Wie gefährlich sind Treffen im Freien?
Nach Ansicht der Forscher sind das Flanieren auf Flusspromenaden, der Aufenthalt in Biergärten, das Joggen oder Radfahren unproblematisch. Debatten über den Infektionsschutz in diesen Bereichen sind eher kontraproduktiv. So seien Maßnahmen wie die Maskenpflicht beim Joggen an Alster und Elbe in Hamburg eher symbolischer Natur und ließen „keinen nennenswerten Einfluss auf das Infektionsgeschehen erwarten“, schreiben die Experten. Außerdem dürften in den kommenden warmen Monaten draußen zusätzliche saisonale Effekte greifen: So nimmt bei höheren Temperaturen die Stabilität der Virushülle ab. Sonnenstrahlen, insbesondere UV-Strahlung, schädigen die genetische Information des Virus – der Erreger wird inaktiviert. Hinzu kommt, dass im Sommer das menschliche Abwehrsystem anders arbeitet als im Winter. Auch bildet der Körper bei mehr Sonnenlicht mehr Vitamin D, was die Immunabwehr zusätzlich stärkt. Wie stark saisonale Effekte das Infektionsgeschehen allerdings zu bremsen vermögen, ist unklar.
Wie sinnvoll sind Ausgangssperren?
Mit Ausgangsbeschränkungen will die Politik verhindern, dass sich Menschen zeitweise überhaupt treffen. Doch Maßnahmen wie diese versprechen aus Sicht der Wissenschaftler mehr, als sie halten können. „Die heimlichen Treffen in Innenräumen werden damit nicht verhindert, sondern lediglich die Motivation erhöht, sich den staatlichen Anordnungen noch mehr zu entziehen“, schreiben sie. „In der Fußgängerzone eine Maske zu tragen, um anschließend im eigenen Wohnzimmer eine Kaffeetafel ohne Maske zu veranstalten, ist nicht das, was wir als Experten unter Infektionsvermeidung verstehen“, heißt es in dem Brief.
Welche Maßnahmen können dann die Menschen besser schützen?
Grundsätzlich sollten Treffen in Innenräumen so kurz wie möglich gestaltet werden, raten die Forscher. Zudem sollte man mit häufigem Stoß- oder Querlüften Bedingungen wie im Freien zu schaffen. Effektiv ist es auch, grundsätzlich Masken in Innenräumen zu tragen sowie Raumluftreiniger und Filter überall dort zu installieren, wo Menschen sich länger in geschlossenen Räumen aufhalten müssen – etwa in Pflegeheimen, Büros und Schulen. „Die Kombination dieser Maßnahmen führt zum Erfolg“, heißt es weiter. „Wird das entsprechend kommuniziert, gewinnen damit die Menschen in dieser schweren Zeit zugleich ein Stück ihrer Bewegungsfreiheit zurück.“