Bürgermeister Frühbeißer ist stolz auf das, was in den vergangenen Monaten geleistet wurde – vor allem im Hinblick auf die Umstände, die aktuell alles etwas schwieriger machen. So sei das Projekt zweigeteilt, erklärt er, denn es ginge eben nicht nur darum, dass die Schule die Ausstattung erhalte, sondern eben auch darum, dass die angeforderte Bandbreite zur Verfügung stehe. So habe sich die Verwaltung recht früh darüber Gedanken gemacht, wie man dieses große Projekt am besten umsetzt. „Unser Fachmann Andreas Berner hat sich mit der Schule ausgetauscht und alle Möglichkeiten erörtert“, sagte Frühbeißer. „Wir waren uns einig, dass, wenn wir den Wurf machen wollen, dann richtig.“

Jeder Raum hat die gleiche Technik

Die Umsetzung sollte zukunftsweisend sein. Deshalb entschied man sich auch für eine Hybridlösung mit Panels. Des Weiteren schreite der Glasfaserbau weiter voran. Der Schule stünden zwei 250 Mbit/s Anschlüsse zur Verfügung. „Theoretisch ginge noch mehr, falls der Schulleiter das möchte“, versprach Frühbeißer und blickte in Richtung Marco Speckner. Dieser wiederum winkte ab und meinte, dass es ausreichen werde. Und auch bei den Förderungen habe man alles angezapft, was möglich war. Aktuell rechne die Verwaltung mit Kosten in Höhe von über 160 000 Euro. Im Rahmen verschiedener staatlicher Förderungen, wie Digitalbudget oder Digitalpakt, werde es Zuschüsse von insgesamt 140 000 Euro geben, teilte Frühbeißer mit.
„Unser Medienkonzept ist dort angekommen, wo es hingehört. Nämlich beim Schüler“, ist sich Marco Speckner, der Schulleiter der Graf-Botho-Schule, sicher. „Wir digitalisieren die Klassen nicht für die Lehrer, die Schule oder die Eltern, sondern für unsere Kinder.“ Der große Vorteil, den die Stadt mit der Schule umgesetzt hat, ist der, dass alle Klassen identisch ausgestattet wurden. Denn Speckner wisse, dass dies an vielen anderen Schulen anders umgesetzt wurde und man nicht zufrieden sei. Dort müssten die Lehrer in der einen Unterrichtsstunde mit einem Whiteboard arbeiten und in der nächsten an einer herkömmlichen alten Tafel. Dies sei frustrierend. An der Graf-Botho-Schule sei jedoch alles gleich. „Der Lehrer ist Pädagoge und kein Informatiker“, bekräftigt Armin Güntner von der Firma Wende.interaktiv, „jeder Raum hat die gleichen Voraussetzungen und die Technik ist intuitiv.“ Innerhalb einer Woche habe die Firma in Zusammenarbeit mit dem Bauhof und der Verwaltung Pottensteins die Klassenzimmer auf den neuesten Stand der Technik gebracht. Neben dem Ausbau des digitalen Klassenzimmers sei zusätzlich darauf geachtet worden, sich den neuen Anforderungen – die die Corona-Krise mitbringe – anzupassen. Die Hybrid-Lösung unterstütze nun auch das virtuelle Klassenzimmer. Mit den verbauten Kameras könnten damit Schüler von zu Hause den Unterricht verfolgen oder ganze Klassen miteinander verbunden werden. Aber auch das Tafelbild ließe sich abspeichern und eröffne dadurch neue Möglichkeiten der Unterrichtsführung. Der Hintergrund des Panels könne der jeweiligen Situation angepasst werden. „Wir wissen aus Erfahrung, dass es Schüler gibt, die auf einem grünen Hintergrund nicht gut sehen konnten. Auf einem schwarzen Hintergrund können Kinder mit einer Sehbehinderung viel besser sehen“, erklärt Güntner. Mit wenigen „Klicks“ auf der Touch-Oberfläche des Panels zeigte er, wie schnell sich dies umsetzen lasse und präsentierte zugleich weitere Funktionen des Systems. Das Tafelbild könne zum Beispiel nach einer Unterrichtsstunde gespeichert und am nächsten Tag wieder abgerufen werden. Neben den verbauten Panels und Dienstlaptops für die Lehrer hat die Schule zudem zwanzig Tablets erhalten. Mit diesen können die Schüler Gruppenarbeiten erledigen und im Anschluss eine Präsentation auf dem Bildschirm starten. Doch das System biete viele weitere Möglichkeiten, ergänzte Speckner: „Wir haben in der Aula normalerweise eine Adventsandacht. Die ist wegen Corona in der Form natürlich nicht möglich. Trotzdem wird es eine geben und diese wird in alle Klassenzimmer live übertragen. Das wird der erste große Test.“

Graf-Botho-Schule als Vorbild

Sichtlich begeistert von der Präsentation zeigte sich Landrat Wiedemann. Als ehemaliger Lehrer kenne er die Probleme an gewissen Schulen, die die Digitalisierung nicht komplett angegangen sind. „Oft war es so, dass die Systeme innerhalb eines Schulgebäudes nicht gleich waren. Das hat natürlich nicht zum gewünschten Erfolg geführt, denn die Umstellung des Lernstoffs auf ein digitales System ist zeitaufwendig“, sagte Wiedemann. „Es macht nur Sinn, wenn man es so umsetzt, wie es Pottenstein nun vormacht. Ich wünsche mir, das viele Schulen nachziehen und die Graf-Botho-Schule als Vorbild genommen wird.“
Mindestens elf Schuljahre sollen die Panels nun am Stück funktionieren. „Das heißt nicht, dass die Panels dann sofort kaputtgehen. Die können auch zwanzig Jahre funktionieren, da steckt man nicht drin“, führte Wende.interaktiv Mitarbeiter Manuel Karger an. Die Geräte seien jedoch genau für diesen Einsatz konzipiert worden und hielten alles aus, was im Schulalltag so passieren kann. Um das zu demonstrieren, schlug Armin Güntner mit der Faust auf das Display des Panels. „Ich darf das“, witzelte er, „da darf nichts passieren. Die halten einiges aus.“