Digitales Weihnachtskonzert Schulband trotzt der Coronakrise

Maritn Burger
Justin Haberkorn (links) und Simon Schmitt (rechts) konnten coronakonform zusammen ihre Aufnahme starten.Yannick Neuner (von links nach rechts), Johanna Distler, Johannes Krieg und Nina Roth Foto: Florian Berner

Schüler nehmen getrennt gemeinsamen Song auf.

 
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Pegnitz - Gerade die Künstler haben es in der Coronakrise nicht einfach, ihr Handwerk auszuüben. So suchen sie stets nach neuen Wegen, der eigenen Kreativität Ausdruck zu verleihen – und das am besten mit weiteren Gleichgesinnten.

Auch an der Christian-Sammet-Mittelschule in Pegnitz spürt man den Druck der Krise. Allen voran leide der Musikunterricht, ist sich Florian Berner, der Musiklehrer der Schule sicher. Durch die sich ständig ändernden Vorgaben des Kultusministeriums musste der ausgebildete Gitarrist und Sänger kreativ werden, damit die Schüler weiterhin musizieren können.

„Es ist so kompliziert. Manchmal hieß es, es darf gesungen werden. Dann nur mit Maske, dann gar nicht mehr“, berichtet Berner aus dem Schulalltag. „Also habe ich nach Wegen gesucht, wie man trotzdem das Gefühl hat, dass man musiziert und das eben miteinander.“

An der Schule gibt es insgesamt acht Bands. Das klasse.im.puls Projekt vereint viele Musikinteressierte. „Das es bei uns musikalisch so wahnsinnig gut läuft, liegt an der guten Vorarbeit von Erich Nitt.“ Ein langjähriger Musiklehrer, der inzwischen im Ruhestand ist. Bereits in der fünften und sechsten Klasse werden die Schüler der Christian-Sammet-Mittelschule an verschiedene Instrumente herangeführt. Dadurch fördere man das Interesse, ein Instrument zu erlernen.

Aus Teilstücken ein ganzer Song

„Die Idee entstand, weil die Bands eigentlich jedes Jahr an Weihnachten ein Konzert geben. Das ist ja aktuell nicht möglich.“ Aus dieser Not heraus plante Berner, mit einer einen Song aufzunehmen. Da man jedoch nicht zusammen das Lied einspielen durfte, musste der Musiklehrer – für eine Aufnahme in der Schule – tief in die Trickkiste greifen. „Es ist eigentlich wie in den großen Studios. Da nimmt man auch nur die einzelnen Instrumente auf und fügt sie später zusammen.“ Gesagt, getan.

Die Schule bot für einen solchen Plan leider nicht die nötige Ausstattung. Deshalb nutzte er größtenteils seine eigene von zu Hause. Die Schwierigkeit bei solchen Aufnahmen sei zudem, dass die einzeln aufgenommenen Teile später auch perfekt zusammenpassen, nachdem sie zusammengefügt wurden. „Das ist für so junge Talente schon eine Riesenleistung.

Doch die Schüler haben das wunderbar gemeistert und zwar innerhalb von eineinhalb Wochen“, erzählt Berner begeistert. Eigentlich seien drei Wochen für das gesamte Projekt vorgesehen gewesen.

Anders als die großen Musikstudios nahm Berner zunächst die Sängerin, Johanna Distler, auf und nicht das Schlagzeug. „Für mich war es ein wahnsinnig inspirierender Moment, als sie das Stück bei der ersten Aufnahme perfekt eingesungen hatte. So etwas nennt man „First take“ in den Studios.“

Johanna Distler kam rein, ging an das Mikrofon und fertig. Der Musiklehrer dachte an viele Tage, die man für die Aufnahmen benötige. Doch die Bandmitglieder lieferten prompt, wofür sie geübt hatten.

Nach der Gesangsaufnahme kam Simon Schmitt am Schlagzeug an die Reihe, dann Justin Haberkorn an der Percussion, Nina Roth und Lucie Boranova an den Keyboards, Johannes Krieg am Bass und Yannick Neuner an der E-Gitarre. „Im Endeffekt wurde es immer einfacher, weil ich die vorherigen Aufnahmen zusammengefügt hatte und die anderen Bandmitglieder Teile des Songs bereits über Kopfhörer hören konnten.“

Schüler um Schüler und Stunde um Stunde holte sich Berner die Teilstücke, damit der Song noch bis Weihnachten fertig wird. „Es war abhängig vom Stundenplan. Wer durfte mal kurz Mathematik oder Deutsch schwänzen? Wer hat Zeit und kommt mal schnell aus dem Religionsunterricht?“

Die Band habe wohl Blut geleckt, das macht Berner Hoffnung auf eine weitere Aufnahme im kommenden Jahr. „Sie haben zwar noch keinen Namen, aber ich drücke da schon immer und hake nach.“ Unterstützung erhielten die Schule und der Musiklehrer vom Rotary Club in Auerbach. Zum einen stand Ernst Sieber – der sich mit Veranstaltungstechnik auskennt - mit Rat und Tat dem Projekt zur Seite und auch finanziell gab es über den Club eine Hilfestellung.

Auf die Frage, ob es nicht ungewöhnlich sei, über so viele musikbegeisterte Schüler zu verfügen, antwortete Berner: „Mittlerweile ist es schwierig geworden. Es gibt wenige, die sich noch für ein Instrument entscheiden und das erlernen möchten.“ So sei es inzwischen genauso kompliziert, gute Sänger wie Schlagzeuger zu finden. Doch das liege wohl auch an der Coronakrise. „Wann dürfen wir überhaupt singen? Es ist ja untersagt. Dadurch kriege ich gar nicht mehr mit, wer eine gute Stimme hat.“

Dabei sei das Musizieren so wichtig, ist sich der Musiklehrer sicher. Zum einen für das Sozialverhalten der Schüler und zum anderen für Kreativität. „Was man einfach auf den kleinen Nenner bringen kann, ist, dass Musik glücklich macht. Wenn du singst, dann bist du nicht in der Lage, schlechte Gedanken zu haben.“ Die Aufnahmen seien zwar technisch sehr aufwendig gewesen, doch das Ergebnis entschädige für die Mühen.


Den Song und das Musikvideo finden Interessierte auf der Internetseite der Christian-Sammet-Mittelschule unter www.css-pegnitz.de/index.php/blog/musizieren-in-corona-zeiten

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