Man kann endlos lange darüber philosophieren, ob die CSU das Projekt Ruhewald auf dem Gewissen hat. Weil sie einen allzu forschen Antrag stellte. Weil sie die Stadt knallhart zum Bau und zur Trägerschaft des möglichen Defizitbringers verpflichten wollte und damit eine durchaus denkbare Mehrheit im Stadtrat verprellte. In Stadtratskreisen raunt man, das sei vielleicht gar kein strategischer Fehler gewesen. Sondern clevere Strategie: So steht man in der Öffentlichkeit als aufrechter Streiter für eine Sache da, die viele Bürger gut finden. Und erreicht durch bewusst scharfe Forderungen, was man eigentlich will. Eine Ablehnung zu provozieren und die Stadt nicht an einen Ruhewald zu ketten. In der CSU-Fraktion jedenfalls gibt es nicht nur Befürworter des Ruhewaldes.

Abseits aller möglichen Ränkespiele und Legendenbildungen, ist eines Fakt: Die Verwaltung hat nach der Stadtratssitzung vom Mittwoch keinen Auftrag mehr, das Projekt weiterzuverfolgen. Es liegt auf Eis, wenn nicht mehr. Und das, obwohl sie eine vernünftige Lösung vorgelegt hatte. Nicht gleich den ganz großen Ruhewald. Erweitern, wenn Bedarf ist. Und eine fest vereinbarte Zusammenarbeit mit Ehrenamtlichen und Vereinen, damit der Ruhewald finanzierbar ist.

Wenn es trotz dieses Rückschlags noch etwas werden soll mit einem Ruhewald für Bayreuth, müssen pragmatische Lösungen her.

Erstens: Die Staatsforsten geben das Stück an der Hohen Warte, das für den Ruhewald vorgesehen ist, nur her, wenn die Stadt die Trägerschaft übernimmt. Das kann sie immer noch, denn der Stadtrat hat in derselben Mittwochssitzung einstimmig erklärt: Ein Ruhewald ist grundsätzlich sinnvoll. Die alte Lösung kann wieder aufleben.

Zweitens: Das klappt aber nur, wenn der Förderverein Ruhewald Farbe bekennt. Er kann nicht der Stadt Unterstützung von Ehrenamtlichen und Vereinen anbieten, damit die Kalkulation aufgeht. Und sich kurz vor der Entscheidung damit herausreden, dass Vereine keine langfristigen Verpflichtungen eingehen können.

Drittens: Wie wäre es mit einem Kompromiss? Die Stadt betreibt den Südfriedhof. Elisabeth Zagel (SPD) hatte vorgeschlagen, dort einen Ruhewald anzulegen. Das geht, wenn man es will. Das spart eine Menge Geld und Streit. Man hätte ihr zuhören und seine Maximalforderungen hinterfragen sollen.


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