DLRG: Das Seepferdchen reicht nicht

Von Thorsten Gütling
Fast 6500 Grundschüler gibt es in Stadt und Landkreis Bayreuth. Etwa die Hälfte davon macht das Seepferdchen. Sicher schwimmen können diese Kinder deshalb noch lange nicht, warnt der Vorsitzende der DLRG in Bayreuth, Thomas Schmid. Foto: Archiv/dpa Foto: red

Jedes zweite Kind in Bayern kann nicht oder nur schlecht schwimmen. Das geht aus einer Anfrage der Grünen im Bayerischen Landtag hervor. Die DLRG behauptet: Sicher im Wasser unterwegs ist sogar nur jeder vierte Grundschüler.

 
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Wie es aus dem Landtag heißt, variiere die Zahl der Nichtschwimmer unter 18 Jahren zwischen 30 und 50 Prozent, je nachdem ob man die Eltern befrage oder die Schüler teste. Die Bayreuther Gemeinschaft (BG) im Stadtrat um den Sportpfleger Georg Kämpf will wissen: Trifft diese Quote auch auf Bayreuther Kinder zu? Nach Ansicht der Stadtverwaltung sind die Voraussetzungen für Schwimmunterricht in Bayreuth bestens.

Nur jeder zweite Schwimmer kann das nachweisen

Allerdings: Auch in Stadt und Landkreis Bayreuth kann längst nicht jeder, der behauptet schwimmen zu können, das auch nachweisen. So gibt das Staatliche Schulamt an, dass 2223 der 3017 Grundschüler in Bayreuth schwimmen könnten. Im Besitz des Seepferdchens sind davon aber nur 1377 Schüler. Im Landkreis soll es 2545 Schwimmer unter den Grundschülern geben, davon aber nur 1784 mit Abzeichen. In Stadt und Landkreis könnte damit nur jeder zweite Grundschüler nachweislich schwimmen. Die Zahlen, die die DLRG im Innenausschuss schon auf Bayernebene für bedenklich hielt, gelten damit auch für Bayreuth. Aus dem Staatlichen Schulamt heißt es, mit Elternauskünften hätten die übermittelten Zahlen nichts zu tun. Die Zahlen gingen auf Angaben der Lehrer im Schwimmunterricht zurück.

Seepferdchen heißt noch lange nicht schwimmen

Dazu kommt: Sowohl der Bayreuther DLRG-Vorsitzende, Thomas Schmid, als auch Patrick Sinzinger, der Ausbildungsleiter der DLRG in Bayern, sagen: Wer bei der Abnahme des Seepferdchens 25 Meter geschafft habe, könne noch lange nicht schwimmen. Die meisten Kinder könnten zu diesem Zeitpunkt nur mit Mühe ihren Kopf über Wasser halten. Das Seepferdchen könne höchstens als erstes Erfolgserlebnis herhalten. Um behaupten zu können, man könne schwimmen, müsse man mindestens 200 Meter im Wasser zurückzulegen können, sprich: die Anforderungen des Deutschen Jugendschwimmabzeichens in Bronze erfüllen. Die aber erfüllen in Bayreuth nur 28 Prozent aller Grundschüler und im Landkreis gar nur 17 Prozent. Sicher schwimmen könne damit gerade einmal jeder vierte Grundschüler.

In der dritten Klasse ist es zu spät

Wie das Staatliche Schulamt mitteilt, würde der Schwimmunterricht in den meisten Grundschulen in der dritten oder vierten Klasse angeboten. Zu spät, findet DLRG-Vorsitzender Schmid, wie der Fall der achtjährigen Vanessa, die vor vier Jahren im Freibad Himmelkron ertrank, gezeigt habe. Schmid rät zu Schwimmkursen im Kindergartenalter, die neben DLRG und Wasserwacht auch der Schwimmverein Bayreuth anbiete. Die Kurse hätten aber teils lange Wartezeiten und Schmid sagt: „Kinder müssen vom Kopf her wollen, sonst bringt das nichts.“

Eltern könnten ihren Kindern dabei helfen indem sie frühzeitig mit ihnen ins Wasser gingen und planschten. „Reinspringen hilft“, sagt Schmid. Immer wieder komme es vor, dass Kinder andernfalls nicht nur vor dem Schwimmunterricht, sondern schon vor dem dazugehörigen Duschen Angst hätten. Ist das Seepferdchen dann geschafft, rät der DLRG-Vorsitzende: dranbleiben. Beim Besuch eines Schwimmbads solle immer erst geschwommen und dann geplanscht werden.

 

Voraussetzungen für Schwimmabzeichen

  • Für das Seepferdchen müssen Kinder vom Beckenrand springen, 25 Meter weit schwimmen und einen Gegenstand aus schultertiefen Wasser holen.
  • Für das Jugendschwimmabzeichen in Bronze ist Voraussetzung, dass sie 200 Meter in höchstens 15 Minuten schwimmen, einen Gegenstand aus zwei Metern Tiefe holen und aus einem Meter Höhe in das Wasser springen. Außerdem müssen mindestens fünf Baderegeln beherrscht werden.
  • Für das Abzeichen in Silber muss unter anderem 400 Meter weit geschwommen, drei Meter tief gesprungen und zehn Meter weit getaucht werden.
  • Für das Abzeichen in Gold muss unter anderem in verschiedenen Lagen 600 Meter weit geschwommen und ein Gegenstand 50 Meter weit transportiert werden.

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