Der dritte Verhandlungstag Prozess gegen Bunkermann: War sein Chef durchtrieben oder gutgläubig?

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Der Angeklagte sitzt in Fußfesseln neben seinem Verteidiger Johannes Driendl. Foto: Ute Eschenbacher Foto: red

Hat ihn sein früherer Chef reingelegt? Oder war der selbst vielleicht zu gutgläubig? Durch ein Dickicht von Aktenordnern musste sich das Gericht auch am dritten Prozesstag gegen den Bunkerbauer aus Himmelkron schlagen. Alles ist anscheinend wichtig: eine Aktennotiz dort, Honorarvereinbarungen da.

 
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Dem 35-jährigem Bilanzbuchhalter wird, wie berichtet, Untreue in 28 Fällen vorgeworfen. Der höchste Fehlbetrag beläuft sich auf rund 18.000 Euro, der niedrigste liegt bei wenig mehr als 800 Euro. Der Gesamtschaden liegt laut Anklage bei 240.000 Euro. Das Geld soll der Himmelkroner verwendet haben, um unter seinem Wohnhaus einen Bunker zu bauen.

Doch er behauptet, den Großteil der Kosten von einer Erbschaft bezahlt zu haben. Nur ein Teil stamme aus dem Honorar, das er für die „Scheinrechnungen“ kassierte. Rechnungen nach Fantasienummern für Leistungen, die nie erbracht wurden.

Hat der Ex-Chef in angestiftet?

Nach der Darstellung des Angeklagten hat sein früherer Chef ihn dazu angestiftet, falsche Rechnungen auszustellen, um Umsatzsteuer zu kassieren. Die Beträge seien Bar ausbezahlt worden. Quittungen seien nicht ausgestellt worden. Dem Unternehmer aus dem Landkreis Kulmbach sei klar gewesen, dass das sein Geschäftsgebaren illegal gewesen sei.

Der Prozess am Montag beginnt mit leichter Verspätung: Der Angeklagte wird aus Hof von zwei Polizisten vorgeführt. Derweil hat seine Verlobte bereits im Zuschauerraum Platz genommen. Seit dem ersten Verhandlungstag sitzt sie im Zuschauerraum. Wie ihr Freund trägt sie einen dicken Aktenordner bei sich. Gebannt verfolgt sie die Verhandlung, in der es noch immer um das Zerwürfnis des Angeklagten mit seinem einstigen Arbeitgeber geht. Dieser wird am Dienstag als wichtiger Zeuge vernommen.

Das Verhältnis zum Ex-Chef ist zerrüttet

Das Verhältnis zwischen dem 35-Jährigen und dem Betrieb, in dem er einst eine Lehre Bürokaufmann absolvierte, ist zerrüttet. Mehrere Prozesse wurden schon gegeneinander geführt. Über den Ex-Chef sagt er heute: „Der erinnert sich nur an die Sachen, die man ihm schriftlich beweist. Alles andere weiß er nicht mehr. Das war Standard.“

Verteidiger Johannes Driendl fragt nach: „Haben Sie sich nie Gedanken gemacht, was das für ein Risiko für Sie ist?“ Sein Chef habe ihm nicht so viel vertraut wie der Vorgängerin. Da er sich aber selbst hätte anzeigen müssen, habe er das Ganze für nicht allzu riskant gehalten. Ein „todsicheres Geschäft“ also, wie es Staatsanwalt Bernhard Böxler formulierte? Anscheinend nicht, denn es ist schließlich irgendwann aufgeflogen.

Wohin floss das Schwarzgeld?

Als für einen Kreditantrag eine genaue Unternehmensdarstellung verlangt wurde, fielen die manipulierten Bilanzen auf. Die Steuerfahndung kam der Sache auf die Spur. Sie durchsuchte das Unternehmen und den Wohnsitz des ehemaligen Buchhalters. Dabei stieß sie auf den Bunker, die Waffen und das Marihuana.

Noch ist unklar, was mit dem Schwarzgeld passiert ist. So könnte es zum Beispiel zum Kauf von Garagen verwendet worden sein, die der Unternehmer anschaffte. Noch weiß man nichts Genaues. Vielleicht hat Vorsitzender Richter Michael Eckstein die richtige Vorahnung: „Der Unternehmer kann sehr gut einfach nur gutgläubig gewesen sein.“

Der Prozessverlauf:

Drogen, Bomben und Granaten: Prozessauftakt gegen den Bunkermann

Fiktive Rechnungen und Scheinbuchungen: Der zweite Verhandlungstag

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