Creußener Lukas Ohlraun auf Radlurlaub 700 Kilometer ohne Plattfuß

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Bratislava war das Ziel der Radtour von Lukas Ohlraun. Foto: red Foto: red

Lukas Ohlraun wollte einen ganz anderen Urlaub. Er wollte etwas sehen und suchte die sportliche Herausforderung. Und das hat der 24-Jährige aus gefunden, als er auf dem wenig befahrenen Radweg von Prag nach Bratislava fuhr. Bisher ist er mit seinen Eltern zum Campen gefahren, zweimal hat er auch schon einen All-inclusive-Urlaub gemacht. Aber diesmal sollte es etwas anderes sein. Und das war es auch.

 
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Elf Tage war er unterwegs, hat 700 Kilometer – ohne Platten – absolviert. „Zwischen 69 und 146 Kilometer am Tag, die längste Etappe war die letzte nach Wien rein“, erzählt Ohlraun. Da hat er sich dann auch einen Sonnenbrand geholt. Ansonsten war das Wetter okay, die ersten beiden Tage 30 Grad, dann immer so um die 24 Grad. Nur einmal hat es geregnet. „Die Berge waren manchmal schon eine Herausforderung“, so der 24-Jährige weiter. 20 Prozent war einmal das Gefälle – auf Schotter. Da hat er dann bergab lieber geschoben. „Verfahren habe ich mich nur selten. Wenn, dann, weil ich die Schilder nicht gesehen habe oder weil schlecht beschildert war“, erinnert er sich.

Jede Etappe vorher geplant

Die Strecke, jede einzelne Etappe hat er vorher sorgfältig geplant, die Hotels im voraus gebucht. „Und ich habe die Strecke so geschafft, wie ich es wollte“, ist Ohlraun stolz. Los ging es mit dem Zug von Nürnberg nach Prag. Dann ging es auf dem sogenannten Greenway über Wien nach Bratislava. Und der Name hielt, was er versprach. Lukas Ohlraun zeigt seine Bilder. Grün, grün, grün – so weit das Auge reicht. Eine herrliche Landschaft, die Orte sauber hergerichtet. Die Strecke führte über Straßen und Felder, manchmal auch durch den Matsch. Und immer wieder Berge, vor allem in der Tschechischen Republik, den kleinen Karpaten. „Die waren teilweise ganz schön steil und die Anstiege lang“, so Ohlraun. Einmal ging es auf einer Länge von vier Kilometern 120 Meter hoch.

Meistens ist Lukas Ohlraun alleine gefahren. „Das war total entspannend, ich bin zur Ruhe gekommen“, erinnert er sich. Zwischendrin hat er manchmal Leute gefunden, eine Etappe ist er mit einer Gruppe, die er im Hotel zuvor kennengelernt hatte, zusammen gefahren. Von Österreich zur Tschechischen Republik ging es oft stundenlang auf Feldern an der Grenze entlang. „Mein einziges Ziel war es, anzukommen“, sagt Ohlraun. Acht Kilo Gepäck hatte er auf seinem Träger dabei, dann noch einmal vier Kilo im Rucksack. Zwei Radgarnituren, eine lange und eine kurze Jeans, eine Wind- und eine Regenjacke – das musste reichen. Zwischendrin hat er mal gewaschen und am Gepäckträger während der Fahrt getrocknet. Und dann war da noch die Flasche Weißwein, die er beim Besuch eines Weinberges mittendrin geschenkt bekommen hat und die er dann den ganzen restlichen Weg dabei hatte.

Wien ist mehr touristisch

In Wien und Bratislava hat er jeweils ein paar Tage verbracht. Welche der beiden Städte hat ihm mehr gefallen? „Bratislava“, sagt Ohlraun sofort, „das ist eine junge Stadt mit vielen Studenten. Nicht so spießig wie Wien.“ In Bratislava hat er viele Leute kennengelernt, Clubs und Bars besucht, die Stadt angeschaut. Außerdem hat er ein WM-Spiel der Handballdamen angeschaut. Ohlraun ist selber seit Jahren aktiver Handballer. „Wien ist mehr auf den Tourismus ausgerichtet“, hat er festgestellt.

Ein ganzes Stück ist er am ehemaligen Eisernen Vorhang entlanggeradelt und in Vrano nad Dyji hat er seinen ersten Stausee gesehen. Der schönste Teil seiner Tour war die Fahrt durch den Nationalpark bei Laar da Taja. Viele alte Grenzanlagen und -zäune gab es da noch, im Wald immer wieder Bunker und Panzersperren. Auf Infotafeln war der geschichtliche Hintergrund erklärt.

Bilder nach Hause geschickt

Abends war Ohlraun immer kaputt. Essen und schlafen war dann meist nur noch. Viel einheimische Küche, Wiener Schnitzel und jeden Tag Palatschinken, schwärmt der 24-Jährige. Trotzdem hat er während der gesamten Zeit vier Kilo abgenommen. „Die habe ich bei Mutter aber jetzt schon wieder drauf“, sagt er lachend. Per Whats App hat er einige Bilder nach Hause geschickt. Seine Mutter Monika war beruhigt, wenn sie am Abend etwas von ihm hörte. „Man weiß ja nie“, sagt sie, „wenn er da so alleine ist und stürzt? Das bekommt doch keiner mit.“

Genervt war Lukas Ohlraun nur auf dem Heimweg etwas. Als der Fernbus von Bratislava nach Wien drei Stunden Verspätung hatte. Da hat er dann auch seinen Tacho verloren. Ansonsten ist ihm nichts abhanden gekommen. „Nachdem mir mein Vorgängerrad geklaut wurde, habe ich auch aufgepasst“, erzählt er. Er hat während der ganzen Tour darauf geachtet, dass sein Mountainbike sicher untergebracht war. Einmal hat er es sogar im Frühstücksraum an die Heizung angekettet. Da war es sicher.

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