Dolmetscher hilft Flüchtlingen

Von Peter Engelbrecht
Ali Al Faraj spricht mit Kinder in der Kindertagesstätte "Unsere Liebe Frau" in Kulmbach. Foto: Peter Engelbrecht Foto: red

Susanne Mattes findet lobende Worte für die Arbeit von Ali Al Faraj. Der 41-jährige Syrer ist Sprachmittler und Dolmetscher für arabisch in einigen Kindertagesstätten im Landkreis Kulmbach. Seine Tätigkeit sei „sehr hilfreich und sehr wertvoll“, sagt Mattes, die Leiterin der Kita „Unsere Liebe Frau“ in Kulmbach.

 
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Ein Drittel der Kinder in der katholischen Einrichtung kommt aus Flüchtlingsfamilien. Häufig hapert es an der Verständigung zwischen den Kindern, deren Eltern und den Erzieherinnen. Deshalb hilft Ali Al Faraj beim Übersetzen von Elternbriefen oder er begleitet Elternabende. „Er entlastet uns. Manchmal möchte man ihn den ganzen Tag dahaben“, berichtet Mattes. Der Lehrer lebt mit seiner fünfköpfigen Familie seit zwei Jahren in Kulmbach, ist anerkannter Flüchtling.

Der Dolmetscher ist seit dem 1. September 2016 in Kitas im Landkreis Kulmbach tätig, bis Ende 2017 wird er seine Arbeit auf jeden Fall fortführen. Ermöglicht wird sie durch Fördermittel des Bayerischen Sozialministeriums, die das Landratsamt Kulmbach abgerufen hat. Für das laufende Jahr fließen dafür gut 15 000 Euro. Projektträger ist der Caritasverband Kulmbach. Jede Kita im Landkreis mit Flüchtlingskindern kann die Unterstützung anfordern, zehn bis 15 nutzen das neue Angebot. Allein im vergangenen Jahr fanden 46 Elterngespräche statt. Dabei ging es unter anderem um Entwicklungsstörungen oder -verzögerungen der Kinder und deren Ursachen. Bedingt durch die traumatischen Erlebnisse im Heimatland und auf der Flucht, musste ein vertrauensvolles Verhältnis zwischen Kindern, Eltern, Dolmetscher und Erzieherinnen aufgebaut werden. 

Ali Al Faraj sei „ein Brückenbauer zwischen den Kulturen“, lobt Landrat Klaus Peter Söllner. Er sei „immer gut drauf“, verfüge über eine positive Grundhaltung. Der Landkreis sei einer der ersten gewesen, der das Programm in Anspruch genommen habe. Das sei „eine wichtige Geschichte“, auch 2018 soll das Projekt fortgesetzt werden. Aber: Die Förderung sei im laufenden Jahr um die Hälfte reduziert worden, bedauert Söllner. Wie Ali Al Faraj berichtet, lernen die Flüchtlingskinder schnell deutsch. Das Bildungsniveau der Eltern reiche von der Hochschule hin zu keinem Schulabschluss. Aufgrund des mehrjährigen Bürgerkriegs in Syrien hätten dort mehr als drei Millionen Kinder keine Schule besucht. Viele der geflüchteten Familien seien durch Kriegserlebnisse traumatisiert worden. „Die Kinder können nachts nicht schlafen, nässen sich ein“, schildert der Dolmetscher. Die Zusammenarbeit mit Psychologen soll helfen, die schrecklichen Erlebnisse zu verarbeiten. Sport im Fußballverein oder der Besuch im Schwimmbad tue den Kindern gut. 

Von einer „Riesenherausforderung“ spricht Hermann Hinterstößer, Geschäftsführer des Caritasverbandes Kulmbach. Die derzeitigen zwölf Stunden Dolmetscherdienst pro Woche sollten ausgeweitet werden. Nach seiner Auffassung sollten die Flüchtlingseltern besser in die Integration einbezogen werden, etwa über gemeinsame Feste oder gemeinsames Essen. Kita-Leiterin Mattes sagt, die Eltern versuchten sich anzupassen, doch das brauche Zeit. Hauptaufgabe des Dolmetschers sei es, eine bessere Zusammenarbeit zwischen der Kita, den Eltern sowie den Kindern zu fördern,  erläutert Rainer Blüchel vom Kreisjugendamt Kulmbach. „Kleine Störungen in der Kommunikation können mit dem Projekt schnell und unbürokratisch behoben werden“, zieht er eine positive Bilanz des Vorhabens.

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