Was glauben Sie: Was veranlasst Leser, so überzureagieren?
Braun: Eigentlich ärgert es mich, wenn Leute mit anderen Leuten so umgehen. Weil ich glaube, wir Journalisten tun das in dieser Form auch nicht. Andererseits ist es sogar eine Qualität, wenn Journalisten beschimpft werden. Weil das zeigt, wie emotional die Menschen mit ihrer Zeitung umgehen. Es ist für Journalisten nicht immer bequem, dass – ähnlich wie die Zuschauer beim Fußball – viele Zeitungsleser meinen, sie wüssten selbst am besten, wie Journalismus geht. Aber es zeigt natürlich eine starke Verbundenheit mit der Zeitung. Diese Verbundenheit äußert sich manchmal in überschwänglichem Lob, aber viel häufiger in teilweise bodenloser Kritik. Die landet bei unseren Leserbrief-Redakteuren, die dann rückfragen: Wollen Sie das wirklich so formulieren?
Hätten Sie mal ein Beispiel?
Braun: (sucht) „Ihr könnt kein Deutsch, und Eurem Chefredakteur ist alles schnurz und piepe. Seid ihr nur bockig oder wirklich dumm, oder seht gar nicht ein, dass man nach Hinweisen Änderungen durchaus machen kann. Lest Euren Scheiß doch durch, ehe er ins Netz geht.“ Reicht das? Die harten Sachen kann man doch hier nicht abdrucken.