Strahlender Sonnenschein und Temperaturen im zweistelligen Bereich haben die Bienen in diesem Jahr dazu animiert, schon frühzeitig den Flugbetrieb aufzunehmen. „Die Bienen haben die Wintertraube bereits aufgelöst und gehen dem Brutgeschäft nach“, schildert Imker Hermann Lochner die Situation.

„Ich habe schon am 7. Januar die ersten Bienen fliegen sehen, das ist extrem früh“, erklärt der Kulmbacher. Die Imker in Stadt und Landkreis Kulmbach haben die fliegenden Honiglieferanten derzeit ganz besonders im Blick. Denn die Situation für die Tiere ist nicht einfach. Zwar tragen die Bienen schon kräftig Pollen ein, sie finden Nahrung, weil Palmkätzchen, Krokusse und andere Frühblüher schon in voller Blüte stehen, doch es gibt immer wieder Tage, an denen die Temperaturen nur knapp die Acht-Grad-Grenze überschreiten. Und unter dieser Marke fliegen die Bienen nicht.

Frostperiode wäre schlimm

„Das Schlimmste, was jetzt passieren könnte, wäre noch einmal eine längere Frostperiode“, sagt Lochner. Denn die Bienen müssen jetzt schon die Brut versorgen, brauchen mehr Futter, als wenn sie noch in der Wintertraube verweilen würden. „Wenn es jetzt noch einmal kalt wird, kann es sein, dass das Futter knapp wird“, schildert der Experte die Situation, hofft aber das Beste. Vorsorglich lässt der Imker die Bienen in Ruhe, denn jede Störung ist zusätzlicher Stress. „Man muss sie ja nicht noch zusätzlich schwächen, indem man zu neugierig ist“, sagt Lochner und beobachtet das Flugloch. Für einen erfahrenen Imker ist das aufschlussreich.

Ebenfalls zu einem Problem kann die Varroa-Milbe werden. Denn die für die Tiere sehr gefährlichen Milben vermehren sich in den verdeckelten Brutzellen bereits. Das bedeutet: In diesem Jahr haben die Varroa-Milben besonders viel Zeit, ihre Zahl zu potenzieren. „Natürlich haben wir Imker alle die Winterbehandlung durchgeführt, aber der Zeitraum in diesem Frühling und Sommer ist dann sehr lang“, erklärt Lochner. Jetzt können die Imker nur abwarten – und sobald es warm genug ist, die Drohnenwaben ausschneiden. Denn die Waben der männlichen Drohnen werden bis zu acht Mal häufiger von den Milben besiedelt als andere. Durch das Ausschneiden werden viele Varroa-Milben entfernt. Eine Behandlung mit Ameisen- und Oxalsäure allerdings ist erst wieder möglich, wenn die Honigsaison vorüber ist.

„Wir müssen jetzt einfach abwarten, was das Wetter macht und wie die Bienen mit dem ausgefallenen Winter zurechtkommen. Erst dann können wir Imker sagen, ob es ein gutes oder schlechtes Jahr wird“, sagt Lochner und hofft natürlich vor allem darauf, dass die Obstblüte in diesem Jahr nicht wieder Frosteinbrüchen zum Opfer fällt wie im vergangenen Frühling. Denn im vergangenen Jahr gab es fast keinen Blütenhonig.