Dreibrunnenweg: Wann tut sich endlich was?

Von

Sie leben im Stillen. Am Waldrand, weit weg von der Innenstadt. Wer hier im Dreibrunnenweg gelandet ist, hat den Halt im Leben verloren.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Vor ungefähr einem Jahr machten die tristen Notunterkünfte im Kulmbacher Stadtteil Ziegelhütten Schlagzeilen. In einem der Häuser, die größtenteils aus Holz bestehen, war ein Feuer ausgebrochen. Ein 61 Jahre alter Mann kam dabei ums Leben.

Mittlerweile ist von der Brandruine nichts mehr zu sehen. Nur ein rot-weißes Absperrband erinnert an das Ereignis. Doch die Verhältnisse in den beiden Häusern, die noch stehen, haben sich nicht geändert. Die Fenster sind dreckig, überall hängen Spinnweben, Müll steht vor der Tür. Allein die Briefkästen deuten darauf hin, dass hier überhaupt jemand wohnt.

"Schreckliche Wohnverhältnisse"

"Es ist schrecklich, wie mies die Leute dort untergebracht sind", sagt Soraya Hebentanz von der Caritas und spricht offen die Missstände an. Die Toiletten hätten kein Waschbecken, zum Händewaschen bleibt nur die Spüle in der Küche. Geheizt wird mit Holz. "Das alles müsste so nicht sein, so barackenmäßig. Das ist einfach menschenunwürdig." Sie kenne mindestens drei Personen, die schon jahrelang dort lebten. Auch eine Famile haust Hebentanz zufolge in einem der Häuser. "Das sind Personen, die möchten sie und ich nicht neben sich wohnen haben." Nicht alle seien unverschuldet in Not und hätten oft einen problematischen Umgang mit Alkohol und Drogen. "Eine normale Hausgemeinschaft würde das nur schwer ertragen."

Bewohner sind kaum vermittelbar

Einer der Bewohner sagt selbst im Gespräch mit dieser Zeitung: "Es ist schwierig, als Hartz-IV-Empfänger etwas zu finden. Viele Vermieter sind misstrauisch und haben schon schlechte Erfahrungen gemacht." Seit einem halben Jahr sei er mit einem Freund im Dreibrunnenweg untergekommen. Um drei Wohnungen habe er sich in dieser Zeit erfolglos beworben. Trotzdem sei er froh, ein Dach über dem Kopf zu haben. "Und wir haben es warm." Es sei genügend Holz vorhanden, doch die kommenden Tage und Nächte sollen bitterkalt werden. 

"Schließung schon lange angedacht"

Die Caritas-Mitarbeiterin weiß, wie hoch der Druck auf dem Wohnungsmarkt ist. Nicht zuletzt durch die Flüchtlinge. "Selbst die anerkannten finden keine Wohnung." Wenn nichts frei ist, schickt sie die Menschen zum Ordnungsamt, das für eine Bleibe sorgen muss. Hebentanz sieht die Stadt Kulmbach in der Pflicht, diesen Menschen zu helfen. Zum Beispiel über die Baugenossenschaft oder die Städtebau Kulmbach. Das Jobcenter könne ein Darlehen etwa für eine Kaution oder Genossenschaftsanteile gewähren. "Die Schließung des Dreibrunnenwegs ist schon vor Jahren angedacht gewesen", sagt Hebentanz. Passiert ist noch immer nichts.

Meldegemeinde ist zuständig

Für Wohnungslose und Mittellose ist immer die Meldegemeinde zuständig. Theoretisch ist auch eine Unterbringung in einer Pension möglich.  Für die Grundversorgung mit Sozialleistungen ist das Landratsamt verantwortlich. Noch als arbeitsfähig geltende Bedürftige müssen sich an das Jobcenter wenden. "Viele haben aber Probleme mit dem Ausfüllen von Formularen", sagt Andreas Bär vom Amt für soziale Angelegenheiten. "Der Fall, dass einer auf der Straße landet, kommt nicht besonders häufig vor und ist eher die absolute Ausnahme." Und manch einer, der auf der Straße lebe, wolle auch nicht mit den Behörden kooperieren.

Ziel: Leib und Leben schützen

Nach Auskunft des Rathauses gibt es mehrere Sozialunterkünfte mit 21 Wohnungen, verteilt über das ganze Stadtgebiet. "Die Menschen sollen dort nur eine vorübergehende Zeit wohnen, um Leib und Leben zu schützen", sagt Oberbürgermeister Henry Schramm. Ziel sei immer, zeitnah eine richtige Wohnung für die Leute zu bekommen. Dass aus dem Notbehelf manchmal eine Dauerbleibe wird, weiß Schramm.

Werden bald neue Wohnungen gebaut?

Bisher habe keine Not bestanden, das durch den Brand zerstörte Gebäude wieder aufzubauen. Es gebe keinen Druck, weil sowieso nicht alle Zimmer belegt seien, so Schramm. Dennoch soll dort bald etwas Neues entstehen, stellte der Oberbürgermeister eine Lösung in Aussicht. Über ein Förderprogramm könnten möglicherweise neue Wohnungen finanziert werden. Eine endgültige Entscheidung sei jedoch noch nicht gefallen.

Autor

Bilder