Eine Gerichtsverhandlung war eine mit großem Ernst betriebene Veranstaltung und hatte viel Ähnlichkeit mit heutigen Verfahren, obwohl sie durchwegs von Laien abgehalten wurde. Unterlegene hatten die Möglichkeit, sich an höhere Instanzen zu wenden.
Doch weder niedrige noch hohe Instanzen halfen, wenn der Lehensherr den Frondienst einforderte. Das geschah oft ohne Rücksicht auf die Belange der einfachen Leute, die in dieser Zeit eigene Felder und Arbeit liegen lassen mussten.
Bisher unbekannte Siedlung
Auch bisher nicht Bekanntes konnte Thoma dem alten Landbuch entnehmen. Zum Beispiel, dass es 1536 bei Lützenreuth eine bisher unbekannte Wüstung (also eine aufgegebene Siedlung) namens Droschenreuth gegeben hat, die um 1500 verlassen worden war. Auch die Vielfalt der Währungen, die in und um Gefrees früher galten, war neu für Thoma: das Spektrum reichte von sächsischem bis Würzburger Geld. Markus Thoma ist überzeugt, dass auch ein Fachbuch heute nur noch sein Publikum findet, wenn auch Abbildungen darin sind. Zusätzlich hat sein neues Werk zahlreiche Karten und interessante Tabellen. Einer kann man zum Beispiel entnehmen, dass vor 500 Jahren Metzlersreuth größer war als Bischofsgrün. Auf den Karten sind unter anderem alle Mühlen vor einem halben Jahrtausend verzeichnet, alte Straßenverläufe oder die Grenzen der Herrschaftsgebiete im Mittelalter.
Auch ein Personenregister enthält das Buch – mit vielen auch heute noch in der Region verbreiteten Nachnamen. So taucht unter den gut 600 Personen allein zwölf Mal der Name Ruckdeschel in unterschiedlichen Schreibweisen auf. Flurnamen sind nach Orten untergliedert ebenfalls gezielt in dem Buch zu finden.
Info: „Das Landbuch der Ämter Berneck, Gefrees und Goldkronach von 1536“, DIN A 4, 280 Seiten, etwa 30 Bilder und Karten, 29,90 Euro. Erhältlich ab 29. September in Gefrees: Schreibwaren Müller, Raiffeisenbank, Sparkasse; in Bad Berneck: Schreibwaren Münch, Tourist Info; in Bischofsgrün: Tourist Info; in Goldkronach: Rathaus; Bayreuth: Markgrafenbuchhandlung.