Wenige, aber qualitätvolle Aufführungen sah sie, „und zwar mit so billigen Preisen, daß auch die Unbegütersten daran teilnehmen und durch den Einfluß hoher Kunst zur Gesittung geführt werden könnten. Das wären Kulturaufgaben für die Regierungen, die besser wirken würden gegen Roheit und Verbrechen als Gefängnisse und Zuchthäuser“. So glücklich und froh hat nicht jeder seinem Glauben in die Kultur Ausdruck verliehen. Sie lernte Friedrich Nietzsche kennen, den sie förderte – und der sich später von ihr distanzierte, als sie an ihrer Freundschaft zu Wagner festhielt. In Bayreuth wohnte sie an der Dammallee übrigens mal in engster Nachbarschaft zu Wagners erstem Domizil innerhalb der Stadt.
Feind dem Militarismus
1876 erschien die erste Ausgabe der dreibändigen „Memoiren einer Idealistin“. Fortan galt ihr Leben ihrem schriftstellerischen und politischen Engagement. Sie schrieb Romane, Erzählungen und Artikel. Sie konzentrierte sich auf die Lage der Frauen – für die noch kein Wahlrecht vorgesehen war. Auch den Militarismus jener Zeit griff sie vehement an.
Sie lernte Romain Rolland kennen, mit dem sie zeitlebens eng befreundet war. Ihr letztes großes Werk, „Lebensabend einer Idealistin“, erschien 1898. Drei Jahre später war sie als erste Frau überhaupt für den Literaturnobelpreis nominiert – den allerdings der französischen Lyriker und Philosoph Sully Prudhomme erhielt. Erst acht Jahre später kam einer Frau, Selma Lagerlöff, die Nobel-Ehre zu. 1903 verstarb von Meysenbug in Rom. Sie hinterließ ihre Schriften und Gedanken. Für sie war klar, was klar sein sollte, bis heute aber – Stichwort Arbeitslohn – der Erfüllung harrt: „Die Frau ist so gut Staatsbürger wie der Mann“.