"Demokratie leben!"-Projekt Geschichten aus Benin

Ibukun Koussemou mit Sabine Goldschmitt: Der Integrationsbeauftragte sammelte die Geschichten. Die Kommunikationsdesignerin zeichnete die Figuren und übertrug sie auf farbigen Karton. Foto: /Ute Eschenbacher

Knapp 60 Seiten umfasst das Büchlein „Geschichten und Sprichwörter des Hügellandes“. Illustratorin Sabine Goldschmitt kennt Afrika und entwarf die passenden Bilder dazu.

 
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Bayreuth - Geschichten erzählen ist eine großartige Sache. Wer das richtig gut kann, zieht seine Zuhörer sofort in seinen Bann, vom ersten bis zum letzten Satz.

So eine wunderbare Geschichtenerzählerin war wohl die Großmutter von Ibukun Koussemou. Denn warum sonst könnte sich ihr mittlerweile erwachsener Enkel noch so genau daran erinnern?

Zwei Jahre lang sammelte der nach dem Studium in Bayreuth sesshaft gewordene Afrikaner die Geschichten seiner Kindheit. Für andere Kinder, aber auch für Erwachsene, die Freude an Erzählungen aus fernen Ländern haben. „Geschichten und Sprichwörter des Hügellandes“ nannte der heutige Integrationslotse der Stadt Bayreuth sein Büchlein. Ein Märchenbuch aus dem Benin, illustriert von Sabine Goldschmitt.

Darin zu finden sind Geschichten über schlaue Schamanen, wohltätige Affen, böse Zauberer, Waisenknaben, Freunde und Rivalen, über Hochmut, Taktlosigkeit und Diebstahl. Mehrere Schüler und Schülerinnen des Markgräfin-Wilhelmine-Gymnasiums lasen aus dem Buch vor. Zwei Geschichten waren auf Französisch zu hören, Koussemous Muttersprache. Um eine französische Ausgabe drucken zu können, sammelt er noch spenden.

Die deutschsprachige Ausgabe verlegte Eckhard Bodner aus Pressath. Sie entstand unter dem Dach der Caritas und mit Hilfe von Dolores Longares-Bäumler, der Leiterin der Beratungsdienste des Caritasverbandes Bayreuth Stadt und Landkreis und Trägerin der Bayerischen Staatsmedaille für soziale Dienste. Gefördert wurde das Buchprojekt über das Bundesprogramm „Demokratie leben!“ des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Das Buch trage dazu bei, Missverständnisse und Vorurteile über Menschen aus anderen Herkunftsländern abzubauen, sagte Gudrun Brendel-Fischer, Integrationsbeauftragte der Bayerischen Staatsregierung.

„Oma und Opa waren Bauern“, erzählte Koussemou. Die Züge, die in ihr Dorf fuhren, hatten kein Dach. Strom war nicht vorhanden, Feuer wurde aus Baumwolle und Palmöl gemacht. „Oma hat Geschichten erzählt. Manchmal auch, damit jeder im Zimmer bleibt und schläft. Es war schwer, die Geschichten ins Deutsche zu übertragen.“ Das Buch sei mit der Unterstützung Vieler entstanden. „Corona hat uns gezeigt, dass es wichtig ist, zusammenzuhalten“, sagte er. „Viele Menschen mit einer anderen Biografie leben hier. Bayreuth ist jetzt meine Heimat und hat mich akzeptiert. Daher ist das Buch für Bayreuth.“

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