Daniel Nitt: Einfach gut gemacht

Von Wolfgang Karl
10.04.2016, Zentrum, Daniel Nitt, Foto: Andreas Harbach Foto: red

Etwas leicht erscheinen zu lassen, ist schwierig - und schon so gesehen macht Daniel Nitt einen ziemlich guten Job. Jetzt stand der Produzent und Komponist im Zentrum selbst auf der Bühne. Wie sich der Pegnitzer bei seiner Rückkehr nach Oberfranken schlug.

 
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Gut hundert Menschen sind in die Kleinkunstbühne im Zentrum gekommen. Daniel Nitt ist zurückgekehrt, in seine alte Heimat Oberfranken. Der Pegnitzer spielt Live-House-Pop irgendwo zwischen Kygo und Rudimental. Das Publikum geht mit, einige tanzen sogar. 

Ist ja auch gut anzuhören, was Daniel Nitt da macht. Man merkt, dass der Mann schon Hits für Bands wie Rosenstolz geschrieben hat: Die elektronischen Eisnpieler, sein Gesang und sein Live-Spiel wirken perfekt wie eine Studio-Session. Dazu kommt eine Lichtshow, die Kraft aus ihrer Einfachheit zieht: mehr als sechs Glühbirnen, einzeln angesteuert und in einem Halbkreis angeordnet, braucht Nitt nicht. Man hat solche Töne schon öfter gehört, so präsentiert ist es aber dennoch etwas Neues.

Jede Menge Samples zur Verfügung

Hier ist ein echter Pop-Profi am Werk, der weiß, wie er sich helfen kann. Ein Beispiel ist „The book of love“ - das ja ursprünglich ein Progressive Rock-Stück ist. Ein einzelner Mann kann das eigentlich nur unter Zuhilfenahme von Electronica bewältigen. Genau das macht Daniel Nitt. Es ist interessant zu sehen, wie er Synthesizer und Effektgeräte bedient: Er steht vorm Instrument, tänzelt, während die eine Hand am Regler dreht und die Finger der anderen in die Tasten haut.  Beinahe wie bei einem klassischen Pianokonzert muss jeder Klang sitzen. Nur kann er mit Hilfe der elektronischen Geister natürlich große Basslinien und jede Menge Samples dazuzaubern.

Der ganze Auftritt liegt dann wohl irgendwo zwischen dem Auftritt eines Liedermachers und dem eines DJs, der sein Produkt vorm Publikum abmischt. Die wenigsten der Stücke, die Nitt zum Besten gibt, stammen tatsächlich von ihm. Aber eigene Erfingungsgabe kann man bei Musikern der Klassik ja auch nicht verlangen.

Nitt spielt vor allem Balladen. Mit seiner warmen Stimme und den teils gehauchten Strophen trifft er den Zeitgeist. Melancholie mit dem Hang zum Erhabenen. Wobei - melancholisch sagt man ja schon gar nicht mehr, vielmehr spricht man von „deep“ – und meint damit irgendwie in Moll, gedämpft und vielleicht ein bisschen tiefgründig. 

Auf Englisch klingt es besser, halt irgendwie "deep"

Nitt singt von einem Mädchen, das ihm den Kopf verdreht hat, aber es wird nie was werden mit den beiden, und so bleibt seine Stimmung wohl im Keller. Das klingt auf Deutsch nicht so vielsagend und hintergründig wie auf Englisch. Vor allem ist auf Englisch die Unschärfe größer - und schließlich geht's ja um Gefühl und nicht um harte Fakten.

Nitt erreicht die Menschen. Das ist famoses Handwerk. Große Kunst ist es nicht. Aber das muss Pop ja nicht immer sein. Daniel Nitt macht letztendlich schon alles richtig. Etwa, als er erzählt, dass Paul van Dyk ihm immer wieder versprochen hat, einen gemeinsamen Song zu veröffentlichen. Immer wieder hat das Management ihn vertröstet. Und jetzt? Liegt van Dyk im Krankenhaus. Also singt Nitt den Song einfach  selbst - nicht van Dyk, sondern zusammen mit dem Publikum. Als wirklich lieb gemeinten Gruß ins Krankenhaus. Er hält  einen Selfie-Stick hinter sich, um das Publikum einzufangen. Der Saal singt auch tatsächlich nach Möglichkeit mit. Die Geschichte , das mit dem gemeinsamen Plan, mit dem Gruß ins Krankenhaus, hatte einfach was.

Hallelujah (Video Unplugged) von Daniel Nitt auf tape.tv.

Das ist schlicht und einfach Entertainment, einfach gut gemacht. Das heißt: Einfach ist das gar nicht. Aber gut. 

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