Der Rat will die Umgehung - ein bisschen

Von Moritz Kircher
Ortsumfahrung, Orstdurchfahrt, Eckersdorf am 20.04.2016. Foto: Ronald Wittek Foto: red

Der Eckersdorfer Gemeinderat hat sich nicht für und nicht gegen eine Ortsumgehung ausgesprochen. In seiner Sitzung am Dienstagabend hat das Gremium ausführlich diskutiert und entschieden: Die Umgehung soll im Bundesverkehrswegeplan enthalten bleiben, aber nicht mehr mit höchster Priorität. Die SPD machte einen Vorschlag, der Mistelbach mit ins Boot holen würde.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Seit Jahrzehnten geistert eine Ortsumgehung für Eckersdorf im Bundesverkehrswegeplan herum. Der Plan schreibt bundesweit fest, wo langfristig welche Straßen gebaut werden sollen. Dass eine Umgehung im Norden von Eckersdorf plötzlich höchste Priorität genießt, hat den Gemeinderat und Bürgermeisterin Sybille Pichl überrascht. Die Begründung des Bundesverkehrsministeriums lautet: Hollfeld, neu als Mittelzentrum eingestuft, und das Oberzentrum Bayreuth müssten möglichst verkehrsgünstig miteinander verbunden werden. Also raus mit dem Verkehr aus der langen Durchfahrt durch Eckersdorf und Donndorf.

Pichl will die Straße vorerst nicht. Unter anderem, weil sie 8000 Fahrzeuge pro Tag nicht als besonders belastend empfindet, weil sich der Lastverkehr in Grenzen halte, der Handel von den Durchfahrenden profitiere und die Möglichkeit bestehe, an der Bundesstraße im Ort auf Veranstaltungen in Eckersdorf aufmerksam zu machen. Auch der Flächenverbrauch für eine Ortsumgehung sei erheblich. Und: "Der neue Radweg am Matzenberg würde der Trasse sicherlich zum Opfer fallen." Argumente, die für eine Umgehung sprechen, sieht Pichl wesentlich weniger - am ehesten noch die sinkende Belastung durch Lärm und Abgase

CSU warnt vor "massivem Landschaftsverbrauch"

Der CSU-Fraktionsvorsitzende Winfried Parchent lehnt eine Ortsumgehung wegen des "massiven Landschaftsverbrauchs" ab und erinnerte an einen entsprechenden Beschluss, den der Gemeinderat vor wenigen Monaten erst gefasst habe. Claus-Dieter Vogel (CSU) sieht das Problem ohnehin nicht in der Umgehung, sondern wie der Verkehr nach Bayreuth abfließe. Wegen der Staus in den Stoßzeiten müsse Eckersdorf Gespräche mit der Stadt führen. "Da muss man auch mal Druck machen, das betrifft uns doch", forderte er.

Der FWG-Fraktionsvorsitzende Norbert Dörfler stellte fest, dass seine Fraktion nicht zu einem gemeinsamen Ergebnis gekommen sei. Er plädierte jedoch dafür, eine Umgehung nicht völlig abzulehnen, um sich eine Option für die Zukunft, in 20 oder 30 Jahren, offen zu halten

Die Bürgermeisterin hält eine Bürgerbefragung zur Ortsumgehung für angebracht. Da es sich nicht um eine Sache handele, die Eckersdorf zu entscheiden hat, könne es kein Bürgerbegehren geben. Aber die Stimmungslage im Ort würde sie dennoch gerne abfragen - mit Wahlsonntag und Wählerliste. "Die sieht man eindeutig die Wahlbeteiligung und die Tendenz", sagte sie.

Fehlendes Gesamtkonzept?

Ob dann auch ein Vorschlag der SPD zur Debatte steht, ist fraglich. Manfred Präcklein sprach sich für eine Ortsumgehung aus. Aber nicht im Norden, wie im Bundesverkehrswegeplan vorgesehen, sondern im Süden. Sein Fraktionsvorsitzender Reinhardt Schmidt nannte eine mögliche Nordumgehung "Stückwerk", aus dem "kein Gesamtkonzept" ersichtlich sei.

Für Präcklein wären mit der Südumgehung gleich zwei Probleme auf einen Schlag gelöst: die Ortsumgehung Eckersdorf und die für Mistelbach. Weniger Verkehr innerorts, mehr Verkehrssicherheit durch weniger Autos, weniger Lärm und Abgase, kurzum: mehr Lebensqualität in Eckersdorf. Eine Gefährung des innerörtlichen Handels sieht Präcklein im Gegensatz zur Bürgermeisterin nicht. Die Südumgehung habe gegenüber der Nordlösung den Vorteil, dass weniger Fläche verbraucht würde als für zwei getrennte Projekte. Außerdem könnte das gesamte Verkehrsaufkommen aus westlicher Richtung nach Bayreuth gebündelt werden.

Löst sich das Problem von selbst?

Braucht es noch eine Ortsumgehung, wenn zukünftig sowieso immer mehr Elektroautos auf den Straßen unterwegs sind? Diese Frage stellte sich Gerald Parchent (CSU). "Selbst wenn der Verkehr zunimmt, wird der Lärm dann weniger", sagte er. "Wir bauen jetzt vielleicht eine Ortsumgehung und hätten vom Lärm her in 20 Jahren gar keinen Bedarf mehr", sagte Parchent. Er sei "entschiedener Gegner der Umgehung".

Den Antrag der CSU-Fraktion, die Umgehungsstraße komplett abzulehnen, fand mit 9:11 Stimmen keine Mehrheit. Mit derselben Stimmenzahl lehnte der Rat den Beschlussvorschlag der SPD für eine Südumgehung ab. Gegen fünf Stimmen aus der CSU votierte das Gremium schließlich dafür, die Umgehung im Verkehrswegeplan zu halten, aber die Priorität herabzustufen. Der Beschluss ist nicht bindend für das Bundesverkehrsministerium. Und bald könnte ja noch eine Bürgerbefragung kommen.

Bilder