Der Fußball und die Stadt: Drei junge Männer aus Bayreuth haben großen Spaß für kleines Geld Für 150 Euro zur EM

Von Frank Schmälzle
Andreas Fehn im größten italienischen Fußball-Tempel: Das San Siro Stadion in Mailand hat der Fan aus Bayreuth auf seiner Liste bereits abgehakt. Jetzt fährt er zur EM. Foto: red Foto: red

Für Andreas Fehn startet die Mission Europameisterschaft im Sommer 2015. Die Europäische Fußball-Union Uefa hat gerade ihr Internetportal freigeschalten, auf dem sich Fans für Karten bewerben können. Für den 27-jährigen Bayreuther ist es ein Spiel mit vielen Unbekannten. Denn noch läuft die Qualifikation. Noch steht nicht fest, welche Teams in welchen Gruppen gesetzt sind. Wer sich für die EM qualifiziert. Fehn zockt – und ist heute mit seinem Gewinn durchaus zufrieden. Nächste Woche fliegt er mit seinem Bruder und einem Freund nach Nizza.

 
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„Wir hatten die möglichen Konstellationen durchgecheckt“, sagt Fehn, der bis vor ein paar Jahren bei der JFG Hummelgau und dem SV Gesees noch selbst am Ball war. Das Ziel: ein Spiel der Deutschen Fußballnationalmannschaft zu ergattern. Für 16 Partien bewirbt sich Fehn. „Es ging dann ziemlich flott.“ Einen Monat später weiß er Bescheid – oder auch nicht: Er hat Tickets für ein Spiel der Gruppe D. Am 17. Juni um 21 Uhr  in Nizza. Aber wer tritt da gegen wen an?

Dabei beim Spiel des amtierenden Europameisters

Das stellt sich in der Qualifikation und bei Auslosung heraus. Es wird die Partie Spanien gegen die Türkei. Enttäuscht, weil es doch kein Deutschland-Spiel ist? Nein, sagt Fehn. Spanien ist der amtierende Europameister. „Sportlich wird das sicher eine gute Begegnung.“ Das ist wichtig, aber darum geht es Andreas Fehn, seinem Bruder Markus und deren Kumpel Alexander Büttner nicht allein. Die drei sind Fußball-Fans der besonderen Art.

Ihr ganz persönliches Fußballpaket

„Für uns steht das Erlebnis Fußball im Mittelpunkt“, sagt Fehn. Und deshalb fährt er mit auch schon mal zu einem Drittliga-Kick nach Chemnitz. Weil er die Fan-Szenen kennt, weil er weiß,  wo Stimmung ist.  Oder er setzt sich ins Auto und fährt nach Pilsen. Ein Spiel der ersten tschechischen Liga anschauen. Die Stadt, das Stadion, die Fans – und natürlich auch das Spiel: Fehn and Friends schnüren sich ihr ganz persönliches Fußballpaket.

Spaß, sagt Andreas Fehn, haben sie immer. „Gemeinsam mit Freunden unterwegs zu sein und das Erlebnis zu teilen, das ist einfach toll.“ Manchmal aber stimmt wirklich alles. Wie damals im Oktober 2014 beim Champions-League-Spiel des AS Rom gegen den FC Bayern. Eine tolle Stadt und ein denkwürdiges Spiel haben sie erlebt. Bei dem 1:7 Auswärtssieg erteilten die Bayern ihrem Gegner eine Lehrstunde. „Ich wollte unbedingt mal eine deutsche Mannschaft bei einem Auswärtsspiel in der Champions-League erleben.“ Es hat sich gelohnt. Er war in Bundesligastadien, bei Spielen der Europa-League, bei Länderspielen. Er war in England und in Italien, Fußball und Städtetrip.  Die Champions-League, sagt Fehn, ist das Größte. Da sind die Fans heiß, da brodelt es im Stadion. Keine Spur von der Theateratmosphäre, die manchmal bei Länderspielen herrscht.

Früh buchen und Geld sparen

Wie es in Nizza wird? „Bestimmt super“, sagt Andreas Fehn. Am Donnerstag nächster Woche geht für ihn, seinen Bruder und seinen Kumpel der Flieger nach Nizza. Auf das Bier an der Standpromenade freuen sie sich fast so sehr wie auf das Spiel selbst. Das wird so ziemlich der einzige Luxus, den sich die drei Fußball-Freunde aus Bayreuth gönnen werden. Der Rest ist Low Budget. Der Flug kostet 70 Euro, das Ticket 60 Euro und die Übernachtung im 20-Betten-Schlafsaal eines Hostels nochmal 20 Euro.  Für 150 Euro kann man bei der EM dabei sein, sagt Fehn. Vorausgesetzt, man kümmert sich rechtzeitig darum, sagt Fehn. Flug und Unterkunft haben die Drei schon im vergangenen Sommer gebucht. „Bevor die Preise explodiert sind.“

Vorsicht? Ja. Angst? Nein.

Dass diese Europameisterschaft in Zeiten des Terrors stattfindet, „das haben wir im Hinterkopf“, sagt Fehn. Angst? Nein. Vorsicht? Ja. „Wir werden nicht auf die großen Plätze gehen, auf denen Public Viewing stattfindet“, sagt Fehn. Sie werden sich eine kleine Bar in Nizza suchen, da gefällt es den Dreien ohnehin besser. Sie werden lange vor dem Anpfiff am Allianz Riviera Stadion sein. Damit sie dem Andrang bei den Personenkontrollen entgehen. Mehr geht nicht. Und mehr muss auch nicht sein. „Ich habe großes Vertrauen in die französischen Sicherheitskräfte“, sagt  Alexander Büttner.

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