UEFA verteidigt sich
Seehofer appellierte an die UEFA, die Entscheidungen über die Besucherzahl in den Stadien „nicht auf die örtlichen Gesundheitsbehörden abzuschieben“. Laut des Ministers sollte der Verband „klar erklären: Wir wollen das nicht, wir reduzieren die Zuschauerzahl“. Der Kommerz dürfe „nicht den Infektionsschutz für die Bevölkerung überstrahlen“.
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Die UEFA sieht den Sachverhalt völlig anders und will laut ihrer Stellungnahme auf SID-Anfrage alle verbleibenden EM-Spiele „wie geplant ausgetragen“. Die Maßnahmen seien „vollständig auf die Vorschriften der zuständigen lokalen Gesundheitsbehörden abgestimmt“. Die „endgültigen Entscheidungen“ hinsichtlich der Zuschauerzahlen würden „in die Zuständigkeit der lokalen Behörden“ fallen.
Lauterbach erhebt schwere Vorwürfe
„Es kann nicht völlig ausgeschlossen werden, dass Veranstaltungen und Versammlungen letztendlich zu einem lokalen Anstieg der Fallzahlen führen könnten“, äußerte der medizinische Berater der UEFA, Daniel Koch. Dies würde aber nicht nur für Fußballspiele gelten, sondern für alles, was „nun im Rahmen der von den zuständigen lokalen Behörden beschlossenen Lockerungsmaßnahmen erlaubt“ ist.
Zuletzt hatte Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach schwerste Vorwürfe gegen die UEFA erhoben. „Es haben sich sicherlich Hunderte infiziert und diese infizieren jetzt wiederum Tausende“, twitterte Lauterbach mit Blick auf das Achtelfinale zwischen England und Deutschland (2:0): „Die UEFA ist für den Tod von vielen Menschen verantwortlich.“
60.000 in Wembley geplant
Am Dienstag hatten im Londoner Wembley-Stadion 45.000 Fans den Sieg ihrer Three Lions über den Erzrivalen gefeiert. Statt der geforderten Reduzierung der Zuschauerzahl ist bisher das Gegenteil geplant. Bei den Halbfinals und dem Endspiel dürfen jeweils sogar über 60.000 Zuschauer in die Arena.
Mittlerweile haben zahlreiche Experten und Spitzenpolitiker ihrem großen Ärger über die UEFA Luft gemacht. Die Zuschauer-Strategie wurde unter anderem als „unverantwortlich“ und „unverfroren“ bezeichnet. Angesichts von Meldungen über mehrere Tausend Coronafälle im Zusammenhang mit der EM an diversen Spielorten scheinen die Kritiker richtig zu liegen.