Wissenschaftler geben in einem Artikel im Fachmagazin „Royal Society Open Science“ an, dass die Asiatische Tigermücke in den 70er Jahren nach Europa eingeschleppt wurde und inzwischen in mehr als 20 Ländern des Kontinents vertreten ist. Bislang gab es in Deutschland keinen bekannten Fall von tropischen Krankheiten, die von Tigermücken übertragen worden sind. In benachbarten Ländern allerdings schon.
In Südfrankreich zum Beispiel wurden mehrfach Zika-Infektionen durch dort heimische Tigermücken gemeldet. Nachgewiesene Dengue-Infektionen gab es etwa auf Madeira sowie in Kroatien und Frankreich. Auch Chikungunya-Ausbrüche gab es im Mittelmeerraum bereits. Seit einigen Jahren gibt es aus dem Osten Deutschlands auch Meldungen von Menschen, die sich mit dem West-Nil-Virus angesteckt haben: Diese Erreger wurden allerdings nicht von Tigermücken übertragen, sondern von der heimischen Hausmücke.
Der Stich einer Tigermücke ähnelt dem einer normalen Stechmücke: Die betroffene Hautstelle rötet sich und beginnt zu jucken. Treten allerdings drei bis sieben Tage nach dem Mückenstich plötzlich hohes Fieber mit Schüttelfrost, Abgeschlagenheit, und vor allem sehr starke Kopf-, Gelenk- und Muskelschmerzen auf, sollte ein Arzt aufgesucht werden, um die Ursache abklären zu lassen.
Wie die Kommunale Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage (Kabs) aktuell mitteilt, müsse man sich im Hinblick auf Tropenkrankheiten derzeit keine Sorgen machen: Viren in den Tigermücken könnten sich nur bei sehr warmen Tagen und Nächten vermehren. „Vor dem Sommer passiert in der Richtung erst mal nichts“, teilte eine Sprecherin mit. Die Wahrscheinlichkeit für einen tropischen Krankheitsfall, der von eine Tigermücke übertragen wird, sei in Deutschland weiter sehr gering.
Da es gegen einen Teil der tropischen Erkrankungen wie dem West-Nil-Virus oder dem Chikungunyafieber keine Impfung gibt, empfiehlt das Centrum für Reisemedizin als Prophylaxe ausdrücklich, bis in den Herbst einen effizienten Mückenschutz anzuwenden. Dazu gehören mückenabweisende Sprays, Moskitonetze und langärmlige Hemden und Hosen. Seit Dezember 2022 ist in der EU ein neuer Lebendimpfstoff gegen das Dengue-Fieber für Erwachsene, Jugendliche und Kinder ab vier Jahren zugelassen. Er schützt vor der Infektion, aber auch vor einem schweren Verlauf mit Krankenhausaufenthalt. Der Impfstoff ist seit Mitte Februar 2023 in Deutschland verfügbar.
Um die Mücken bekämpfen zu können, versuchen Wissenschaftler herauszufinden, welche Arten wo verbreitet sind. Dabei hilft ihnen auch der sogenannte Mückenatlas, an dem sich jeder beteiligen kann: Mücke unversehrt einfangen, zum Beispiel mit einem Glas. Dann die Mücke einfrieren, in einer Streichholzschachtel verstauen und verschicken. Auf der Webseite des Mückenatlas (https://mueckenatlas.com/mueckenjaeger-werden/)findet man ein Formular zum Ausdrucken, auf dem Fangdatum, Fangort und die eigenen Kontaktdaten notiert werden können. Sowohl die Mücke als auch das Formular per Post an das Leibniz-Zentrum für Agrarlandforschung schicken, Stichwort „Mückenatlas“, Eberswalder Str. 84m, 15374 Müncheberg.