Der Stadtschreiber a.D. am 5. Februar zu Gast Volker Strübing liest beim Hate Slam

Von Michael Weiser

Nicht alles, was Leser gegenüber der Zeitung äußern, ist oberhalb der Gürtellinie oder auch nur sinnvoll. Am Mittwoch, 5. Februar, tragen Kurier-Redakteure im Rahmen des „Leselust"-Festivals vor, was sonst im Giftschrank der Redaktion verschlossen bleibt. Stargast dieser Lesung: Stadtschreiber a.D. Volker Strübing.

 
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Da mal ein Auftritt bei einem Poetry Slam, dann sogar ein Lesekonzert mit King Sorella, demnächst beim Hate Slam zusammen mit dem Kurier: Bayreuth scheint dich eingefleischten Berliner gar nicht mehr loszulassen?
Volker Strübing: Och, das weiß ich nicht, so häufig ist das doch gar nicht. Das könnte ruhig öfter sein. Andererseits, stimmt schon: Im März werde ich schon wieder kommen. Ja, ich weiß gar nicht, wie das passiert ist mit Bayreuth und mir. Ich hab noch ein paar Gaststättengutscheine, die ich einlösen muss, aus meiner Stadtschreiberzeit, das hatte ich ganz vergessen (lacht). Meine fünf Monate in Bayreuth waren schon eine schöne Zeit, ich habe tolle Leute dort kennengelernt, und ich hoffe, auch weiterhin regelmäßig dorthin zu kommen.

Hate Slam – schreckt dich als sonniges Gemüt der „Hass" im Titel ab?
Strübing: Nicht so wirklich. Ich bin vom Poetry Slam martialische Titel gewöhnt, so etwas wie „Dichterschlacht" und weiß der Geier was noch. Außerdem bin's ja nicht ich, dem hier heimgeleuchtet wird, sondern der Nordbayerische Kurier (lacht). Ich bin ja nur der Gast.

Hör ich da Schadenfreude?
Strübing: Nein, oder zumindest nur ein bisschen. Ich bin gespannt, was die Leute da so alles an eure Redaktion schicken. Mal gucken, ob der Titel gerechtfertigt ist.

So viel kann ich sagen: Ja, da wird ziemlich geschimpft. Äußern sich deine Leser ähnlich entschieden?
Strübing: Das eigentlich kaum. Obwohl: Ich hab bei YouTube-Videos schon richtig üble Kommentare gelesen. Vielleicht mache ich da auch am Mittwoch was dazu. Ich hab auch festgestellt, dass Zeitungen manchmal richtig dummes Zeug schreiben, nicht über mich, aber über Lesebühnen oder über Slams und andere Veranstaltungen. Da ist mir schon manchmal die Galle hochgekommen, obwohl man doch eigentlich über jede Publicity froh sein sollte.

Das hört sich nach schwerer Zeitungs-Schelte an...
Strübing: Ja, schon, aber ich werde auch einfach ein paar Geschichten lesen, die ich geschrieben habe, seit ich das letzte Mal in Bayreuth war.

Du warst ja auch mal fünf Monate hier, hast viel geschrieben, und hast nur Lob abbekommen. Was machen wir verkehrt, was hast du richtig gemacht?
Strübing: Na ja, ich muss gestehen, ich hab's einfacher als ihr in der Redaktion. Ich konnte mir ja aussuchen, über was ich schreibe. Ich konnte schrullig sein, kleine Geschichtchen raussuchen, die mir gefallen haben, ein bisschen einen netten, satirischen Blick auf die Stadt werfen. Wenn man dagegen eine Zeitung macht, muss man über Dinge berichten, die zwangsläufig von anderen Menschen anders gesehen werden, womit man irgendjemanden dann auch auf die Füße tritt. Eine Presse, die nur nette, schöne Geschichten bringt, ist vielleicht eine beruhigende am Frühstückstisch, würde aber ihre Aufgabe nicht erfüllen. Wenn man nicht ab und zu wütende Leserbriefe bekommt, dann hat man was falsch gemacht.

Dürfen die Gäste am 5. Februar wieder eine Gesangseinlage erwarten?
Strübing: Vor einer Gesangseinlage muss niemand Angst haben. Wie gesagt: Ein paar neue Geschichten gibt es, die seit dem letzten Mal entstanden sind und die ich noch nicht vorgelesen habe. Und ein bisschen was über das Verhältnis der Leute, über die geschrieben wird, zur Presse, die über sie schreibt.

INFO: Mittwoch, 5. Februar, um 20 Uhr im Zentrum: Best of Kurier-Leser – ein Hate-Slam, Volker Strübing sowie Joachim Braun und weitere Kurier-Redakteure. Karten gibt es bei der Buchhandlung Hugendubel, der Kurier-Geschäftsstelle und an der Theaterkasse.