Drama um den schwarzen Schwan

Von Moritz Kircher
Das verbliebene Schwanen-Weibchen auf dem Weiher im Schlosspark. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Sie haben sich nicht aus dem Staub gemacht. Die Besitzer des Hundes, der einen Schwan im Schlosspark Fantaisie attackiert hat, haben sich gleich danach bei den Parkmitarbeitern gemeldet. Umgehende Hilfe hat der tödlich verletzte Schwan bei dem Vorfall in der vergangenen Woche dennoch nicht bekommen.

 
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Der Bayreuther Tierarzt Helmut Zartner, bei dem der zu diesem Zeitpunkt noch lebende Schwan schließlich auf dem Behandlungstisch gelandet war, hat den Kadaver noch in seiner Praxis - tiefgefroren. Er schiebt an zwei Stellen die Federn zur Seite, an denen der Hund zugebissen hat. Einmal an der Halswurzel und einmal weiter oben sind die Bissverletzungen am schlanken Hals des Schwanes zu sehen und zu tasten. "Die waren blutig", sagt Zartner über den Zustand der Wunden, als der Schwan lebensgefährlich verletzt auf seinen Behandlungstisch kam.

Tierarzt macht Parkmitarbeitern keinen Vorwurf

Für den Park von Schloss Fantaisie ist die Bayerische Schlösserverwaltung zuständig. Am Dienstagvormittag vergangener Woche seien Parkmitarbeiter von den Hundebesitzern zum verletzten Schwan an den Talmühlweiher gerufen worden, schreibt die Schlösserverwaltung auf Kurier-Anfrage. "Das Tier wurde eingefangen und untersucht. Es konnten jedoch keine äußeren Verletzungen festgestellt werden." Von einer tierärztlichen Untersuchung ist in der schriftlichen Mitteilung nicht die Rede.

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Haben es die Parkmitarbeiter also versäumt, dem Schwan gleich die notwendige medizinische Hilfe zukommen zu lassen? Denn zum Tierart wurde der verletzte Schwan erst gebracht, als ein Spaziergänger am Dienstagnachmittag die Tierrettung Bayreuth informierte, die ihn dann zu Helmut Zartner brachte. Nein, einen Vorwurf gegen die Parkmitarbeiter will der Tierarzt nicht erheben. Wenngleich er sich wundert, dass die blutigen Wunden nicht gleich entdeckt worden sein sollen.

"Den Kopf hat er nicht mehr hoch gebracht."

Zartner geht davon aus, dass aufgrund der Bissverletzungen der Hals des Tieres nach und nach angeschwollen ist, bis der Schwan schließlich kaum noch Luft bekommen hat. "Er lag mit Schnappatmung hier", sagt Zartner und deutet auf seinen Behandlungstisch. Als der schwarze Schwan zu ihm in die Praxis gebracht worden war, habe das Tier den Hals nicht mehr bewegen können.

"Er hat noch mit den Flügeln geschlagen, aber den Kopf hat er nicht mehr hochgebracht." Er hat den Schwan noch mit Antibiotika und einem Schmerzmittel behandelt. Eine Stunde später ist das Tier aber in der Obhut von Tierretter Gerhard Schoberth verstorben.

Halten sich die Hundehalter an die Anleinpflicht?

Die Schlösserverwaltung bestätigt in einer Pressemitteilung die Vermutung, dass der Hund, der den Schwan gebissen hat, nicht angeleint war. Sie weist darauf hin, dass im Park ein Anleingebot gilt. Bürger aus Eckersdorf, die regelmäßig im Park spazieren gehen, schildern jedoch, dass viele Hundebesitzer die Parkvorschrift ignorieren, dass diese aber auch seitens der Parkmitarbeiter nicht durchgesetzt werde.

Die Schlösserverwaltung teilt dagegen nach Rücksprache mit ihrem Gartenbaumeister Alfred Neidhardt mit, dass "die meisten Hundehalter im Park ihre Hunde an der Leine führen". Neidhardt hoffe, dass dieser Vorfall bei allen, die das Freilaufverbot für Hunde ignorieren, zu einem Umdenken führe. Nur so könne verhindert werden, dass sich derartige Fälle in Zukunft wiederholen. Anzeige gegen die Besitzer des Hundes, der den Schwan attackiert hat, will die Schlösserverwaltung nicht stellen.

Verbliebener Schwan bekommt frühestens im Frühjahr wieder einen Partner

Von dem schwarzen Schwanenpärchen lebt nun nur noch das weibliche Tier im Park. Zu einem ähnlichen Vorfall war es vor einigen Monaten im Schlosspark Rosenau (Landkreis Coburg) gekommen.

Dort war es ein Fuchs, der einen Schwan gerissen hatte. Und dort suchte die Verwaltung für den verbliebenen Schwan nach einem neuen Partner. Im Eckersdorfer Fall teilt die Verwaltung mit: "Ob wir auf Schwan-Partnersuche gehen werden, entscheidet sich nächstes Frühjahr."

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