Die Axt und der ruhende Pol

Von Dino Reisner
Erfahren und erfolgreich: Frankfurts Trainer Rich Chernomaz (links) holte sich seinen kanadischen Landsmann Paul Gardner an die Seite. Foto: Eibner/imago Foto: red

Nicht nur mit der Unterstützung von etwa 700 Schlachtenbummlern in einem Sonderzug kommen die Löwen Frankfurt am  Sonntag zu ihrem Gastspiel beim EHC Bayreuth (16.30 Uhr), sondern auch mit dem prominentesten Trainerstab der DEL2.

 
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Die Kanadier Rich Chernomaz und Paul Gardner schafften es als Spieler bis in die NHL, die beste Liga der Welt. Auch hinter der Bande fuhren sie schon zahlreiche Erfolge ein.

Mit zwei deutschen Meistertiteln ist Chernomaz sogar einer der erfolgreichsten Trainer der DEL-Historie. In Frankfurt teilt sich der 53-Jährige – in Personalunion auch Sportdirektor der Hessen – mit dem sieben Jahre älteren Gardner die tägliche Trainingsarbeit, beim Coaching während der Spiele ist er zuständig für die Verteidiger, Gardner für die Angreifer.

51 NHL-Spiele

Bereits während seiner aktiven Karriere, in der er auch 51 Spiele in der NHL absolvierte, bekam Chernomaz wegen seiner kompromisslosen und körperbetonten Spielweise den Spitznamen „die Axt von Manitoba“ verpasst (bezugnehmend auf seinen Heimatort in der gleichnamigen kanadischen Provinz).

Diese Tugenden gibt er als Trainer auch an seine Mannschaft weiter: „Ich verlange von jedem Spieler hundertprozentigen Einsatz, Leistung und Konzentration – in jedem Training und in jedem Spiel“, beschrieb Chernomaz einst seine Philosophie. Seit jeher prägen entsprechend viele Hinausstellungen seine Teams. Durchschnittlich 17,71 Strafminuten pro Partie kassierten die Löwen in der Hauptrunde der vergangenen Saison, gar 44,5 waren es in den Playoffs.

Zweimal Deutscher Meister

Genauso auffällig wie die Strafzeiten sind aber auch Chernomaz‘ Erfolge: 2002 gewann er sensationell mit den Kölner Haien und zwei Jahre später nicht minder überraschend mit Löwen-Vorgänger Frankfurt Lions die deutsche Meisterschaft – mehr Titel in der DEL können nur Don Jackson (fünfmal mit Berlin, vergangene Saison mit München) und Lance Nethery (dreimal mit Mannheim) vorweisen.

In Köln war er erst während der Saison vom Assistent zum Cheftrainer aufgestiegen – und führte das von zahlreichen Verletzungen gehandicapte Team vom sechsten Vorrundenplatz zum Titel. Frankfurt war in der Saison vor seiner Amtsübernahme sogar sportlich aus der DEL abgestiegen und nur am Grünen Tisch in der Liga geblieben.

Weitere Trainerstationen waren Augsburg, Ingolstadt und die ungarische Nationalmannschaft. 2013 kehrte Chernomaz als Sportdirektor an seine langjährige Wirkungsstätte nach Frankfurt zurück. Mitte der Vorsaison übernahm er wieder das Traineramt, konnte aber das sang- und klanglose Playoff-Viertelfinal-Aus gegen den hessischen Rivalen und späteren DEL2-Champion Kassel Huskies nicht verhindern.

Nach diesem Debakel holte sich Chernomaz zur Unterstützung seinen erfahrenen Landsmann Paul Gardner an die Seite. Der langjährige NHL-Profi (463 Einsätze zwischen 1976 und 1986) arbeitete auch fünf Jahre lang als Assistenztrainer bei den Nashville Predators in der besten Liga der Welt.

Weitere Engagements führten ihn unter anderem zu den Hamburg Freezers in die DEL, zu den Tilburg Trappers in die Niederlande (zweimal Landesmeister) und vergangene Saison zu den Lausitzer Füchsen in die DEL2. Im Gegensatz zum gerne mal aufbrausenden Chernomaz („Wenn ich bei meinen Spielern die Emotionen vermisse, ist es gut, wenn der Trainer Gefühle zeigt“) gibt der 60-Jährige mit dem auffälligen Schnauzbart und dem Faible für grelle Krawatten den Ruhepol.

Diese Mischung scheint bislang zu stimmen: Als Tabellen-Zweiter vor diesem Wochenende haben die Löwen wieder in die Erfolgsspur gefunden. Nur die Strafzeiten sind kaum weniger geworden: Mit 16,95 Minuten pro Partie (zum Vergleich EHC Bayreuth: 13,79 Minuten) belegen sie in dieser Rangliste den vorletzten Platz.

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