Die Tierauffangstation pflegt derweil schon 40 Stück – Nahrung ist wegen der Trockenheit knapp geworden Stadtsteinach: Igel, Igel und kein Ende

Von Sonny Adam
40 Igel pflegt das Team der Tierauffangstation in Stadtsteinach. Foto: Sonny Adam Foto: red

In der Tierauffangstation Stadtsteinach gibt es in diesem Jahr eine Igel-Schwemme: Gegenwärtig beherbergen Sabine Witt und ihr Helferteam über 40 Igel und kümmern sich um die Tiere. Doch das müsste gar nicht sein.

 
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Das Telefon klingelt. Sabine Witt meldet sich kurz, verdreht die Augen: Schon wieder jemand, der einen kleinen Igel gefunden hat. Keine andere Station nimmt die Igel jetzt schon auf, hat sie sich erzählen lassen. Die Tierretterin zögert nicht lange, in der Tierauffangstation Stadtsteinach sind auch jetzt schon Igel herzlich willkommen. „Wir haben in diesem Jahr das Problem, dass wir sehr viele Igel bekommen“, sagt Sabine Witt. Sie hat verwaiste Igel, deren Mutter tot im Garten gefunden worden ist, in ihrer Obhut. Ein Igelchen hat eine blutige Kralle. Natürlich wird auch der in der Auffangstation gesund gepflegt. „Die Menschen zerstören immer mehr den Lebensraum der Tiere. Das macht sich einfach bemerkbar“, sagt Witt.

Zu wenig Nahrung

Generell beobachtet Witt in diesem Jahr eine enorme Nahrungsknappheit. „Durch die Trockenheit finden Igel und Vögel nichts. Die Situation hat sich sehr zugespitzt“, sagt Sabine Witt. Sie päppelt die kleinen Igel mit Aufzuchtmilch und Katzenfutter auf. „Aber ein besonderes Problem in diesem Jahr sind die Fliegenmaden. Sie legen ihre Eier selbst auf gesundes Gewebe und fressen sich in die Igelchen hinein“, erklärt Witt. Mit viel Mühe entfernt sie diese Maden.

Ein abgeschnittenes Bein

Ohne ihr Helferteam würde Sabine Witt der Igelschwemme derzeit nicht Herr werden. Auch Maria Pielmeir, Susanne Hempfling und Nina Hempfling helfen bei der Igelversorgung mit. Der kleinste Igel, den Sabine Witt in ihrer Tierauffangstation versorgt, ist gerade einmal 130 Gramm schwer. Er muss bis zum Winter noch viel zulegen. „Aber ich bin sehr zuversichtlich, dass ich die meisten Jungigel noch vor dem Winter wieder auswintern kann“, sagt Witt. Erwachsene Igel kommen in die Obhut der Stadtsteinacher Auffangstation, wenn sie verletzt sind. Ein Igel hat ein abgemähtes Bein. Von einem Rasentrimmer.

„Wenn ich mir etwas wünschen dürfte, dann wären das mehr naturnahe Gärten. Denn wenn die Leute statt Unkrautvernichter anzuwenden, ihre Gärten zu einem Lebensraum für Igel, Kröten und Vögel machen, dann haben sie auch keine Probleme mehr. Dann könnten alle leben“, sagt Susanne Hempfling.

Nicht jeder Igel braucht Hilfe

Generell muss natürlich nicht jeder Igel, der sich im Garten aufhält, gefangen und in die Tieraufzuchtstation gebracht werden. „Igel sind auch manchmal tagsüber unterwegs. Aber wenn ein Igel tagelang allein im Garten herumirrt, wenn es ich um einen kleinen Igel handelt oder wenn ein Tier verletzt ist, dann braucht er Hilfe“, sagt Witt.

Bloß keine Milch

Auf keinen Fall sollte man Igeln Milch geben. Denn Igel haben eine Art Laktoseintoleranz, sie können den Milchzucker nicht verarbeiten. „Mit Milch kann man Igel sogar töten“, sagt Witt. Viel besser ist es jetzt, Katzenfutter in den Garten zu stellen. Dann haben es Igel leichter, sich die nötigen Winterspeckreserven anzufuttern. Auch ungewürztes Ei (ohne Öl) oder gekochtes Geflügelfleisch hilft den Igeln. Im Herbst müssten Jungigel mindestens 600 Gramm, erwachsene Tiere mindestens 1000 Gramm auf die Waage bringen, um den Winter überstehen zu können. Igel halten ab Temperaturen von fünf Grad Winterschlaf.

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