Es war an einem grauen Märzsamstag; die SpVgg Bayreuth spielte gegen … die in Rot. Ich weiß den Namen der Mannschaft nicht mehr, der FC Bayern München war es nicht, obwohl die Roten die vier Tore schossen. Dafür schickten die Bayreuther vier Gegner verletzt vom Platz, insgesamt also ein ausgeglichenes Spiel.

Ich war gewarnt worden: „Das wird sicher langweilig, typischer Provinzfußball.“ Dies sagte nicht etwa ein bundesligastadionverwöhntes Großstadt-Großmaul, sondern ein Mitglied vom Fanclub Altstadt-Kult. Überhaupt scheinen sich die Oldschdod-Menschen durch einen sympathischen fatalistischen Enthusiasmus auszuzeichnen. Es herrschte fröhliches Genörgel und gut gelaunte Untergangsstimmung. Ich musste ein bisschen an die meckernden Alten aus der Muppet-Show denken, die letztlich ja auch immer ihren Spaß haben. Zitat aus dem Fan-Block: „Die Winterspielpause war scho gut.“ – „Ja, die ham’s dringend ‘braucht.“ – „Ned die. I. I hob di ‘braucht, und jetzt weiß i a wieder, warum!“

Ich fand ja, dass das Spiel eigentlich alles hatte, was zu einem ordentlichen Fußballspiel gehört: Leute, die hin und her rennen, einen Ball, Leute, die umfallen, einen Ersatzball, Leute, die rumstehen und wild gestikulieren, zwei Tore (eins rechts, eins links und in jedes davon kullerte der Ball gelegentlich, je nachdem, in welchem der Bayreuther Torwart gerade stand) und so weiter.

Vor allem das große Herz der Altstadt-Fans hat mich sehr beeindruckt. Als einer der Roten über ein unschuldig auf dem Rasen herumstehendes Bayreuther Bein stolperte und „Au!“ brüllte, ging eine Welle der Empathie durch die Reihen der SpVgg-Anhänger und gute drei Minuten lang bekundeten sie ihr Mitgefühl durch laute „Au! Aua! Auuuu!“-Rufe, während der lädierte Gegner vom Feld humpelte. Der Schiedsrichter gab einen Freistoß, woraufhin ein Junge neben mir sagte: „Der Schiri is a Semmel. Der is mit Leberkäs vollg’stopft. Der hat doch nur Brei im Kopp“, und ich war sicher, dass er recht hatte, da er dies mit der Ruhe und Überzeugung eines echten Experten vorbrachte.

Ich kann einen Spielbesuch nur empfehlen. Es macht doch viel mehr Spaß, Spieler und Schiri direkt zu beschimpfen, als einen Fernseher anzubrüllen!

INFO: Volker Strübing wirft im Jean-Paul-Jubiläumsjahr als erster Bayreuther Stadtschreiber einen Blick auf Bayreuth und Jean Paul. Zu lesen sind seine Eindrücke in einem Blog Bayreuther Tagebuch sowie immer samstags im Kurier.