Die evangelische Christus-Kirche und die katholische Sankt Michaelskirche bekommen einen neuen Altarraum Zwei Kirchen bekommen neuen Altar

Von Sarah Bernhard
Ein Altar, an dem man nur mit dem Rücken zu den Gläubigen stehen kann und eine gemauerte Kanzel, von der aus man auf die Menschen herabsieht – so sieht die Zukunft der Kirche für Pfarrer Hans Joachim Gonser nicht aus. Foto: Ronald Wittek Foto: red

Die Gläubigen haben sich verändert, die Kirchen nicht, sagt der Speichersdorfer evangelische Pfarrer Hans Joachim Gonser. Weil seine Kirche sowieso saniert werden muss, will er das ändern. Und auch die katholische Kirche in Mockersdorf bekommt heuer nach 50 Jahren Provisorium einen neuen Altarraum.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Manchmal, sagt der evangelische Pfarrer Hans Joachim Gonser, müsse man sein wie der griechische Philosoph Sokrates: hartnäckig, unbequem, immer eine Frage auf den Lippen. Die richtige Frage. Zum Beispiel, warum immer wieder Gläubige über die Stufe zum viel zu kleinen Altarraum der Christus-Kirche stolpern. Und sie dennoch aus Traditionsgründen gewünscht wird. Oder warum er von einer gemauerten Kanzel herunter predigen muss. Statt den Gläubigen auf Augenhöhe zu begegnen.

„Früher hatte das alles ja einen Sinn“, sagt der 47-Jährige: Als die Christus-Kirche 1953/54 gebaut wurde, hielt sich vor allem der Pfarrer im Altarraum auf. Und die Mikrofontechnik war noch so schlecht, dass die hinteren Reihen den Pfarrer gut sehen mussten, um ihm von den Lippen ablesen zu können. „Seitdem hat sich das Leben der Gläubigen sehr stark verändert. Aber die Kirchen sind gleich geblieben“, sagt Gonser.

Nicht nur sanieren, sondern auch verbessern

Zumindest in seiner Gemeinde soll sich das nun ändern: Der Glockenturm der Christus-Kirche ist beschädigt, die Steinplatten rund um den Altar senken sich ab, die Podeste, auf denen die Bänke stehen, sind mit Holzschutzmittel belastet, Kabeltechnik und Heizung sind veraltet. Kurzum: Die Kirche muss saniert werden. Und wenn man sowieso schon alles erneuern müsse, sagt Gonser, könne man sich auch gleich auf die neuen Gegebenheiten einstellen.

Doch das sahen nicht alle so. Lange habe er mit den Architekten, dem Kirchenvorstand und der Landeskirche diskutiert, nun sei man sich einig: Rund um den Altar soll etwas entstehen, was der Pfarrer eine „Heilige Zone“ nennt. Eine Fläche, auf die nicht nur er selbst passt, sondern auch mal eine Band. Oder Kinder, die ein Theaterstück aufführen. Oder Gläubige beim Abendmahl. Damit die einen Kreis bilden können, wird außerdem der Altar weiter nach vorne rutschen. Und die Kanzel wird durch ein schlichtes Lesepult ersetzt. Dafür fallen eine der beiden Altarstufen und mindestens die erste Bankreihe weg.

Streit um die "Heilige Zone"

Geht es nach Gonser, soll die „Heilige Zone“ auch an der Wand des Altarraums sichtbar sein, indem dort anderes Baumaterial verwendet wird. Doch der Kunstsachverständige der Landeskirche sieht das anders. „Der findet das unevangelisch und will stattdessen alles einebnen, um die Gleichheit aller Glaubenden zu betonen.“ Die Diskussion läuft, am 2. Februar ist das nächste Treffen anberaumt.

Doch erst, wenn die Gestaltung geklärt ist, kann sich Gonser an den Finanzierungsplan machen. Rund 300 000 Euro wird das Ganze wohl kosten, ein Drittel kommt von der Landeskirche, ein Drittel aus Rücklagen, ein Drittel muss Gonser noch organisieren. „Vor 2017 wird’s wohl nichts mit dem Baubeginn“, sagt er. „Da ist dann 500 Jahre Reformation, ich hoffe schon, dass wir es bis dahin schaffen.“

Die Katholiken fangen ein Jahr früher an

Etwas schneller wird es mit der Sanierung der Mockersdorfer Sankt Michaelskirche gehen: Nach dreijähriger Planung soll die Sanierung hier schon im März starten, sagt der katholische Pfarrer Sven Grillmeier. Auch in der Mockersdorfer Kirche müssen Heizung, Mikrofonanlage und Stühle erneuert werden. Und auch hier soll der Altarraum neu gestaltet werden. „Im Moment haben wir nur einen provisorischen Altar, seit den 60er Jahren steht dort quasi eine Holzkiste.“

Während der neue Altar in der evangelischen Kirche aus Holz sein soll, ist in der katholischen Kirche ein Altar aus Marmor geplant, der auf einem Metallkreuz ruht. „Wir wollten einen eher filigranen Altar, um dem ganzen Rokoko-Schmuckwerk der Kirche Rechnung zu tragen“, sagt Grillmeier.

Auch in Mockersdorf soll die Altarweihe aber nicht vor 2017 stattfinden. „Vermutlich geht es schneller. Aber wir wollten sichergehen, dass wir bei der Weihe auch fertig sind.“

Bilder