Deutsch-Italienische Gesellschaft "Wir brauchen frischen Wind"

Von Ute Eschenbacher
Italienische Kultur in Bayreuth: Die Vorsitzende der Deutsch-Italienischen Gesellschaft Catia Lomma, Paolo Cervi, Künstler aus Triest, und Elmar Schmidt, stellvertretender Vorsitzender. Foto: red Quelle: Unbekannt

Bayreuth. Sonne, Strand, Eis und Dolce Vita -- Italien ist seit langer Zeit ein Sehnsuchtsort der Deutschen. Die Deutsch-Italienische Gesellschaft, eine von sechs Gesellschaften im Internationalen Zirkel, sucht dringend nach Ehrenamtlichen, die weiterhin Italienflair nach Bayreuth bringen.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Eine Weiterentwicklung der Gesellschaft wünscht sich Catia Lomma, die amtierende Vorsitzende. Der Verein habe rund 250 Mitglieder. Nur in den Vorstand will bislang keiner nachrücken. Mehrere Leute innerhalb des Vereins seien bereits angesprochen worden, aber es habe sich keiner bereit erklärt, für den Vorstand zu kandidieren. Auch die Mitgliederversammlung am vergangenen Mittwoch brachte kein positives Ergebnis. Deshalb macht Catia Lomma erst einmal weiter.

Viele Deutsche lieben Italien

Seit zwölf Jahren steht die gebürtige Italienerin an der Spitze der Ländervereinigung. Catia Lomma ist in der Kommission für die Städtepartnerschaft mit La Spezia, die es seit 20 Jahren gibt. Sie ist stolz auf die kulturellen Angebote des Vereins, die gemeinsamen Reisen, Kochabende und Sprachkurse, Konzerte und Ausstellungen. "Wir brauchen frischen Wind", findet Catia Lomma, die aus Süditalien stammt und zum Studium nach Bayreuth kam - und blieb. "Von unseren Mitgliedern sind die wenigsten Italiener, die meisten sind italophile Deutsche." In den sechziger und siebziger Jahren lag es im Trend gewesen, nach Italien zu reisen. Italien ist noch immer gefragt: Bayreuther fahren Vespa, trinken Cappuccino und Aperol und lieben italienisches Design. Aber sich im Ehrenamt für Italien stark machen?

Vereinswesen - typisch deutsch

Die Erfahrung, dass sich immer weniger Leute ehrenamtlich einsetzen wollen, macht auch Barbara Sabarth, Vorsitzende der Deutsch-Polnischen Gesellschaft. Von den sechzig Mitgliedern seien nur wenige aktiv. Und die Jüngeren würden nicht bleiben, nachdem sie ihr Studium in Bayreuth beendet haben. "Unser Vorstand ist zum Glück voll besetzt", sagt Barbara Sabarth, die sich selbst als "Lokomotive" des Vereins bezeichnet. Alle Vereine hätte Schwierigkeiten, Menschen zu finden, die sich ehrenamtlich einsetzen."Das Vereinswesen ist etwas sehr deutsches. Andere Länder ticken oft ganz anders." Geselligkeit sei zwar wichtig, man lebe sie aber im Freundeskreis und in der Familie aus. "Wer zu uns kommt, hat eine Liebe zum Land oder zur polnischen Sprache."

Jüngere Leute würden sich heute nicht mehr auf Dauer binden. Sie hätten aufgrund der Vielzahl von Möglichkeiten auch keine Notwendigkeit, in einen Verein einzutreten. "Es bringt ihnen nicht besonders viel." Die Zukunft ihrer eigenen Gesellschaft sehe sie ebenfalls nicht besonders rosig, sagt Barbara Sabarth, für die es "eine Herzenssache" ist, ein Stück ihrer Heimat nach Bayreuth zu bringen. Dafür opfert sie einen Großteil ihrer Freizeit. "Wenn du mit dem Herzen dabei bist, machst du automatisch mehr."

Wissen aus erster Hand

Die Gesellschaften seien vor allem eine Anlaufstelle für Menschen, die neu in Bayreuth ankommen oder einen ausländischen Partner haben. Sie bekommen Hilfe auf der Suche nach einem Arbeitsplatz oder einer Ausbildung und bei Behördengängen. "Bei uns bekommt man Informationen aus erster Hand. Wir sind das Bindeglied zwischen der alten und der neuen Heimat." Zugleich lernt bei gemeinsamen Stammtischen und Ausflügen neue Leute kennen. Fester Bestandteil ist die Gesellschaft beim Bayreuther Bürgerfest. Ihr Angebot ist beliebt.

Einsatz für Italien

Das alles gilt auch für die Deutsch-Italienische Gesellschaft, die seit 26 Jahren besteht. Aus Altersgründen findet sich jedoch in den eigenen Reihen bei den Italienern niemand, der Verantwortung übernimmt. Daher wolle die deutsch-italienische Gesellschaft jetzt auch außerhalb des Vereins suchen. "Vielleicht findet sich ja jemand, der bei uns hinein schnuppern möchte und den eine Aufgabe im Vorstand reizen würde", sagt Catia Lomma. Denn sie würde sich ärgern, wenn sich jemand von außerhalb des Vereins berufen fühlen würde, aber keine Chance bekäme. Italienisch sprechen müsse man nicht unbedingt. "Was wir suchen, sind Menschen mit einer Liebe zu Italien und bereit wären, in den Vorstand zu gehen. Menschen, die sich aktiv einbringen, damit wir wieder mehr italienisches Leben nach Bayreuth bringen."

Info: Wer sich eine Mitarbeit oder eine verantwortliche Position im Vorstand vorstellen kann, kann sich per E-Mail melden: pronto@dig-bayreuth.de.

Bilder