreuth-Land, will Ängste nehmen. Der Kriminalitätsstand in Eckersdorf sei einer der geringsten im Landkreis. Großes Raunen im Publikum. „Noch“, ruft einer. „Das soll auch so bleiben“, betont ein anderer. Heber setzt fort: „Es ist natürlich die große Befürchtung, dass dann ein großer Zuwachs an Kriminalität stattfindet. Das wird aber nicht passieren, da bin ich mir sicher.“ Bislang sei es um die Flüchtlingsunterkünfte in Bayreuth Stadt und Land friedlich. Zwar gebe es auch unter diesen Personen Kriminalität. „Es ist aber daneben, zu behaupten, dass da welche aus dem Busch herausstürzen.“ Dennoch werde die Polizei „offensiv“ auf die Leute zugehen. „Wir werden klarmachen, was in Deutschland Recht und Gesetz ist.“ Applaus.

Sylvia Herrmann, Integrationslotsin des Landkreises, ruft zur Mithilfe auf. „Melden Sie sich, man kann mit einfacher Mitteln helfen.“ Im weiteren Verlauf der Veranstaltung geht es – neben Ängsten um minderjährige Töchter – auch viel um Integration. Spontan betonen Anwesende, dass sie im Helfernetzwerk Aufgaben übernehmen möchten. Im Gegensatz zu Flüchtlingsinfoabenden andernorts ist es weniger hitzig. Das liegt zum einen an der Eckersdorfer Bürgermeisterin Sibylle Pichl (FW), die Zuhörerfragen routiniert steuert. In ihrer Begrüßung sagt sie, Kommunen hätten die Verantwortung, sich zu kümmern. „Es gibt ein Recht auf Asyl.“ Gleichzeitig sei sie zuversichtlich, „dass sich unsere Eckersdorfer wieder darauf einlassen und für eine positive Willkommenskultur sorgen“. Und das obwohl es vor rund zehn Jahren Probleme gab, als Flüchtlinge im Gasthaus Stamm lebten. „Damals mussten wir hausieren gehen“, erinnert sich Karl-Friedrich Weidner, Leiter des Fachbereichs Ausländerwesen am Landratsamt. Pichl: „Das jetzige Angebot ging nicht von der Gemeinde aus, das Angebot ging vom Betreiber ans Landratsamt.“ Die Unterkunft biete sich an, da Versorgungseinrichtungen fußläufig erreichbar seien und eine Bushaltestelle in unmittelbarer Nähe liege.

Dass es diesmal weniger hitzig wird, liegt auch an Landrat Wiedemann. Als ihm ein Zuhörer vorwirft, er lüge, wenn er die Aussicht aufstelle, dass Flüchtlinge schnell in andere Wohnungen umziehen könnten („Die sind doch nur geduldet, die kriegen doch keine Wohnung“), kontert er. „Da haben Sie mir bewusst nicht richtig zugehört, das ist Populismus. Ich sprach von anerkannten Flüchtlingen.“ Weitere persönliche Angriffe gegen Landratsamt und Landrat sind danach die Ausnahme. Der Ausnahmezustand der Flüchtlingsaufnahme wirkt in Eckersdorf irgendwie fast schon wie Routine.

Bürgermeisterin Pichl versichert auf Bürgernachfrage hin, dass im Kindergarten „immer eine Reserve für nach Eckersdorf Zuziehende“ gehalten werden. Integrationslotsin Herrmann sagt: „Der beste Integrationsmotor ist meist der Fußballverein.“ Wiedemann betont freilich auch: Die Kommunen und Landkreise brauchen nicht nur mehr Geld, sondern auch mehr praktische Hilfe, etwa bei Deutschkursen.

Autor

Bilder