Dean, Sissi, Winnetou: Helden des Kinos

Von Andrea Pauly

Vor 60 Jahren kam der Film "...denn sie wissen nicht, was sie tun" ins Kino. Der Film war einer der ersten, der den Zeitgeist aufgriff. Die Hauptrolle spielte James Dean. Er war bereits tot, als das Publikum ihn auf der Leinwand sah. Im Kurier sprechen fünf Pegnitzer über Kultfilme und ihre persönlichen Lieblingsstars.

 
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Dietmar Huttarsch ist Betreiber des Pegnitzer Regina-Kinos. Früher gab es drei Kinos in Pegnitz, heute ist seins das einzige. Der Kurier sprach mit ihm über den James-Dean-Klassiker und die Bedeutung von Jugendfilmen.

Was macht die Faszination von "...denn sie wissen nicht, was sie tun" aus?

Dietmar Huttarsch: Als ich den Film gesehen habe, hatte er schon ein paar Jahre auf dem Buckel. Dass er so legendär wurde, hing viel mit der Person James Dean zusammen: Dieser Blick, der ins Leere geht... Ich habe mal gehört, dass er kurzsichtig war und wirklich nicht viel gesehen hat. Was Elvis Presley in diesen Jahren für die Musik war, war er für den Film. Er hat schon Jahrzehnte vor den Beatles eine Jugendbewegung in Gang gesetzt. Bei den Älteren war er nicht gern gesehen, das ist unter dem Begriff "Halbstarke" gelaufen. Das waren Tunichtgute, die in der Ecke herumlungerten. Für die Jugend war es damals aber das erste Aufbäumen nach einer schlimmen Zeit.

Welche Bedeutung hat das Kino für die Jugend im Lauf der vergangenen Jahrzehnte gehabt?

Huttarsch: Schon eine große. Alle paar Jahre gibt es einen Film, der es schafft, den Zeitgeist einzufangen oder sogar etwas Neues anzustoßen.

Welche Filme haben es aus Ihrer Sicht noch geschafft, den Zeitgeist aufzugreifen? Welches waren die wichtigsten für die Jugendlichen?

Huttarsch: Vor 20 Jahren war das "Kids" - den musste man gesehen haben. Wenn man weiter zurückgeht, gab es "Easy Rider", der war auch noch eine Art Jugendbewegung, und dann fällt mir "Hair" aus der gleichen Zeit ein. Aktuell gibt es solche Beispiele nicht. Da liegt zum Beispiel "Fack ju Göhte" im Trend, der hat den Publikumsgeschmack der jungen Leute voll getroffen. Die Jugendlichen haben ihre Helden, aber die sind ein bisschen individueller als früher, weil der Markt viel breiter geworden ist.

Pegnitzer erinnern sich

Für den Kurier erinnern sich vier Pegnitzer an ihre Lieblingsstars aus der Kinder- und Jugendzeit:

Karin Pflaum, Inhaberin der gleichnamigen Bäckerei: "Als Jugendliche hat mein Taschengeld fürs Kino meistens nicht gereicht. Aber mit 18, 19 Jahren bin ich dann öfter gegangen. Besonders gerne bin in in die kleineren Kinos gegangen, weil da vor dem Film weniger Werbung lief. Damals gab es in Pegnitz noch drei Kinos. Bis heute gehe ich gerne mit meinem Mann ins Kino. Wir mögen Filme wie 'Lachsfischen im Jemen'. Den Luther-Film und „Die Päpstin“ fand ich toll, aber auch 'Der Englische Patient'. Kristin Scott Thomas ist eine tolle Schauspielerin. Wer mir auch immer gut gefällt, ist Robert Redford. Am besten fand ich 'Der Pferdeflüsterer'. Und was ich immer gesehen habe, waren die James-Bond-Filme, erst vor Kurzem den neuen. 'Goldfinger' war der beste: Roger Moore war noch einer dieser Schauspieler, die etwas Besonderes waren."

Dekan mit Faible für Cowboys und Indianer

Dekan Gerhard Schoenauer: "Die Filmhelden meiner Kindheit waren Pierre Brice und Lex Barker. Ich habe alle Karl-May-Bände gelesen. Was mich fasziniert hat, war die fremde Welt in diesen Büchern. Natürlich war es in vielen Dingen etwas geschönt, aber die Trennung zwischen Gut und Böse war eindeutig. Wir haben damals auch die Bilder zu den Filmen gesammelt. Die hatten wir, lange bevor wir die Filme im Fernsehen sahen. An meinen ersten Film kann ich mich auch noch erinnern: Das war 'Ivanhoe, der edle Ritter'". Da war ich so aufgeregt! Wir durften den Film bei einer Freundin meiner Eltern sehen, die schon einen Fernseher hatte. Das war etwa 1962. Ausgerechnet diese Freundin habe ich am Dienstag beerdigt. Das erste Mal im Kino war ich in Pegnitz, wo später 'Schall und Rauch' war, in 'Brüderlein und Schwesterlein'. Da war ich aber noch sehr jung."

Sissi rührte zu Tränen

Ida Langer, Inhaberin des Modegeschäfts: "Als '...denn sie wissen nicht, was sie tun' in die Kinos kam, das war meine Zeit, da war ich 17 Jahre alt. Damals sind wir jeden Sonntagnachmittag zu Fuß von Neudorf, wo ich aufgewachsen bin, nach Pegnitz gelaufen, um ins Kino zu gehen. Da gab es die Heimat- und Liebesfilme. Bei uns jungen Mädchen sind damals die Tränen geflossen. Unsere Stars waren damals Lieselotte Pulver, Curd Jürgens, Heinz Erhard, Peter Alexander, und für mich vor allem Romy Schneider. Die Sissi-Filme mit ihr waren herzzerreißend. Seit sie tot ist, kann ich ihre Filme nicht mehr ansehen. Es berührt mich bis heute und macht mich traurig, dass sie so jung gestorben ist. Später kamen dann die Karl-May-Filme mit Pierre Brice dazu. Und mit meinem Mann habe ich die vielen Western und die Gangster-Filme angeschaut. Das waren schöne Zeiten damals."

Fußball, Flipper, Don Camillo

Uwe Raab, Bürgermeister von Pegnitz: "In meiner Kindheit war Kulturgut Film keineswegs eine Errungenschaft für den Alltag. Erst Anfang der Siebziger Jahre gab es einen Fernseher in unserer Familie. Ich darf an drei Programme, mit Aufstehen zum Umschalten und dem Ende der Sendezeit um 24 Uhr, erinnern, wenngleich uns das als Kinder natürlich noch nicht betraf. Die ersten großen Ereignisse waren 1972 die Olympiade in München und die Fußball-EM, gefolgt von der Fußball-WM 1974 in Deutschland. Es entstand ein Gefühl, dass ich erst heute in Worte fassen kann: Man fühlte sich vernetzt mit der Welt, in gleicher Stimmung und Erwartung, wenn annähernd in jeden Haushalt beispielsweise das Endspiel gegen Holland übertragen wurde.

In dieser Phase meiner Kindheit begleiteten mich Filmhelden wie der Michel aus Lönneberga, Flipper oder Pippi Langstrumpf. Man wollte zu den Guten, den Gerechten, den Starken und den Gewinnern gehören, zu denen, denen es auch mal gelang, die Erwachsenenwelten zu knacken und deren Konventionen zu überwinden. Gesetzt waren auch Winnetou und Old Shatterhand. So sehr, dass wir über eine lange Zeit auf der Straße, den Wiesen und im Gelände des größeren Umkreises mit zu Pferden phantasierten Fahrrädern und geschnitzten Holzgewehren diese Rollen spielten.

Mit Don Camillo und Peppone kam das Faible für das wunderschöne Land Italien und natürlich für Humor dazu. In der kleinen Ortschaft Brescello in der Poebene können noch heute die Orginalschauplätze wie Kirche, Rathaus und Marktplaz, verbunden mit einem 'verbeulten' Don-Camillo-Museum besichtigt werden. Der fast kabarettistische Witz, der sowohl der Kirche als auch der Politik den Spiegel vorgehalten hat, sprach mich an. Und: Der scheinbare Widerspruch zwischen katholischer Kirche und dem im damaligen Italien praktizierten Kommunismus, der durch die beiden Hauptprotagonisten oft genug aufgelöst wurde, entfachte den Glauben und die Überzeugung daran, dass Gräben ganz kreativ, humorvoll und gewinnbringend überwunden werden können. Es wurden der gesellschaftliche Mief der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts aufgegriffen und Veränderungswille und Veränderungsmöglichkeit aufgezeigt.

"Born to be wild"

Ein guter Übergang zur eigentlichen kulturellen und gesellschaftlichen Revolution des vergangenen Jahrhunderts, des Rock'n'Roll und der Rockmusik kombiniert mit Mobilität ... für viele Menschen, auch für mich in meiner Jugend der Inbegriff von Freiheit und Unabhängigkeit, Aufbruch und Neuem, Ausbruch und Kult: Easy Rider mit Peter Fonda und Jack Nicholson als Schauspieler auf der Harley dem Sonnenuntergang entgegen oder den unvergesslichen Songs von Steppenwolf wie 'Born to be wild'. Goethe und Mozart hätten es nicht trefflicher beschreiben können."

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