Die einen suchen zwischen Puppen und Tretautos nach dem nächsten Umsatzbringer für ihren Laden, die anderen müssen ihre Auftragsbücher füllen und bieten Roboter, Puzzles und Plüschtiere an. Für die internationale Spielzeugbranche steht das wichtigste Ereignis des Jahres bevor. Von Mittwoch an treffen sich Händler und Hersteller in Nürnberg zur weltweit größten Spielwarenmesse. Die Konkurrenz in der Branche ist groß - nur wer den richtigen Riecher hat, macht ein gutes Geschäft.

Die deutschen Händler können sich dennoch nicht beklagen: Seit 2008 stiegen ihre Umsätze trotz Finanzkrise und lange Zeit sinkender Geburtenraten kontinuierlich an. Nur 2013 gab es einen kleinen Dämpfer. Für 2014 liegen die endgültigen Zahlen der Verbände noch nicht vor, aber nach einem unerwartet guten Weihnachtsgeschäft dürfte die Branche mit einem Plus von mehr als vier Prozent auf gut 2,7 Milliarden Euro abgeschlossen haben. Das Marktforschungsunternehmen Euromonitor geht - allerdings auf einer anderen Datenbasis - gar von drei Milliarden Euro aus.

Das halten die Fachverbände für arg ambitioniert. Dennoch resümiert Willy Fischel vom Bundesverband des Spielwaren-Einzelhandels: „Die Branche wächst. Wir hatten eine Sonderentwicklung durch einen sehr guten Weihnachtsendspurt, aber wir haben auch Marken und Trends gehabt, die den Markt ziehen.“

Allerdings herrsche nicht überall eitel Sonnenschein, warnt Fischel. „Hinter dem Wachstum verbirgt sich ein breites Spektrum von Firmenkonjunkturen.“ Während die Bandbreite bei den Ladenbesitzern von Umsatzrückgängen bis zu einem kleinen Plus von etwa 3 Prozent reiche, hätten die Online-Händler ihre Erlöse zwischen 5 und 20 Prozent steigern können. Jedoch: „Umsatz ist noch lange kein Ertrag“, sagt Fischel. „Das betrifft vor allem die Onliner - wir kennen niemanden, der online wirklich Geld verdient.“

Rund 28 Prozent des Umsatzes mit Spielsachen werden dem Marktforschungsunternehmen Euromonitor zufolge in Deutschland inzwischen im Internet erwirtschaftet. „Online wächst überproportional, aber nicht mehr ganz so schnell wie noch vor ein paar Jahren“, berichtet Fischel. Inzwischen sei es auch für Ladenbesitzer selbstverständlich, Spielsachen zusätzlich über das Internet zu vertreiben und mit Informationen und Aktionen online Kunden an sich zu binden.

Das Geschäft ist schnelllebig, nur etwa die Hälfte aller Produkte bleibt länger als zwei Jahre auf dem Markt. Zugleich hängt etwa die Hälfte des Jahresgeschäftes von zugkräftigen Neuheiten ab. „Sie müssen am besten heute schon wissen, was sie morgen verkaufen“, sagt Fischel und schildert damit ein Dilemma. Ein durchschnittlicher Händler hat etwa 25 000 unterschiedliche Artikel im Angebot. Auf der Spielwarenmesse werden aber etwa eine Million Produkte angeboten.

Der eine große Super-Trend zeichne sich für 2015 bislang nicht ab, sagt Ulrich Brobeil vom Deutschen Verband der Spielwaren-Industrie. Zu beobachten sei aber eine deutlich gestiegene Nachfrage im Kreativbereich, etwa nach verknüpfbaren Gummiringen. Diese seien zwar nicht teuer - „aber die Masse macht's“, erläutert Brobeil. Auch Puppen und Plüsch legten zu. „Es sieht so aus, als wäre dieser richtig klassische Bereich wieder im Aufwind.“

Zugleich zieht immer mehr High-tech in die Kinderzimmer ein. So haben die Ausrichter der Spielwarenmesse in diesem Jahr den Trend „Beyond Reality“ herausgefiltert. Gemeint sind damit aktuelle Entwicklungen aus der Unterhaltungs- und Elektronikindustrie, die nun auch Kindern zugänglich gemacht werden. „So erwachen auf Bildschirmen zweidimensionale Zeichnungen plötzlich zu dreidimensionalen Objekten, während Kleidung und Accessoires durch technische Komponenten auch digitale Funktionen erfüllen“, schildern die Messe-Experten. Ein Beispiel: sensorenbestückte Spielsachen, die mit Hilfe kleinster Gesten gesteuert werden.

dpa