Die Zukunft für Gewerbegebiete

Von Moritz Kircher
An der A9 sind die Gewerbegebiete von Bayreuth und Bindlach längst zusammengewachsen. Eine Zusammenarbeit der beiden Gemeinden bei der Vermarktung von Flächen gibt es aber nicht. Foto: Vitali Kindsvater Foto: red

An den Gemeindegrenzen zwischen Bayreuth und Bindlach sind die Gewerbegebiete längst aneinander gewachsen. Eine echte Zusammenarbeit der Orte gibt es aber nicht. Der Landkreis und die Stadt verhandeln derzeit darüber, wie man Gewerbeflächen künftig gemeinsam vermarkten könnte. Andere sind da schon viel weiter.

 
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Das Werk eines großen Automobilzulieferers liegt auf der Grenze zwischen Bayreuth und Bindlach mit der Hauptverwaltung im Bayreuther Teil. Schlecht für Bindlach. Denn damit wandert die Gewerbesteuer komplett ins Bayreuther Säckel. Gemeinden seien immer darauf aus, ihre eigenen Gewerbesteuereinnahmen zu verbessern, sagt der Bindlacher Bürgermeister Gerald Kolb. "Das ist immer schwierig", sagt er mit Blick auf eine mögliche Kooperation.

Zwei Gemeinden, ein Gewerbegebiet, geteilte Steuer

Es ist möglich, dass aus zwei aneinander grenzenden Gewerbegebieten ein gemeinsames wird. Das könnte vertraglich geregelt werden, beispielsweise über einen Zweckverband oder ein Kommunalunternehmen, wie die Regierung von Oberfranken mitteilt. Die Gewerbesteuer würde dann geteilt. Als Beispiel nennt Regierungssprecherin Heike Hampl den Automobilzuliefererpark Hochfranken, den die Stadt Hof, der Landkreis Hof und die Gemeinde Gattendorf gemeinsam betreiben. Im Landkreis Bayreuth gibt es noch nichts Vergleichbares. 

Klaus-Jochen Weidner ist bei der Hofer Wirtschaftsförderung zuständig für den Gewerbepark. Er sagt: "Das Wichtigste ist, dass so eine Kooperation eine schmale Einrichtung bleibt." Sprich: Die Verwaltung sollten sich die Rathäuser teilen. Nach außen könne man gegenüber potenziellen Investoren stärker auftreten. Die erste Ansiedlung im Automobilzuliefererpark erfolgte im Jahr 2004. Dann kamen weitere. Aktuell wird wieder gebaut. "Ich denke, dass dieses Modell eine Zukunft hat", sagt Weidner.

In Nordostoberfranken gibt es bereits mehrere interkommunale Gewerbegebiete

Zurück nach Bayreuth und Bindlach. "Derzeit gibt es noch keine Gewerbeflächen, die gemeinsam vermarktet werden", sagt Stadtsprecher Joachim Oppold. Aber es soll in nächster Zeit Gespräche über eine intensivere Zusammenarbeit geben. "Die Stadt Bayreuth ist einer engeren Zusammenarbeit mit Bindlach gegenüber aufgeschlossen."

In Nordostoberfranken hat man die Vorteile von gemeinsamen Gewerbegebieten schon in mehreren Orten erkannt. Neben dem Automobilzuliefererpark bei Hof arbeiten die Gemeinden Münchberg und Helmbrechts im Zweckverband Gewerbepark A9 Mitte zusammen. Außerdem gibt es ein interkommunales Gewerbegebiet, das Döhlau, Rehau und Regnitzlosau gemeinsam betreiben. Die Regierung von Oberfranken sieht in der Zusammenarbeit Vorteile. So ließen sich beispielsweise die Erschließungskosten unter den Gemeinden aufteilen. Finanzschwache Gemeinden hätten so bessere Chancen, neue Flächen zu erschließen.

Im Wirtschaftsbad A9 arbeiten 18 Gemeinden zusammen

Ein Gewerbegebiet gemeinsam zu betreiben, ist die eine Option. Die andere ist, dass Gemeinden ihre bestehenden Flächen unter einem Dach vermarkten. "Die Chancen steigen bei einer gemeinsam angelegten Vermarktung", sagt Georg Sünkel, Wirtschaftsförderer im Landratsamt Bayreuth. Seit einem Jahr gebe es dahingehend Gespräche zwischen der Stadt Bayreuth und dem Landkreis. Die Stadt bestätigt das. Ziel sei es zunächst, die Gewerbeflächen zu katalogisieren, sagt Joachim Oppold. Dann müsse geklärt werden, wer in dem Verbund die Verantwortung trägt.

Der südliche Landkreis Bayreuth ist schon einen halben Schritt weiter. Im Wirtschaftsband A9 sind 18 Gemeinden aus den Landkreisen Bayreuth und Forchheim zusammengeschlossen, die unter anderem bei der Vermarktung ihrer Gewerbegebiete zusammenarbeiten wollen. Derzeit liegt die Idee auf Eis, sagt Georg Breitenfelder, der beim Wirtschaftsband für die Umsetzung von Projekten zuständig ist. Nach der Kommunalwahl habe es viele Wechsel unter den federführenden Bürgermeistern gegeben. Aber es soll weiter gehen. "Das ist die erklärte Zielsetzung", sagt Breitenfelder.

"Die blinde Ausweisung neuer Gewerbegebiete ist nicht zielführend."

Die Idee beim Wirtschaftsband: Die Gemeinden verzichten darauf, neue Gewerbegebiete auf der grünen Wiese auszuweisen. Stattdessen werfen die Mitglieder alles in einen Topf, was vorhanden ist. "So können wir verantwortungsvoll mit der Ressource Fläche umgehen", sagt Breitenfelder. "Die blinde Ausweisung neuer Gewerbegebiete ist nicht zielführend."

Von der Zusammenarbeit soll jeder profitieren. 20 Prozent der Gewerbesteuer von Unternehmen, die neu auf einem Grundstück im Pool der Gewerbeflächen ansiedeln, sollen künftig unter den Mitgliedsgemeinden des Wirtschaftsbandes A9 aufgeteilt werden. Auch für Investoren gibt es einen Vorteil, sagt Breitenfelder. Sie müssen nicht bei 18 einzelnen Gemeinden nach einer passenden Fläche suchen. Sie fragen einmal beim Wirtschaftsband an, das dann geeignete Flächen für eine Unternehmensansiedlung vorschlagt. Die Entscheidung, ob und wo gebaut wird, fällt dann der Investor.

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